Ein Warenhaus für bedürftige Menschen



Von BERTHOLD BLESENKEMPER
Mit 69 Jahren, dann wenn andere sich zur Ruhe setzen, fing für Leo Engenhorst die Arbeit erst so richtig an. Da war gerade der Ukraine-Krieg ausgebrochen und nach Bocholt kamen Flüchtlinge, die tatsächlich nur das Notwendigste bei sich trugen. „Denen müssen wir helfen“, dachte sich der Rentner und fand in Stefanie Niehaus eine Mitstreiterin. Zusammen bauten die beiden ein Möbellager auf, das sich in kürzester Zeit zu einem umfassenden Gebrauchtwarenlager auch für andere Bedürftige entwickelte. Seitdem fährt Leo Engenhorst täglich mit Auto und Anhänger durch die Stadt, um Wohnungen leerzuräumen, Sachspenden abzuholen, Möbel wieder aufzubauen und sie dann auch noch zu vermitteln.

Waschmaschinen, Mikrowellen, Geschirr, Töpfe, Kleidung, Kinderspielzeug, Schränke, Betten, Bilder, Fahrräder – in der ehemaligen Hallen der Ewibo an der Werkstraße 19 im Gewerbegebiet Lowick, scheint es alles zu geben, was man im Haushalt so braucht. „Für einen kleinen Ob0lus“, wie Stefanie Niehaus betont, können Flüchtlinge, aber auch Sozialhilfeempfänger oder verarmte Rentner sie dort kaufen. Ganz ohne Bezahlung gehe es nicht, weil die Sachen dann nicht wertgeschätzt würden, ergänzt Leo Engenhorst. Das Geld geht an die Stadt beziehungsweise die Ewibo, Die Ehrenamtlichen bekommen davon nichts.

Viermal wöchentlich öffnet das Lager für zwei Stunden seine Türen. Dann stehen die Kundinnen und Kunden meist schon Schlange. Viele sind dankbar, wenn sie sich hier mit gebrauchten, durchaus aber noch brauchbaren Dingen eindecken können. „Und der Bedarf ist riesig“, meinen die Projektleiter. Neben Engenhorst und Niehaus helfen Anette Boland, Alfred Deinert, Michael Hesselmann, Werner Schwung und andere mit. Feuerwehr, Malteser und THW stehen ebenfalls parat, wenn mal etwas transportiert werden muss. Gleiches gilt für ukrainische Freiwillige, die auch bei Übersetzungen unterstützen.

Wenn Not an Mann oder Frau ist, macht das Möbellager auch bei andere Aktionen mit – bei „Hilf Ghana“ zum Beispiel oder bei den „Helfenden Hände“ der Pfarrgemeinde St. Josef. Die schickten mit Unterstützung von Halyna Oliynyk im Januar eine großen Lkw in Richtung Ternopil. An Bord waren rund 800 Kartons mit Decken, Winterkleidung, 50 Rollatoren, 108.000 OP-Masken, 14 Generatoren, Lebensmittel, Medikamente und sogar ein Krankenbett.

Geöffnet ist das Möbellager für bedürftige Menschen in der Werkstraße 19 im übrigen dienstags von 10 bis 12 Uhr, mittwochs und donnerstags von 13 bis15 Uhr sowie samstags von 10 bis 12 Uhr.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert