Ein Blick hinter die Kulissen: 24 Stunden im Rettungsdienst



Ein Blick hinter die Kulissen: 24 Stunden im Rettungsdienst des Kreises Borken
Tag des Notrufes am Samstag, 11. Februar 2023

Sie retten Leben, kümmern sich um große sowie kleine Verletzungen und sind für ihre Mitmenschen da, wenn sie gebraucht werden – sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rettungsdienst des Kreises Borken. So ist es auch an diesem Tag an der Rettungswache in Stadtlohn. Kurz vor 10 Uhr, das erste Mal ertönt seit dem Schichtwechsel um 8 Uhr der Alarm: Notfallsanitäter André Garwer und Rettungssanitäterin Anita Bauland streifen sich ihre Jacken über, laufen in „ihren“ Rettungswagen, schalten das Blaulicht und Martinshorn ein und in schneller Fahrt geht es zur Einsatzstelle. Glücklicherweise liegt diese in der Nähe der Rettungswache, sodass das Rettungsteam binnen weniger Minuten vor Ort ist und der Patient schnell erstversorgt und in den Rettungswagen (RTW) transportiert werden kann. Anschließend geht es zum ersten Mal an diesem Morgen an den Ort, an den die zwei Sanitäter noch mehrfach im Laufe des Tages zurückkehren werden: die „Zentrale Notaufnahme“ im Ahauser Krankenhaus. „Es ist wichtig, dass wir nach einem Einsatz anschließend schnellstmöglich wieder den RTW desinfizieren und mit allen Materialien bestücken, die wir vorher verbraucht haben“, erklärt André Garwer, der neben seiner Tätigkeit als Notfallsanitäter auch beim Kreis Borken in der Fachabteilung Rettungsdienst tätig ist. „Je schneller wir das erledigt haben, umso eher können wir uns wieder ‚freimelden‘ für die Kreisleitstelle.“ Das bedeutet, dass ab diesem Zeitpunkt der RTW wieder für neue Notfälle eingesetzt werden kann.

Auf dem Weg vom Krankenhaus zurück zur Wache in Stadtlohn wird der RTW erneut alarmiert. Diesmal: Einsatz in Vreden. Da alle Fahrzeuge des Rettungsdienstes mit einem Ortungssystem ausgestattet sind, kann die Kreisleitstelle im Einsatzfall diese orten und das nächstgelegene Fahrzeug – somit jetzt den RTW – umgehend alarmieren. Am Notfallort angekommen, folgen die beiden Rettungskräfte erneut ihren routinierten Abläufen: Notfallrucksäcke nehmen, EKG-Gerät aus der Halterung holen und schnellstmöglich zum Patienten. Auch dieser wird nach einem ersten Check zum Krankenhaus nach Ahaus gebracht.

Der Blick hinter die Kulissen zeigt: Auch schon bei Schichtbeginn bereitet sich das Team intensiv auf die Einsätze vor. Nach der morgendlichen Dienst-Übergabe kontrollieren sie sofort die Ausstattung des RTW und auch des Notarzt-Einsatzfahrzeuges (NEF): „Wir haben alles dabei, was wir für einen Notfall benötigen“, sagt Franziska Dücker, die als Notfallsanitäterin in der Schicht auf dem NEF eingesetzt war. Medikamente, Defibrillator, EKG, Sauerstoff, Verbandsmaterial, Spritzen, Fieberthermometer: alles da! Und noch viel mehr: Zur Rettungsausrüstung zählt auch ein roter Rucksack mit diagnostischen Mitteln. In einem weiteren – blauen – Rucksack findet sich alles, was für die Beatmung von Patienten gebraucht wird. Der dritte an Bord befindliche Rucksack hat auch eine besondere Bedeutung: Seit knapp zwei Jahren sind auf allen 17 RTW und 5 NEF im Rettungsdienst des Kreises Borken und der Stadt Bocholt sogenannte „Kindernotfallkoffer“ implementiert. An diesem Tag kommt dieser spezielle Rucksack glücklicherweise nicht zum Einsatz. „Es ist super, dass wir auf allen Fahrzeugen einheitliche Pack- und Beladevorgänge haben. Sollte es zu einem Einsatz mit mehreren Fahrzeugen von unterschiedlichen Wachen kommen, findet sich jeder Sanitäter auf jedem Fahrzeug im Kreisgebiet zurecht und kann im Bedarfsfall direkt unterstützend mitwirken“, betont André Garwer die Standardisierung der Fahrzeug-Ausstattung im Kreis Borken.

Wenn das Rettungsteam nicht unterwegs ist, gibt es an der Wache Aufgaben, die erledigt werden müssen. Dazu zählen Fahrzeugpflege, Reinigung der Rettungsdienst-Bekleidung und das Prüfen und Instandhalten der medizinischen Geräte. Überdies besteht es für sie neben den täglichen Aufgaben auch die Möglichkeit, sich weiterzubilden und ihr Wissen beispielsweise mit der E-Learning-Plattform „Learn2rescue“ zu vertiefen.

Mittlerweile sind die ersten Stunden des 24-Stunden-Dienstes für das Rettungsteam geschafft. Zwischenbilanz um 18.30 Uhr: Sechs RTW-Einsätze, zwei Einsätze für den Notarzt Hanjo Groetschel, der gleichzeitig gemeinsam mit Dr. Peter Wagener Ärztlicher Leiter Rettungsdienst des Kreises Borken ist. Doch auch im weiteren Verlauf der Schicht wird das Rettungsteam noch häufig alarmiert: Mal können sie die Patienten zuhause versorgen, mal transportieren sie sie in die Notaufnahme eines Krankenhauses. Je nach Einsatzfall wird immer abgewogen, in welchem Krankenhaus – mit der jeweils benötigten Fachabteilung – der Patient am besten aufgehoben ist – zumeist geschieht das in Absprache mit den jeweiligen Krankenhäusern.

Wann sollte der Notruf gewählt werden?

Bürgerinnen und Bürger sollten immer dann den Notruf 112 wählen, wenn plötzlich eine akute und lebensbedrohliche Notsituation vorliegt. Dazu zählen unter anderem Unfälle, Anzeichen auf einen Herzinfarkt oder Schlaganfall und weitere akute Notsituationen. In anderen Fällen – beispielsweise bei Erkältungskrankheiten, Grippalen Infekten mit Fieber oder Magen-Darm-Infekten – steht bundesweit der Ärztliche Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung rund um die Uhr über die Telefonnummer 116117 zur Verfügung.

Zum Hintergrund: Tag des Notrufes

Der „Europäische Tag des Notrufs 112“ ist ein Aktionstag, der jedes Jahr am 11. Februar die Aufmerksamkeit auf die europaweite Gültigkeit des Notrufs lenken soll. Das Europäischen Parlament, der Rat der Europäischen Union und die EU-Kommission führten im Jahr 2009 den Tag aufgrund der im Datum enthaltenen Notrufnummer 11.2. ein.

Nach jedem Einsatz wird der Rettungswagen wieder desinfiziert und neu hergerichtet.

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Nach jedem Einsatz wird der Rettungswagen wieder desinfiziert und neu hergerichtet.

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v. li.: André Garwer, Franziska Dücker, Matthias Dahlhues und Anita Bauland von der Rettungswache Stadtlohn

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Notfallsanitäter André Garwer und Rettungssanitäterin Anita Bauland nachdem sie einen Patienten in der Notaufnahme des Krankenhauses abgeliefert haben.

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Quelle: Kreis Borken

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