Schneller als Amazon: Bocholter Händler entdecken den Lieferservice für sich



Von BERTHOLD BLESENKEMPER
Während des Corona-Lockdowns hatte Petra Hungerkamp ein Schlüsselerlebnis. Eine Frau aus Bocholt bestellte mittags etwas in ihrem Onlineshop. Wenige Stunden später lieferte die Chefin des heimischen Haushaltswarenspezialisten die Ware persönlich und kostenlos aus. „Mensch, ihr seid ja schneller als Amazon“, kommentierte die Kundin. Die Händlerin stutzte zunächst. „Und dann habe ich mich endgültig zu einem eigenen Lieferservice entschlossen“, erklärt Petra Hungerkamp.

Ähnlich macht es inzwischen auch das Schuhhaus Rekers. Wer dort im neuen Onlineshop Schuhe bestellt, erhält die Ware an Werktagen innerhalb Bocholts kurze Zeit später frei Haus. „Wir wollen präsent bleiben und den Kunden vor allem auch digital zufriedenstellen. Das ist gerade in diesen Zeiten wichtig“, erklärt Inhaber Burkhard Rekers seine auf Service und Schnelligkeit ausgerichtete Strategie.

Noch haben stationäre Händler vielfach den Vorteil der Unmittelbarkeit. Ihre Ware ist vor Ort und sofort verfügbar. Vor allem bei kurzlebigen Gütern wie Lebensmitteln oder Blumen sind die lokalen Läden deshalb unschlagbar. Doch die Online-Riesen holen auch hier auf. Sie investieren derzeit Millionen, um mit Highspeed-Lieferungen weiter nach vorne zu kommen und möglichst die bisherige Lücke im Bereich Spontankauf zu schließen.

Das erhöht den Druck auf die stationären Geschäfte. Die meisten hatten große Hoffnungen in die Wiedereröffnung nach dem Corona-Lockdown gesetzt. Doch die Anfangseuphorie ist spätestens seit Einführung der Maskenpflicht bei vielen verflogen.

Ein Grund mehr für Burkhard Rekers, im Umkehrschluss sein Digitalangebot weiter auszubauen. Der Onlineshop seiner drei Geschäfte ist direkt mit der Warenwirtschaft verknüpft. Das spart bei der Pflege der Daten Zeit und Geld. Gleichzeitig können die Kunden unmittelbar sehen, welche Schuhe in ihrer Größe noch verfügbar sind und sich bei Bedarf eine Auswahl nach Hause bringen lassen. Dabei nutzt das Schuhhaus neben eigenen Kräften den Lieferservice von Bocholt.shop.

Lohnt sich das denn? „Ja“, versichert Petra Hungerkamp. War ihr Digitalangebot in den ersten Jahren vornehmlich eine Art digitales Schaufenster, das Kunden uns Geschäft lockte, so mauserte es sich in Corona-Zeit zu einem Verkaufsmotor. „Der Onlineshop hat uns gerettet“, ist sich die Händlerin sicher, die während des Lockdowns nach eigenen Angaben ohne Kurzarbeit auskam. „Aber man muss schon etwas dafür tun und vor allem Zeit einplanen. Denn von heute auf morgen wird auch so ein Onlineshop nicht bekannt“, ergänzt sie.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert