„Die Stadt ohne Mond“ – Fotografien von Bernd Kamer

Lesezeit ca. 3 Min.

Das GrenzBlickAtelier freut sich, die außergewöhnlichen Fotografien von Bernd Kamer ausstellen zu dürfen. Der aus Hannover stammende und nun in Bocholt lebende Fotograf zeigt uns unter dem poetischen Titel „Die Stadt ohne Mond“ ganz besondere Bilder: Venedig bei Nacht. Kamer nutzte dabei allein das vorhandene Licht von Straßenlaternen oder anderen Lichtquellen einer Stadt. Der Mond hingegen bleibt verschwunden. Mit diesen Bildern von Venedig legt Bernd Kamer das Vergangene einer Stadt offen, die von der Vergangenheit lebt.

Von Venedig hat wohl fast jede Person vor dem ersten Besuch eine medial vermittelte Vorstellung im Kopf. Sei es aktuell durch Berichte über riesige Kreuzfahrtschiffe in der Lagune und Eintrittsgeld für Tagestouristen. Oder durch die Gemälde venezianischer Maler wie z.B. Bellini, Tizian oder Canaletto. Oder durch die Literatur – man denke dabei an Thomas Manns Novelle „Der Tod in Venedig“. Wobei diese Novelle 1971 durch Luchino Visconti mit Dirk Bogarde in der Hauptrolle, untermalt von Gustavs Mahlers Musik, in einen fulminanten Film umgesetzt wurde. Auch eine Kurzgeschichte von Daphne du Maurier wurde meisterlich verfilmt: „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ (im Original „Don’t Look Now“) mit Donald Sutherland und Julie Christie. Und das sind nur zwei Beispiele. Die Lagunenstadt begeistert seit jeher.
Schon von gut betuchten englischen Reisenden des 18. Jahrhunderts wird berichtet, dass sie sich bei ihrem ersten Besuch wie zu Hause fühlten, da sie den Anblick Venedigs schon von Canalettos Veduten oder von davon angefertigten Radierungen kannten. Und ähnlich ergeht es heutigen Besuchern: Venedig ist einfach präsent.

Das heutige Bild einer Stadt, die nur noch Fassade und Bühnenbild für die eigene glorreiche Vergangenheit ist, formte sich relativ schnell Anfang des 19. Jahrhunderts, nachdem Venedig seine Unabhängigkeit durch Napoleon verloren hatte. Seitdem ist der Verfall und das Versinken Dauerzustand Venedigs. Aber das ist natürlich auch der Reiz „dieser unwahrscheinlichsten aller Städte“, so eine Formulierung von Thomas Mann, der 1911 aus Venedig wegen einer Cholera-Epidemie abreisen musste.

Der Fotograf Bernd Kamer überlegte sich Ende 2021 – Corona war gerade am Abklingen – für eine Woche nach Venedig zu reisen. Eine Stadt, die ihn als Synonym für Massentourismus vorher nicht interessiert hatte. Da es nur für eine Woche sein sollte, legte er vorher fest, nachts zu fotografieren. Er hatte schon vor seinem Fotografie-Studium in Essen Nachtaufnahmen seiner Heimatstadt Hannover aufgenommen und fand, dass sich das gut auf Venedig übertragen lässt, als Methode dem Bekannten etwas entgegenzusetzen. Auch seine Erfahrungen mit der analogen Großformattechnik und der damit verbundenen sorgfältigen Standpunktwahl mit dem Stativ prägen seine Venedig-Bilder.

Zu sehen sind in dieser Ausstellung Bilder der speziellen, vergangenheitsgesättigten Architektur Venedigs, theatralisch ausgeleuchtet durch elektrisches Licht, aufgezeichnet durch den Fotoapparat, der das Gegenwärtige der Aufnahme in die Vergangenheit des Prints überführt.

Vorschau auf Veranstaltungen im GrenzBlickAtelier im Oktober:
Am Samstag, 12. September findet eine „Wein(blind)verkostung“ von weißen und roten Weinen inmitten der schönen Venedig-bei-Nacht Fotografien statt. Die Weine, die vom „Weinhaus Bocholt“ kommen, werden durch Käse, Brot und Häppchen begleitet (Unkostenbeitrag: € 29,90). Beginn ist um 17.00 Uhr. Eine Anmeldung ist erforderlich: info@grenz-blick.eu.

Fotocopyright: Bernd Kamer

  1. Elisabeth Kortenhorn says:

    Hört sich sehr schön an…aber von wann bis wann ist diese Ausstellung? Und wo? Nicht jeder weiß, wo das GrenzBlickAtelier ist.
    Schade, dass diese Informationen nicht gegeben werden.

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