Einzigartiges Tarifwerk für die Altenhilfe vereinbart



Einzigartiges Tarifwerk für die Altenhilfe vereinbart

Knapp zwei Jahre lang verhandelten der Dienstgeberverband Diakonische Altenhilfe Hessen (DV.DAH) und die Gewerkschaft ver.di miteinander, jetzt ist das gemeinsame Tarifwerk beschlossene Sache; es tritt zum 1. April 2022 in Kraft. Die Vorteile des neuen Tarifwerks wirken sich bei den Beschäftigten deutlich im Portmonee und bei der Arbeitszeit aus; bei den Dienstgebern in einer höheren Attraktivität bei Berufs- und Quereinsteigern sowie mehr Verlässlichkeit und Flexibilität in der Dienstplangestaltung.

„Wir sind mächtig stolz darauf, wie innovativ wir in der deutschen Tariflandschaft unterwegs sind“, sagt Pfarrer Oswald Beuthert, Sprecher des DV.DAH sowie Sprecher der Geschäftsführung der WDS Altenhilfe + Pflege gGmbH in Bad Arolsen. „Unser Tarifwerk ist individuell auf die Senioreneinrichtungen der hessischen Diakonie zugeschnitten, es ist schlanker und damit viel praktikabler als bisherige Tarifverträge, die in der Pflege angewendet werden, und es macht uns als Arbeitgeber wirklich attraktiv bei einem immer deutlicher zu Tage tretenden Fach- und Arbeitskräftemangel.“

„Mehr Geld – und das bei einer geringeren Wochenarbeitszeit und mehr planbarer Freizeit bei gleichzeitig deutlich erhöhter Flexibilität“, so fasst Beuthert die wesentlichen Vorteile des neuen Tarifwerks zusammen. So profitieren die bestehenden Mitarbeiter zum Großteil unmittelbar bzw. 2023 durch eine bereits vereinbarte Tabellenerhöhung. Und gerade für Berufs- und Quereinsteiger sind die DV.DAH-Einrichtungen jetzt besonders attraktiv: „Wir sind sowohl mit unserer Ausbildungsvergütung als auch bei den Einstiegsgehältern in Hessen nun im Spitzenbereich“, sagt Beuthert.

Was die Sozialpartner Besonderes erreicht haben, wird auch bei der künftigen Dienstplangestaltung, Stichwort „verlässliche Arbeitszeiten“, deutlich. In der Branche herrscht bekanntlich ein hoher Personalbedarf, sodass sich in einem Kreislauf dünne Personaldecken, hoher Leistungsdruck und Krankenstand bedingen. Deshalb wurde im neuen Tarifwerk nicht nur die wöchentliche Arbeitszeit um bis zu anderthalb Stunden auf 38,5 gesenkt, sondern die Beschäftigten haben auch Anspruch auf ein freies, zusammenhängendes Wochenende in jeder zweiten Woche, „das ist keineswegs selbstverständlich in der Pflege“, betont Beuthert und lobt ausdrücklich die Gewerkschaft, die sehr konstruktiv auf die Vorschläge der Dienstgeber eingegangen sei. In dem Tarifwerk wurde beispielsweise eine neue Vertretungsbereitschaft verankert – „ein guter Ansatz, die Arbeitsbeziehungen zu gestalten“, so Beuthert.

Zum Hintergrund: In der Diakonischen Altenhilfe Hessen gelten die Arbeitsvertragsrichtlinien der zwei ehemals getrennten Landesverbände der Diakonie der Landeskirchen von Kurhessen-Waldeck und Hessen-Nassau. Bei den DV.DAH-Mitgliedern findet ab dem 1. April 2022 das neue Tarifwerk Anwendung. Oswald Beuthert erläutert: „Wir haben nicht einfach einen anderen Tarifvertrag angepasst oder anerkannt, sondern etwas Eigenes und Neues entwickelt, weshalb wir von einem erstmalig branchengerechten und kirchengemäßen Tarifwerk sprechen dürfen. Diese Innovation gelang, weil wir als Altenpflegeeinrichtungen für unsere ganz individuellen Herausforderungen die richtigen Lösungen entwickelt haben.“

Bei den Tarifverhandlungen wurden die Einrichtungen des DV.DAH vom bundesweiten Unternehmerverband Soziale Dienste und Bildung unterstützt, dessen Fachgruppe der DV.DAH ist. „Mit dem nun beschlossenen Tarifwerk beschreiten alle gemeinsam den Weg einer neuen, zukunftsfähigen Sozialpartnerschaft“, erläutert Rechtsanwalt Peter Wieseler, Verhandlungsführer seitens des Unternehmerverbandes. Möglich ist das, weil Diakonie und beide Landeskirchen in den vergangenen Jahren die gesetzlichen Voraussetzungen für einen kirchengemäßen Tarifvertrag geschaffen haben.

Die Kernpunkte des DV.DAH-Tarifwerks im Überblick

  • Zum 1. April 2022: Absenkung der Arbeitszeit um eine Stunde auf 39 bzw. 38,5 Stunden pro Woche
  • Verlässliche Dienstpläne mit grundsätzlichem Anspruch auf ein freies Wochenende innerhalb von 14 Tagen und dem Ziel einer Fünf-Tage-Woche
  • Der Großteil der Mitarbeitenden verdient künftig mehr, keiner wird schlechter gestellt
  • Erhöhung der Zeitzuschläge für Nacht-, Sonn- und Feiertagsarbeit
  • Ausbildungs- und Einstiegsgehalt mit Spitzenwerten in ganz Hessen
  • Feste Jahressonderzahlungen von 1.753,- Euro (2022) und 1.806,- Euro (2023)
  • Zum 1. April 2023: Tabellenerhöhung um 3,03 Prozent

Weiterführende Informationen

  • Über den DV.DAH
    Der Dienstgeberverband Diakonische Altenhilfe Hessen ist eine Fachgruppe des bundesweiten Unternehmerverbandes Soziale Dienste und Bildung. Der DV.DAH wurde im Dezember 2018 von Trägern der Diakonischen Altenhilfe aus Hessen gegründet, die Einrichtungen in Nord- und Südhessen betreiben. Der DV.DAH ist von Diakonie und beiden Landeskirchen als kirchlicher Dienstgeberverband anerkannt und beschreitet mit dem mit ver.di beschlossenen Tarifwerk eine neue, zukunftsfähige Sozialpartnerschaft. Weitere Einrichtungen der Diakonischen Altenhilfe aus Hessen sind als neue Mitglieder willkommen. Weitere Infos: www.unternehmerverband.org/dvdah
  • Kurzinterview: 3 Fragen an… Oswald Beuthert

 

Ansprechpartner für die Presse
Pfarrer Oswald Beuthert
Sprecher der Geschäftsführung der WDS Altenhilfe + Pflege gGmbH, Bad Arolsen und Sprecher des DV.DAH
Telefon: 05691 9796-610, E-Mail: oswald.beuthert(at)wds-bad-arolsen(dot)de

Ansprechpartner

Quelle: Unternehmerverbandsgruppe

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