Deutschlandweite Aktionswoche der Jobcenter



Die Bundesregierung hat beschlossen, das Vertriebene aus der Ukraine seit dem 01.06.2022 anerkannten Flüchtlingen gleichgestellt werden und keine Leistungen mehr nach dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalten, sondern Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch Zwei (SGB II). Damit kümmern sich nun die örtlichen Jobcenter in den Kommunen des Kreises Borken um die finanziellen Hilfen und unterstützen die Menschen dabei, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Im gesamten Kreisgebiet betrifft dies mittlerweile rund 800 geflüchtete Familien mit ihren Kindern, die nun Leistungen nach dem SGB II erhalten.

Im Rahmen der vom 20. bis zum 26. Juni 2022 stattfindenden vom Deutschen Landkreistag und Deutschen Städtetag initiierten Kampagne „Kommunale Jobcenter – Stark. Sozial. Vor Ort.“ informieren die 104 kommunalen Jobcenter in ganz Deutschland in diesem Zusammenhang über ihre Beratungs- und Betreuungsaufgaben.

Für den Kreis Borken werden sie nachfolgend am Beispiel des örtlichen Jobcenters der Stadt Bocholt beschrieben:

In Bocholt leben derzeit circa 140 Familien, die aus der Ukraine geflüchtet sind und vom örtlichen Jobcenter der Stadt Bocholt unterstützt werden. Dahinter befinden sich circa 180 Personen, die erwerbsfähig sind und damit grundsätzlich einer Arbeit nachgehen könnten. Aktuell sind dies überwiegend Frauen in der Altersgruppe zwischen 25 und 50 Jahren. Damit die Jobcenter diesen Personenkreis bestmöglich unterstützen können, stehen für sie folgende zentralen Fragen im Mittelpunkt: Wie findet man heraus, welche Themen für die Menschen tatsächlich relevant sind? Ist es eher die psychosoziale Betreuung, das Erlernen der deutschen Sprache und/oder die Aufnahme einer Beschäftigung?

Das Jobcenter Bocholt versucht einerseits, sich diesen Fragen über Gruppenveranstaltungen in der zentralen Unterbringung im ehemaligen „Yupidu“-Gebäude zu nähern. „Wichtiger und intensiver aber sind die vielen Einzelgespräche, die seit Ende Mai bereits durch die Beratungsfachkräfte im Jobcenter Bocholt geführt werden“, erklärt Dirk Stücker, Leiter des Teams „Fallmanagement“ des Jobcenters der Stadt Bocholt. Wertvolle Unterstützung leisten dabei die Sprachmittlerinnen und Sprachmittler, die vom Kommunalen Integrationszentrum des Kreises Borken organisiert werden. „Ohne deren Hilfe könnten diese Gespräche gar nicht stattfinden“, betont Dirk Stücker.

In den Beratungsgesprächen stellte sich heraus, dass die Menschen aus der Ukraine – trotz ihrer traumatisierenden Erfahrungen – gerne arbeiten möchten, sobald die Kinder durch Schule, Kita oder Ähnliches versorgt sind. Neben der reinen Jobsuche haben sich jedoch viele andere vorrangige Themen ergeben, wie zum Beispiel Fragen zu Sprachförderung, Übersetzungsbüros, psychologischen Beratungsstellen, ÖPNV, Sozialkaufhäusern, Freizeitangeboten für Kinder, Infos zum deutschen Schulsystem usw. – Dinge, die den Alltag betreffen und eine Integration erst möglich machen.

Die weitere Betreuung wird im Jobcenter in Bocholt über das dort bestehende Team der „Werkakademie“ organisiert. Dort werden regelmäßig Zielgruppen betreut, die einer besonderen Ansprache bedürfen. Die Aktivitäten finden überwiegend in Gruppen statt, gleichwohl ist ein persönlicher Kontakt gewährleistet. Die „Werkakademie“ greift die Inhalte und Themen auf, die sich in den vorgenannten Beratungsgesprächen ergeben haben und bietet dazu konkrete Angebote an.

Ein erstes Angebot zum Thema „Leben und Arbeiten in Deutschland“ findet am 21. Juni 2022 statt – die Nachfrage in Bocholt war so hoch, dass ein weiteres Angebot zu diesem Thema am 30. Juni 2022 folgen wird. Die Anmeldungen werden über die Beratungsfachkräfte koordiniert.

Zudem ist in Bocholt in Kürze ein Bewerbungstraining für diejenigen geplant, die kurzfristig eine Arbeit aufnehmen möchten. Hier können die Teilnehmenden gemeinsam mit dem Team der „Werkakademie“ Bewerbungsunterlagen erstellen und Fragen zu Stellengesuchen, Bewerbungsgesprächen u. ä. klären.

Das Team der „Werkakademie“ im Jobcenter Bocholt ist nun gespannt, zu welchen Themen weiterer Beratungsbedarf besteht, wie beispielsweise zur Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen oder zum deutschen Ausbildungssystem. Hier werden die nächsten Wochen zeigen, wie sich die Zukunftsperspektiven der Menschen entwickeln, um sie darauf aufbauend individuell bei ihrer Integration unterstützen zu können.

Neben den Aktivitäten im Jobcenter Bocholt sowie in den anderen 16 örtlichen Jobcentern des Kreises besteht ein umfangreiches Angebot an Aktivierungs- und Beschäftigungsmaßnahmen, welches die Fachkräfte für die Menschen nutzen können. Aktuell ist ein Online-Angebot in Planung, bei dem in Form von Einzelcoachings in ukrainischer Sprache die Bedarfe der Einzelperson gemeinsam erarbeitet werden. Die Fachkräfte in den Jobcentern können die dort gewonnenen Erkenntnisse so direkt für die weiteren Schritte nutzen. Ein weiterer Vorteil ist, dass zum Beispiel auch Frauen, die aktuell wegen fehlender Kinderbetreuungsmöglichkeiten wenig mobil sind, dieses Angebot wahrnehmen können, um für sich an einer Perspektive zu arbeiten.

Zum Hintergrund: Aktionswoche der kommunalen Jobcenter
Der Kreis Borken ist einer von bundesweit 104 Landkreisen und kreisfreien Städten, die kommunale Jobcenter betreiben. Die übrigen 302 Jobcenter agieren in gemeinsamer Trägerschaft von Kommune und lokaler Agentur für Arbeit.

Im Rahmen der Kampagne „Kommunale Jobcenter – Stark. Sozial. Vor Ort.“ rufen der Deutsche Landkreistag und der Deutsche Städtetag die 104 kommunalen Jobcenter zu einer Aktionswoche vom 20. bis 26.06.2022 auf. Ziel ist es, dass die kommunalen Jobcenter in dieser Zeit ihre Arbeit und ihre Angebote vorstellen und darüber mit Bürgerinnen und Bürgern, Politik, Wirtschaft, Medien und Fachöffentlichkeit ins Gespräch kommen.

Das Team Werkakademie von links nach rechts: Markus Schmidt-Clarner, Sandra Terweide, Jessica Lage und Christine Sasse

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Quelle: Kreis Borken

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