Eisenbahnfreunde sauer: Trasse nach Münster droht endgültiges Aus



Von BERTHOLD BLESENKEMPER

Bocholt und Rhede wollen Nägel mit Köpfen machen. Die Städte haben beantragt, die alte Bahntrasse zwischen ihnen ganz offiziell „entwidmen“ zu lassen, um endgültig Platz zu schaffen für einen Radschnellweg. Damit gäbe es nach Einschätzung von Experten allerdings nie wieder die Chance, die Bahn zu reaktivieren. „Sich freiwillig der Möglichkeit zu berauben, eine ordentliche Anbindung auf der Schiene zu erreichen, zeugt von extremer Kurzsichtigkeit der beteiligten Kommunen“, kritisiert Antonius Mayland, Vorsitzender der Eisenbahnfreunde Bocholt.

Trotz aller Gutachten und entgegen anderer bisheriger Behauptungen der Verwaltungen war nach einer Sitzungsvorlage für den Rheder Bauausschuss der „planungsrechtliche Status der ehemaligen Bahnflächen nicht eindeutig feststellbar“. Deshalb wird inzwischen auch nur noch von einer Quasi- oder de-facto-Entwidmung gesprochen. Zur rechtlichen Klarstellung dieses Zustandes hat Rhede deshalb den Antrag auf Freistellung von Bahnbetriebszwecken beim Eisenbahn-Bundesamt gestellt. Die Stadt Bocholt habe sich dem in dieser Woche angeschlossen, heißt es weiter.

Kritiker mutmaßen nun, dass die Entwidmung deshalb beantragt wurde, um wieder leichter an die zwischenzeitlich verpachteten Bahn-Grundstücke zu kommen. In den Pachtverträgen gibt es nach MiB-Informationen eine Passus, der eine vorzeitige Kündigung nur für den Fall einer Reaktivierung als Bahnstrecke vorsieht. Made in Bocholt hat bei der Stadt Rhede nachgefragt. Antwort dort: „Diesen Gedanken gibt es seitens der Stadt nicht.“

Die Gegner des Radschnellweges kritisieren das Vorgehen der Kommunen ebenfalls. Sie werfen den Städten Rhede und Bocholt vor, vor der von zwei Initiativen angestrebten Bürgerbeteiligung oder gar einem Bürgerbegehren vorzeitig Fakten schaffen zu wollen.

Auch politisch dürfte das Thema für Wirbel sorgen. Denn die Bocholter Fraktionen wussten offenbar nichts von einer offiziellen Entwidmung. „Ich habe davon erst gestern am Rande der Haushaltsvorstellung erfahren“, meint Grünen-Fraktionssprecherin Monika Ludwig. Andere sprechen von einem Alleingang der Verwaltung.

  1. Jörg Demming says:

    Wer schon mal mit dem Bus nach Münster gefahren ist, hat nicht nur spätestens nach 20 Kilometern „den Papp auf“ von dieser völlig überlasteten Verbindung, sondern kann bei diesem volksfernen Vorgehen der Stadt Bocholt, nur den Kopf schütteln!
    Vielleicht sollten diese Herrschaften selbst einmal mit dem Bus nach Münster fahren; am besten noch mit einem Koffer!
    Aber wir wissen ja alle, daß genau diese Personen, selbst sehr viel bequemer Reisen.

    Wie dem auch sei: Das totalitäre Vorgehen der Stadt Bocholt, ist ja nichts neues; lässt aber dann von Unternehmen (Paty Rent) erpressen. Wer hat die eigentlich gewählt?!

  2. Mit der Entscheidung, die Bahnstrecke rücktzubauen hat sich die verantwortliche Politik in den 80ziger Jahren an an den kommenden Generationen versündigt!

    Schämen sollten sich die Verantwortlichen!

    Wenn man einen Fehler gemacht hat sollte man diesen rückgängig machen und nicht nur auf die evtl. Kosten hinweisen. Meint ihr denn, das ein Bau in 30 oder 40 Jahren günstiger wird. Sollen dann die nächste Generation die Schulden für ihre Kinder machen, wenn wir jetzt die Möglichkeit haben für sie eine gute Infrastruktur zu schaffen, worauf sie dann aufbauen können.

    Damals wurde aus Gefälligkeit der Kupferausbau und nicht der Glasfaser Ausbau gefördert. Das Ergebnis sehen wir ja heute!

    Politik, schämen sollt ihr euch!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert