Majas Geschichte



Maja erinnert sich. An die Aufregung, die Spannung, an ihr Herzklopfen. Sie hatte ein Buch geschrieben. Und nun durfte sie daraus vorlesen. An dem bekanntesten und wichtigsten Ort, um neue Bücher vorzustellen: auf der großen, internationalen Buchmesse in Frankfurt. Viele prominente Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus vielen Ländern waren dort. Maja war 14 und die jüngste Autorin von allen.

1995 wurde Maja in Kroatien geboren. Sie wuchs in Bocholt auf. Schon ihre Großeltern waren aus Virovitica nach Bocholt gezogen, um hier zu arbeiten. Zuerst lernte Maja Kroatisch, im Kindergarten dann auch Deutsch. Fasziniert hörte sie zu, wenn ihre Urgroßmutter exotische Geschichten erzählte.

Sie war vier Jahre alt, als sie auf der Bocholter Kirmes eine Kassette über das alte Ägypten entdeckte. Die geheimnisvolle Welt der Pharaonen war danach ihre Welt, für die sie sich begeisterte. Richtig gut gefiel es Maja in der Ludgerus-Grundschule. Schon in der ersten Klasse machte ihr Lesen viel Spaß. Später las sie Harry Potter oder historische Abenteuergeschichten und erlebte dann „Kino im Kopf“. Sie stellte sich vor, was passiert wäre, wenn die Geschichten anders verlaufen wären. Als Schülerin des Georgs-Gymnasiums schrieb Maja gerne Aufsätze.

Und irgendwann fing sie an, eigene Geschichten zu schreiben. Zunächst einfach drauf los. Dann holte sie sich Tipps von anderen Autoren, lernte durch das Internet, „wie man das macht“. „Im Schatten der Elfen“ hieß der Titel ihres ersten Buches, das sie als Zwölfjährige zu schreiben begann. „Eine typische Teenager-Liebesgeschichte“, wie Maja sagt.

Auf der Welle der Fantasy-Jugendliteratur nahm sie junge Leserinnen und Leser mit in eine traumhafte Welt. Ihre Mutter erzählte einer Frau an der Tankstelle davon, und die machte es möglich, dass ein kleiner Bocholter Verlag das Buch veröffentlichte und dass Maja zur Messe nach Frankfurt fuhr. Als sie dort auf der großen Leseinsel vorlas, immer mehr Menschen ihr zuhörten und sie für diese ihr Buch signierte, war das ein tolles Erlebnis, „ein sehr schöner Moment“.

Danach war Maja zwar nicht gleich berühmt, aber sie schrieb einen zweiten Band, der größere Aufmerksamkeit fand. Die Bocholter Zeitungen berichteten darüber und auch der WDR im Radio. Maja ist jetzt 24 und studiert in Wuppertal Geschichte und Latein. An den Wochenenden ist sie oft bei ihrer Familie in Bocholt, ab und an auch in Kroatien. Sie, ein Kind zweier Kulturen, hat von ihren Eltern mitbekommen, auf andere offen und ohne Vorurteile zuzugehen. Ihre beste Freundin ist ein Beispiel dafür, wie wichtig das ist: „Die mochte ich anfangs gar nicht.“

Das Studium lässt Maja wenig Zeit für andere Dinge. Aber sie hat „Geschichten im Kopf, die ich gerne aufschreiben möchte“. Das muss einfach raus. Eine Veröffentlichung ist ihr gar nicht so wichtig. „Ich werde es nicht aufgeben“, sagt sie – auch ohne Auftritt auf der Frankfurter Buchmesse.

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