Serie 36,5 Grad : Kleiner Lou ganz groß

Serie 36,5 Grad : Kleiner Lou ganz groß

Von BERTHOLD BLESENKEMPEREin Hut auf dem Kopf, ein Schal um den Hals und den Schalk im Nacken. Lou Dynia lacht. „Als kleiner Mann musst du eben immer versuchen aufzufallen“, meint der vom Scheitel bis zur Sohle gerade mal 162 Zentimeter messende Bocholter. Sagt’s und gallopiert locker erzählend durch sein Leben. Der 42-Jährige schildert schmunzelnd seine Flegeljahre in Spork, berichtet über die wechselvolle Schulzeit, die mühsame Ausbildung zum Industriekaufmann, das abgebrochene Gesangsstudium und – immer wieder und intensiv – über seine stets unbändige Musikleidenschaft.Seit 16 Jahren macht der Komponist und Sänger nichts anderes als Musik. Er hat seinen Beruf 1999 an den Nagel gehängt und schreibt seitdem Songs, studiert sie akribisch ein, um sie dann in Wohnzimmern, auf Hochzeiten sowie Firmenfeiern, in Kirchen und manchmal auch in Konzertsälen der Region zum Besten zu geben. Reich kann man davon nicht werden. Aber „Lou Dynia“, so der aus seinem Nachnamen abgeleitete Künstlername des bürgerlich als Markus Ludynia geborenen Bocholters, kann davon leben.Und was ist mit der ganz großen Karriere? „Ich arbeite daran“, meint der Künstler und wird plötzlich ernst. Lou Dynia träumt (wie wohl alle Sänger) von einem Hit. Gleichzeitig bereitet ihm aber genau das offenbar Sorgen. Der Aussicht auf Stress, auf ständigen Rummel, auf Angst vorm Versagen fördert seine Zerissenheit in der Frage offen zu Tage.Wie es ist, in vor den Augen aller zu scheitern, hat Lou Dynia 2012 bei Günther Jauch als Kandidat von „Wer wird Millionär“ erlebt. Er beantwortete seinerzeit die 4000-Euro-Frage falsch und ging mit lediglich 500 Euro sowie zwei Jokern nach Hause. „Im Nachhinein aber war genau das mein großes Glück“, berichtet der Bocholter. Denn die dreistellige Summe investierte er in einen Urlaub auf Lesbos, wo er schließlich seine Frau Kirsten kennenlernte. 2014 heirateten die beiden.Seitdem wirkt der 42-Jährige ruhiger, abgeklärter. Er blickt weiter voraus und plant genauer. Nach fünf eigenen CD’s, rund 20.000 verkauften Alben und vielen Konzerten will er sein Lied „Hör auf dein Herz“ jetzt als Single auskoppeln und professionell promoten. Die Strategie steht: übers Land tingeln, Reichweite aufbauen, die soziale Medien nutzen – all das soll den Bocholter bekannter machen. Angesichts von mehr als 25.000 Facebook-Fans, die seinen Werdegang schon jetzt ständig verfolgen und begleiten, stehen die Chancen nicht einmal schlecht.Nur eines lehnt Lou Dynia kategorisch ab: die Teilnahme an Castingshows wie „Deutschland sucht den Superstar“ oder „X-Faktor“. Angebote gab’s bereits. „Aber wenn du das machst, liegst du abgestempelt in einer Schublade“, meint der 42-jährige. Er geht lieber den mühsameren Weg.Authentizität ist Lou Dynia nach eigenen Angaben wichtig – im Leben wie in seinen Liedern. In ihnen lebt er seinen Emotionen aus. Wie etwa in „Mum’s Song“, der an seine 1995 verstorbene Mutter erinnert. Gefühle zu zeigen liege wieder im Trend, so der Musiker. Das kommt dem Autodidakten entgegen, der sich selbst das Gitarrespielen beibrachte und daneben Klavier und ein wenig Schlagzeug spielt.Nur das mit der Körpergröße ist und bliebt ein buchstäblich kleines Handicap, mit dem der 42-jährige allerdings gerne kokettiert. Bei 1,62 Metern Größe spiele er, meint der Bocholter, zumindest an Länge gemessen in einer Liga mit Kylie Minogue (1,52), Madonna (1,64), Chris de Burgh (1,68), Lady Gaga (1,55), Shakira (1,57) und Helene Fischer (1,58). Kleine Künstler kommen nachweislich oft ganz groß raus. Lou Dynia soll’s recht sein…Und hier der Originalbericht aus der PAN […]

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36,5 Grad: Marco Büning - ständig Farbe im Kopf und an den Fingern

36,5 Grad: Marco Büning – ständig Farbe im Kopf und an den Fingern

Künstler wird man nicht, man ist es – und zwar von Geburt an. Davon zumindest ist Marco Büning überzeugt. Nur so schaffte es der 44-jährige Bocholter, seine schon als Kind verspürte Berufung irgendwann auch zum Beruf zu machen. Anfangs jobbte er noch nebenbei, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. „Inzwischen aber kann ich davon leben“, verrät der Maler und Bildhauer, der sich selbst lieber als  „Kunstschaffender“ bezeichnet. Zur Zeit macht Marco Büning mit seinem interaktiven Projekt „1000 Küsse“ in den sozialen Medien für Furore. Es geht um Emotionen, Leidenschaft, einen guten Zweck und ganz nebenbei auch um jede Menge Publicity.Auch wenn er mit Leidenschaft malt, voll Hingabe Projektideen entwickelt oder nach Michel-aus-Lönneberga-Art in der Zeit, in der die Farben trocknen müssen, Holzfiguren schnitzt, hier und da bricht der gelernte Kaufmann durch. Im ersten Leben, direkt nach seinem Grund- und Hauptschulbesuch in der Bocholter Giethorst und dem Abschluss an der Höherer Handelsschule, war Marco Büning nämlich Einrichtungsberater im Möbelhandel.  Kunst war für ihn damals die schönste Nebensache der Welt. Das änderte sich, als ihm der Almanach „Der blaue Reiter“ in die Hände fiel. „Das war die Initialzündung“, erinnert sich der 44-Jährige.Fortan waren Wassily Kandinsky und Franz Marc seine Vorbilder. Marco Büning malt seitdem abstarkt. Der Expressionismus ist ihm in Fleisch und Blut übergegangen. Ständig hat er Farbe im Kopf und an den Fingern, wie der Bocholter auf seiner Webseite verrät. Gelernt hat er von anderen Malern. „Deshalb würde ich mich nicht unbedingt als Autodidakt bezeichnen“, so Marco Büning. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit gibt er Kurse an der VHS oder leitet Projektgruppen an Schulen.Seine Bilder stellt der 44-Jährige in seiner Galerie am Crispinusplatz aus. Wie lange sie dort noch zu bewundern sind, weiß der Bocholter selbst nicht. Denn Marco Büning ist – positiv gemeint – ein „Mietnomade“. Er sucht gezielt leerstehende Lokale und bezieht diese für vergleichsweise kleines Geld. Im Gegenzug passt er auf,  zeigt Interessenten die Immobilie, öffnet Handwerken jederzeit die Tür und ist bei Bedarf innerhalb weniger Tag wieder spurlos verschwunden. Davon hat am Ende auch der Vermieter etwas.In Sachen Finanzen ist Marco Büning ebenso konsequent. Preise für seine Bilder berechnet er nach Gefühl und nicht nach Quadratzentimeter Leinwandfläche. Und verliehen wird nichts. „Es kommen immer mal wieder Ärzte, die meinen, ich solle meine Bilder kostenlos in ihrer Praxis aufhängen und ein Schildchen dranmachen, denn das sei ja dann schließlich kostenlose Werbung. Dann frage ich immer, ob sie im Falle eines Beinbruches auch auf ihr Honorar verzichten würden, wenn ich ein Schildchen an den Gips und so für sie kostenlos Werbung machen würde“, berichtet der Bocholter augenzwinkernd.Mit einer ähnlichen Schlitzohrigkeit hat er das Projekt „1000 Küsse“ entwickelt. Dabei werden Paare gebeten, sich auf eine kleine Leinwand zu stellen und zu küssen. Dann werden sie fotografiert. Danach müssen die Protagonisten mit speziellen Stiften etwas auf der Leinwand hinterlassen. So entsteht Schritt für Schritt ein abstraktes Gemälde. Das landet kurz vor Weihnachten bei einem Kunstliebhaber, der das Gesamtwerk zu Gunsten des Kinderschutzbundes ersteigern kann. Die Fotos der 1000 Küssenden wiederum landen auf Facebook sowie im Internet und machen so auf den Erfinder aufmerksam. Neudeutsch nennt man so etwas wohl eine Win-Win-Situation.  Klappern gehört eben nicht nur zum Handwerk!Diesen Teil unserer Serie 36,5 Grad finden Sie auch in der aktuellen Ausgabe des Magazins PAN. […]

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