Stadtmuseum Bocholt gedenkt der Opfer des Nationalsozialismus



Am „Tag des Internationalen Gedenktags an die Opfer des Nationalsozialismus“, 27. Januar 2021, gedenkt das Bocholter Stadtmuseum an die Opfer des Holocaust. Von 17 bis 21:30 Uhr wird eine Präsentation an die Außenfassade des Stadtmuseums, Osterstraße 66, projiziert. Das Stadtmuseum lädt ein, zu diesen Zeiten am Stadtmuseum vorbeizugehen und ein Zeichen für ein demokratisches, gemeinsames und aktives Miteinander zu setzen.

Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee die letzten verbliebenen Häftlinge des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz. Die Vereinigten Nationen erklärten diesen Tag im Jahr 2005 deshalb zum internationalen Gedenktag für die Opfer des Holocaust. In Deutschland ist der 27.01 seit 1996 ein gesetzlich verankerter Gedenktag.
Auch das Bocholter Stadtmuseum gedenkt in diesem Jahr der Opfer dieser Zeit. Aufgrund der aktuellen Pandemie ist jedoch ein gemeinsames Gedenken vor Ort in diesem Jahr nicht möglich. Aus diesem Grund hat das Stadtmuseum Bocholt gemeinsam mit der Klasse 9d des Mariengymnasiums Bocholt eine Präsentation zum Thema „Warum erinnern wir“ erarbeitet. Weitere Unterstützung fand dieses Projekt bei der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit e.V wie auch der Arbeitsgemeinschaft Synagogenlandschaft der VHS.

Die Präsentation wird am Mittwoch, 27. Januar, von 17 bis 21:30 Uhr an die Außenfassade des Stadtmuseums projiziert und weiträumig zu sehen sein. „Wir laden herzlich dazu ein, während der angegebenen Zeiten am Stadtmuseum vorbeizugehen und ein Zeichen für ein demokratisches, gemeinsames und aktives Miteinander zu setzen“, sagt Lisa Merschformann, Leiterin des Stadtmuseums. Die Besucherinnen und Besucher werden gebeten, beim Besuch auf die Einhaltung die geltenden Abstandsregeln zu achten.
Erinnerung an zwei Überlebende aus Bocholt

Einer, der sich intensiv mit der Geschichte der NS-Zeit in Bocholt beschäftigt, ist Josef Niebur vom VHS-Arbeitskreis Synagogenlandschaften. „42 Bocholterinnen und Bocholter wurden in Auschwitz ermordet. Etwa 7.000 Häftlinge, zu geschwächt um von der SS auf mörderische Todesmärsche getrieben zu werden, konnten von sowjetischen Soldaten befreit werden“, berichtet Niebur und erinnert an die Schicksale zweier hiesiger Überlebender, Ilse Silberschmidt und Sigmar Seif, die bis zu ihrer Flucht in die Niederlande in Bocholt gewohnt hatten.
Ilse Silberschmidt

Am 16. Dezember 1939 flohen Ilse und ihr Mann Ernst Silberschmidt aus Bocholt nach Utrecht/Niederlande. Vor Ende März 1943 kamen sie in das Judendurchgangslager Westerbork. Von dort wurden die Eheleute am 5. April 1944 nach Auschwitz deportiert. Ernst Silberschmidt wurde am 24. April 1944 in Auschwitz-Monowitz ermordet. Ilse Silberschmidt überlebte die Shoah. Sie heiratete später ihren Schwager Dr. med. vet. Hermann Silberschmidt, mit dem sie nach Puerto Rico zog.

Sigmar Seif
Am 29. November 1938 floh Sigmar Seif nach den entwürdigenden Erlebnissen der Pogromnacht nach Dinxperlo. In das spätere Judendurchgangslager Westerbork wurde er am 8. Oktober 1939 eingewiesen. Mit dem letzten Zug wurde Seif am 6. September 1944 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Hier heiratete er Rosetta Levie. Wenig später, am 28. September 1944, wurde Seif weiter ins KZ-Außenlager Golleschau bei Auschwitz geschafft. Zusammen mit anderen jüdischen Männern stellten ihn Oskar und Emilie Schindler auf ihre durch den Film „Schindlers Liste“ bekannte Transportliste und ließen die Männer in ihre Fabrik in Brünnlitz (heute Tschechien) bringen. Dort wurde Sigmar Seif am 10. Mai 1945 befreit. Danach begann er mit Frau Rosetta und den Töchtern in Rotterdam ein neues Leben. 1953 wanderten sie in die USA aus, wo Sigmar Seif im Jahre 2009 verstarb. Er war der Einzige der achtköpfigen Familie Seif, der den Völkermord überlebte.

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