IHK: Wirtschaft braucht klare Perspektive



Der Forderung der Wirtschaftsverbände nach einer klaren Perspektive und einer verlässlichen Strategie der Bundesregierung in der Coronakrise schließt sich der Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen, Dr. Fritz Jaeckel, uneingeschränkt an. „Wir brauchen kein Hin und Her, sondern nachvollziehbare Regeln: Zum Beispiel einen Katalog, der ganz klar sagt, welche Beschränkungen und welche Lockerungen bei Erreichen bestimmter Inzidenzwerte gelten“, sagte Jaeckel. Nur so könne verlorengegangenes Vertrauen zurückgewonnen und der „Weg in ein geordnetes Wirtschaftsleben“ eingeschlagen werden.

Vertreter von mehr als 40 Verbänden hatten sich am heutigen Donnerstag (8. April) beim Wirtschaftsgipfel mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier unzufrieden über den Kurs der Politik in der Corona-Krise geäußert und mehr Zuverlässigkeit eingefordert.

Zu einer klaren Perspektive für die Wirtschaft gehört für Jaeckel unter anderem auch die Möglichkeit, je nach Infektionslage regional flexibel reagieren zu können. Im Blick hat er dabei insbesondere den Einzelhandel, der mit intelligenten Konzepten und Vorschlägen erste Öffnungsschritte unter Einhaltung aller notwendigen Infektionsbekämpfungs- und Hygienestandards erfolgreich erprobt habe. Im IHK-Bezirk Nord Westfalen gebe es dafür viele gute Beispiele. „Gerade der Einzelhandel geht sehr verantwortungsvoll mit der Situation um und achtet streng darauf, dass die Regeln eingehalten werden“, sagte Jaeckel. Er warnte davor, durch einen bundesweit einheitlich geltenden harten Lockdown beispielhafte Initiativen und regional beschränkte Modellversuche im Keim zu ersticken.

Große Hoffnung setzt die regionale Wirtschaft auf die angekündigten Verbesserungen und den geplanten Eigenkapitalzuschuss im Rahmen der Überbrückungshilfe III. „Die Anhebung der Fixkostenerstattung für besonders betroffene Unternehmen auf bis zu 100 Prozent ist richtig und wichtig, denn einige Unternehmen kämpfen nach wie vor ums Überleben“, so Jaeckel. Er hofft, dass die Umsetzung nun schnell und unbürokratisch erfolgt, damit den betroffenen Betrieben noch zielgerichteter geholfen werden kann.

Der IHK-Hauptgeschäftsführer berichtete von großen Fortschritten bei der Ausweitung der Testungen der Beschäftigten in den Unternehmen im Münsterland und der Emscher-Lippe-Region. Das Angebot werde von Tag zu Tag ausgebaut, denn „die Unternehmen haben schließlich selbst ein existenzielles Interesse, infizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglichst sofort zu identifizieren, um nicht ihren gesamten Betrieb zu gefährden.“ Eine gesetzliche Verpflichtung für Unternehmen, ihre Beschäftigten regelmäßig auf das Virus testen zu lassen, ist aus seiner Sicht darum nicht notwendig. „Eine gesetzliche Verpflichtung erhöht vor allem den bürokratischen Aufwand und nicht die Effizienz der Teststrategie“, ist Jaeckel überzeugt. Dass Bundesminister Altmaier beim Wirtschaftsgipfel die Testpflicht ebenfalls skeptisch bewertete, sei ein gutes Zeichen.

Foto/Bildzeile: Dr. Fritz Jaeckel, Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen

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