DTG will Brücke schlagen über „die Kluft des Nichtkennens und Nichtverstehens“
Ihr 30-jähriges Bestehen feierte jetzt die Deutsch-Türkische Gesellschaft in Bocholt. Als Ehrengäste konnte sie unter anderem den türkischen Generalkonsul in Münster sowie die SPD-Bundestagsabgeordnete Nadine Heselhaus und den Vorsitzenden des Integrationsrates der Stadt Bocholt, Juan Lopez-Casanava, begrüßen. Musikalisch wurde die Veranstaltung begleitet von Dogan Bicer und Hasan Karadag sowie Malte Stump und Anna Duesmann.
Am 30.Oktober 1961 wurde das deutsch-türkische Anwerbeabkommen zwischen den beiden Ländern unterzeichnet. Mit diesem Papier sollten Arbeitskräfte aus der Türkei nach Deutschland kommen. Danach kamen 1962 die ersten türkischen Gastarbeiter nach Bocholt.Diese Menschen der ersten Stunde wurden von den Betrieben und von der Bevölkerung mit offenen Armen empfangen. Aber es brachte auch enorme Anstrengungen in fast allen Lebensbereichen mit sich, so im Bereich Integration, Familienzusammenführung, Schulprobleme, Arbeitswelt, Wohnungssuche, Selbstständigkeit, Kultur, Vereinsleben und so weiter.
Da war es an der Zeit, eine Brücke zu schlagen über „die Kluft des Nichtkennens und Nichtverstehens“. Im Juni 93 wurde unter der Schirmherrschaft des Bocholter Ehrenbürgers und Ehrenoberbürgermeisters Günther Hochgartz die unabhängige, parteipolitische und religiös neutrale Deutsch-Türkische Gesellschaft gegründet. Die hat heute 50 Mitglieder und besteht in etwa zu gleichen Teilen aus Deutschen und türkischstämmigen Mitgliedern. Ganz bewusst sucht sich die DTG das Bocholter Stadtwappen, die Buche, als Vereinsemblem aus. Sie symbolisiert die gemeinsame Identität.
Im Jahr der Gründung galt die besondere Aufmerksamkeit nach den fremdenfeindlichen Anschlägen in Mölln und Solingen den ehrenamtlichen Tätigkeiten, die die Menschen unterschiedlicher Herkunft wieder zusammenführen sollten. So engagierte sich der Verein am „Runden Tisch“ gegen Fremdenfeindlichkeit und organisierte ein Konzert mit dem Titel “Rock gegen Rechts“ mit. Die DTG-Bocholt initiierte 1997 ein „Kinder und Familienfest“ am Aa-See und setzte sich im Laufe der Zeit erfolgreich für die Einstellung eines Integrationsbeauftragten ein. Gleich galt später für das Buchprojekte „Migration nach Bocholt – Zeitzeugen berichten“. Ein sehr gelungenes Projekt ist seit 2012 das jährlich stattfindendes „Internationale Deutsch-Türkisches Frühstück“ mit Kultur und Musik-Teil in Zusammenarbeit mit der Familienbildungsstätte.
In Bocholt bilden die türkischstämmigen Bocholter mit 1400 Menschen inzwischen die größte Minderheit. Diese besteht aus der ersten bis vierten Generation der Einwanderer.