Dr. Kerstin Ettl wird Professorin in Bocholt



Bocholt. Noch gar nicht richtig begreifbar sei die Vorstellung für Dr. Kerstin Ettl (38), dass sie nun in Bocholt als Nachfolgerin der Professorin arbeitet, deren Studien und Erfahrungen in die eigene Promotion einflossen und sie prägten. Als Ettl 2007 an ihrer Doktorarbeit über „Unternehmerinnen und Erfolg aus individueller und kontextueller Perspektive“ schrieb, las sie „Das Unternehmerinnenbild in Deutschland: Ein Beitrag zum gegenwärtigen Forschungsstand“ von den Herausgeberinnen Prof. Dr. Andrea D. Bührmann, Prof. Dr. Katrin Hansen, Martina Schmeink und Aira Schöttelndreier. Prof. Dr. Kerstin Ettl folgt nun auf Prof. Dr. Katrin Hansen. „Damals gab es noch nicht so viele Projekte, die sich mit Unternehmerinnen und der Vielfalt unternehmerisch tätiger Personen auseinandergesetzt haben“, erzählt Kerstin Ettl. „Die Forschung auf diesem Gebiet hat schon früh mein Interesse geweckt und begeistert mich immer noch“, berichtet die gebürtige Bobingerin. Bobingen ist eine Stadt in Bayern, südlich von Augsburg.
Gerade die Vielfalt sei auch in Unternehmen wichtig, weiß Kerstin Ettl durch ihre Studien. Dass sie die Vorlesungen für den Studienstart in das Wintersemester kurzfristig noch komplett auf Online-Formate umändern musste, bedauere sie sehr: „In Vorlesungen muss es viel Dialoge und Austausch geben. Auch kontroverse Diskussionen bringen die Studierenden in der Persönlichkeitsbildung weiter. All das kann ein 90-minütiger Online-Unterricht in Frontalform nur schwer leisten. Daher versuche ich die Studierenden nach Möglichkeit zu motivieren, aktiv mitzumachen. Das ist bei Videokonferenzen allerdings nicht immer leicht. Leider bleibt auch das übliche Studierendenleben auf der Strecke, wenn man sich nicht persönlich kennenlernen darf wie vor der Pandemie“, erzählt Ettl.
Ihr Forschungsfeld über das „Gründen und Management von kleinen und mittleren Unternehmen“ will Prof. Dr. Kerstin Ettl weiter ausbauen und setzt dabei auf qualitative empirische Methoden. Dies bedeute für sie, für Forschungszwecke gezielt Menschen zu interviewen und zu beobachten: Wieso, weshalb oder warum Dinge so gemacht werden und was genau dahinterstecke, beschreibt sie zusammenfassend. Hinzu komme noch ein gezielter Blick speziell auf die Unternehmensgründerinnen, Unternehmerinnen und Frauen im Management. „Noch immer sind Frauen seltener unternehmerisch tätig und auch weniger häufig in Führungspositionen zu finden. Dabei sind sie häufig sehr, sehr gut qualifiziert. Ihre niedrige Anzahl hat vielmehr mit den Rahmenbedingungen in unserer Gesellschaft zu tun, mit Stereotypen, tradierten Rollenbildern. Und je nach Region, Branche oder Tätigkeit ist das stärker oder weniger stark ausgeprägt.“ Hierbei neue Erkenntnisse zu verbesserten Rahmenbedingungen und mehr Vielfalt in deutschen Unternehmen beizutragen, sieht Prof. Dr. Kerstin Ettl als eine ihrer wichtigen Aufgaben in Lehre und Forschung. Sie schätzt an Bocholt und Umgebung sehr, dass die Unternehmenslandschaft hier bodenständig und vielfältig sei. Davon profitieren auch die Studierenden und Absolventen, ist sich Ettl sicher und freut sich schon auf die Kooperation mit Bocholter Unternehmen.

Nach der Ausbildung zur Mediengestalterin absolvierte Kerstin Ettl ihr Studium und die anschließende Doktorarbeit an der Universität in Siegen. Dort arbeitete sie zuletzt als Juniorprofessorin. Nicht weit von Siegen wohnt sie mit ihrem Mann und den zwei Kindern. Entspannung und ein bisschen Ausgleich zu Forschung und Lehre findet die Hobbyreiterin auf dem Rücken der Pferde und in der Natur.

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