Ehrenamtsförderung: Vereine und Institutionen „keine Bittsteller“



Bocholt (PID). „Unternehmen nach Geld zu fragen, ist nicht sexy“: Mit dieser provokanten Aussage eröffnete Seminarleiter Hugo Pettendrup (HP fundconsult, Münster) ein ganztägiges Seminar, an dem jetzt 26 Bocholter Vorstandsmitglieder aus 17 Vereinen und Institutionen teilnahmen. Eingeladen hatte die Freiwilligen-Agentur Bocholt vom städtischen Fachbereich Soziales. Thema der Schulung: Wie können ehrenamtliche Vereine und Institutionen Unternehmen für sich gewinnen? Wie bahnt man Kooperationen an?
Was hat der Verein zu bieten?
In Kleingruppen erarbeiteten die Teilnehmer, wie man etwa die eigene Organisation nach deren Stärken analysiert und wie eine erste Ansprache eines Unternehmens vorbereitet werden kann. Pettendrup gab Tipps, wie sich die oft zitierte „Augenhöhe“ herstellen lässt. Wichtig sei eine gewissenhafte Vorbereitung vor dem ersten Kontakt: „Gehen Sie in diese Gespräche nicht als Bittsteller, denn das sind Sie nicht“, lautte der Expertenrat. „Überlegen Sie, was ihr Verein oder ihre Institution zu bieten haben und dass auch das Unternehmen von einer Kooperation mit Ihnen Vorteile für sich gewinnen kann und will.“
Welches Motiv verfolgt das Unternehmen?
Es gebe viele Motive, warum Unternehmen sich in verschiedenen Bereichen engagierten, so Pettendrup. Diese Motive gelte es herauszufinden. „Dann kann man als Verein oder Institution schon im Vorfeld sehen, ob ein Unternehmen passt.“ Kommt ein Unternehmen in Frage, sollten Vereinsvertreter vorschlagen, dieses Thema gemeinsam anzugehen – und „nicht vordergründig mit der Bitte um finanzielle Unterstützung“ ins Haus fallen, riet Pettendrup.
Engagierte und offene Bocholter Vereinlandschaft
„Es ist immer wieder bemerkenswert, wie offen die Vereine in Bocholt für Neues sind, mit welchem Einsatz die ehrenamtlichen Vereinsvorstände in Bocholt sich für diese Themen interessieren und wie viel Zeit sie aufwenden, um an Veranstaltungen teil zu nehmen“, freute sich Organisator und Bocholts städtischer Ehrenamtskoordinator Rainer Howestädt. Eine Abfrage ergab, dass die Teilnehmer das Seminar als „sehr gewinnbringend“ einstuften. Stellvertretend äußerte sich Klaus Ludwig von Slow-Food Bocholt: „Die Veranstaltung fanden wir extrem spannend aufgezogen. Mit dem Referenten hat man einen optimalen Griff getan. Durch seine Anstöße und diversen Muster-Vorgaben haben sich viele Kontakte und Möglichkeiten aufgetan, die anders nie zustande gekommen wären.“
Hintergrundinfo „Gute Sache KOMPAKT“
Das Seminarangebot „Gute Sache KOMPAKT“ beruht auf den mehrjährigen Erfahrungen des umfangreicheren Qualifizierungsprogramms „Gute Sache“ (www.gute-sachen.org), mit dem bundesweit seit 2012 mehr als 250 Organisationen wirkungsvoll für die Kooperation mit Unternehmen qualifiziert werden konnten.
Die KOMPAKT-Version wurde nun erstmalig in Nordrhein-Westfalen in drei Städten
durchgeführt, gefördert von der Staatskanzlei des Landes NRW. Neben Hagen und Rheine hatte sich Bocholt als dritter Standort erfolgreich für dieses Programm beworben.
Infos zur Freiwilligen-Agentur Bocholt unter www.bocholt.de/rathaus/ehrenamt/freiwilligen-agentur .

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