Wanderausstellung „Selbstbestimmt leben – Das persönliche Budget“



Kreis Borken. Viele chronisch Kranke oder auch Menschen mit Behinderung möchten selbst entscheiden, wann, wo, wie und von wem sie Teilhabeleistungen in Anspruch nehmen. Dafür steht ihnen ein „Persönliches Budget“ als Alternative zu Dienst- oder Sachleistungen zur Verfügung. Hieraus bezahlen sie die Aufwendungen, die zur Deckung ihres persönlichen Hilfebedarfs erforderlich sind, selbst. Worum es dabei genau geht, darüber unterrichtet bis zum 12. September 2019 die Wanderausstellung „Selbstbestimmt leben – Das persönliche Budget“ im Foyer des Borkener Kreishauses. Während der üblichen Öffnungszeiten steht sie allen Interessierten offen. Auf sehr anschauliche und motivierende Weise werden über kurze Biografien von Menschen, die das Persönliche Budget zum Beispiel in Form einer Assistenz im Haushalt, im Beruf oder in der Freizeit nutzen, die Informationen vermittelt. Davon konnte sich Landrat Dr. Kai Zwicker bei der Eröffnung gemeinsam mit Detlef Deing von der „Ergänzenden Unabhängigen Teilhabe-Beratung im Kreis Borken“ (EUTB), ein Bild machen.
Die Kompetenzzentren Selbstbestimmt Leben in NRW setzen sich seit April 2018 mit dieser Wanderausstellung für eine stärkere Nutzung des Persönlichen Budgets ein, sodass möglichst viele Menschen informiert werden. „Anspruchsberechtigte wissen oftmals gar nicht, dass es ein persönliches Budget gibt“, schilderte Detlef Deing die Situation. Fünf große Aufsteller sorgen im Rahmen der Ausstellung dafür, dass sich das ändert. Personen sind darauf abgebildet, die über ihre ganz eigenen Erfahrungen mit dem Persönlichen Budget berichten.
Für Kinder, Jugendliche oder Erwachsene mit einer körperlichen, geistigen oder seelischen Behinderung gibt es seit dem 01.01.2008 einen gesetzlichen Anspruch auf das Persönliche Budget. Es löst das bisherige Dreieck zwischen Leistungsempfänger, Leistungserbringer und Leistungsträger auf. Sachleistungen oder auch die Versorgung mit Hilfsmitteln werden nach Bedarfsfeststellung und Zielvereinbarung bis zur Höhe der Kosten aller bisher individuell festgestellten Leistungen durch Geldleistung oder Gutscheine ersetzt. Als Experten in eigener Sache entscheiden Betroffene selbst, welche Hilfen für sie am besten sind und welcher Dienst und welche Person zu dem von ihnen gewünschten Zeitpunkt eine Leistung erbringen soll. Auch Eltern können für ihr Kind mit Behinderung ein Persönliches Budget beantragen beispielsweise in Form einer Kita-, Schul- oder Freizeitassistenz. In besonderem Maße eignet es sich, um den Auszug aus einer stationären Einrichtung oder dem Elternhaus und den Eintritt in eine betreute Wohnmöglichkeit zu erleichtern. Jungen Erwachsenen ermöglicht es eine Studienbegleitung, psychisch Kranken eine Hilfe bei Einkäufen oder die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln durch eine ausgewählte Person. Auch einmalige Budgets sind möglich.
Die EUTB will mit der Wanderausstellung auch auf sich als Beratungsstelle für Menschen mit Behinderung, Angehörige oder auch von Behinderung bedrohte Menschen aufmerksam machen. Sie ist sowohl in Ahaus als auch in Borken ansässig und bietet zudem Sprechstunden in Bocholt und Gronau an. Großen Wert legt sie auf die Feststellung, keine Konkurrenz für andere Beratungsstellen sein zu wollen, sondern ergänzend tätig zu sein. Insbesondere im Vorfeld der Beantragung von Leistungen berät die EUTB. Das Angebot ist kostenlos und nicht gebunden an eine Mitgliedschaft. Detlef Deing: „Die Menschen mit ihren jeweiligen Einschränkungen sind meist überfordert und wissen gar nicht, wohin sie gehen sollen. Wir zeigen Mittel und Wege auf, damit sie ein selbstbestimmtes Leben führen können.“ Weitergehende Infos zur EUTB gibt es im Internet unter eutb-kreis-borken.de/.
„Ich freue mich über die engagierte Arbeit der EUTB, zumal hier auch Betroffene Betroffenen helfen. Für Menschen mit Behinderung ist der Gang zur Behörde oftmals ein schwieriger Schritt, und gerade dabei hilft die EUTB“, betonte Landrat Dr. Kai Zwicker. Für ihn sei es deshalb selbstverständlich, dass im Kreishaus Raum für die Wanderausstellung geboten werde.
Am 11. September 2019 um 15 Uhr wird zudem ein Vortrag zum Persönlichen Budget und zur EUTB stattfinden. Dazu sind alle Interessierten eingeladen. An dieser Veranstaltung teilnehmen wird u. a. Gülay Acer, die seit ihrer Geburt an einer Lähmung ihrer Arme und Beine leidet. Sie wird begleitet von einer ihrer Assistentinnen und berichtet über ihr Leben mit dem Persönlichen Budget in Form der 24-Stunden-Assistenz im Arbeitgebermodell.

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