Ein qualifizierter Kandidat mit einem Problem



Ein Kommentar von BERTHOLD BLESENKEMPER

Thomas Kerkhoff ist ein qualifizierter Bürgermeisterkandidat. Daran gibt es keinerlei Zweifel. Er ist jung und doch erfahren, Verwaltungsjurist, CDU-Mitglied und hat ein wenig Bocholter Rathaus-Stallgeruch. Alles klar, sollte man meinen. Der 37-Jährige hat nur ein Problem: Glaubwürdigkeit. Wenn man in einer Stadt wie Gescher mit fast 72 Prozent der Stimmen zum Bürgermeister gewählt wird, geht man nicht einfach nach gerade mal fünf Jahren, nur weil eine andere Kommune ein besseres Angebot macht. Man fragt sich, was 2025 sein wird? Wird Kerkhoff dann dem Lockruf einer noch größeren Stadt folgen und seine Zelte auch an der Aa abbrechen?

Im Video-Exklusivinterview mit Made in Bocholt hat Kerkhoff dazu eine nüchterne Erklärung abgegeben. Ein Bürgermeister werde für fünf Jahre gewählt. Danach könnten es sich seine Wähler wie auch der Kandidat durchaus anders überlegen, meinte er. Im übrigen ähneln die von ihm vor vier Jahren in Gescher vorgebrachten Argumente auffällig denen, die er jetzt in und für Bocholt verwendet. Insofern wird sich der gebürtige Ramsdorfer den Vorwurf gefallen lassen müssen, zunächst einmal nur die eigene Karriere im Auge zu haben. Das ist sein größter Angriffspunkt. Der allerdings ist bei einer basisdemokratischen Persönlichkeitswahl nicht zu unterschätzen.

Schon stecken wir mitten drin im Kommunalwahlkampf. Die anderen Parteien in Bocholt werden sich nun genau überlegen müssen, was sie tun. Wenn sie eine CDU-Übermacht ernsthaft verhindern wollen, werden sie sich Wohl oder Übel zusammenschließen müssen. Denn das Land NRW hat unter Führung der Union die Stichwahl abgeschafft. Neue/r Bürgermeister/in wird 2020 folglich, wer bereits im ersten Durchgang die meisten Stimmen erhält, selbst wenn es nur schwache 26 Prozent oder sogar noch weniger sein sollten.

Jeder zusätzliche Gegenkandidat schwächt folglich die andere Seite. In Bocholt haben sich bereits zwei davon in Stellung gebracht. Da ist zum einen Frank Büning. Er wäre ein wirklich ernst zu nehmenden Kandidat gewesen, hätte er nicht aus politischem Kalkül den Kapitalfehler begangen, von den boomenden Grünen zu den für die meisten Bocholter unwählbaren Linken zu wechseln. Peter Wiegel (SPD) wiederum ist so schwach, dass er momentan nicht einmal die Mehrheit seiner momentan ohnehin unter extremen Wähleschwund leidenden Partei hinter sich zu haben scheint. Aber wie sagt Kaiser Franz Beckenbauer immer: „Schau’n mer mal…“. Es kann spannend werden – oder eben auch nicht.

  1. Gescheraner says:

    Liebe Bocholter,
    ihr könnt ihn geschenkt haben.
    Seine Intervention ist – zu euch zu wechseln – qweil ihn hier keiner mehr haben möchte.
    72% der Gescheraner Wähler haben sich geirrt.
    Der Mann kann gut reden, mehr aber auch nicht.
    Viele Versprechen sind einfach nicht gehalten worden. Und BÜRGERmeister ist für ihn das falsche Wort.
    Überlegt euch genau, ob ihr das gleiche Elend wie wir möchtet!!!
    Liebe Grüße aus Gescher

  2. Das erinnert stark an die Statements von Fußballprofis. Denn auch Sie wechseln alle paar Jahre und verlassen den „Verein des Herzens“ wegen einer beruflich noch interessanteren Herausforderung! Im Profifußball fällt es mir oft schon schwer solche Entscheidungen von Spielern nachzuvollziehen. Dann werde ich oft aufgeklärt, dass ich ein Romantiker sei. Solche Loyalität gäbe es im Fußball nicht mehr, da regiere einfach nur noch das Geld. – Und so ist es ja nun auch. Und jetzt! – Jetzt macht es mir echte „Bauchschmerzen“ etwas sehr ähnliches von einem Bürgermeisterkandidaten zu hören. Bin ich auch hier schon wieder zu sehr Romantiker, wenn ich gedacht hatte, dass Bürgermeister einer Stadt zu sein auch eine Berufung ist? Stattdessen geht es nur darum Bürgermeister zu sein – egal bei welchem „Verein“. Zum Glück wäre der Transfer „ablösefrei“ – oder hab ich da eine Entwicklung verpasst?

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