WO IST NEBELO?



Ein Kommentar von BERTHOLD BLESENKEMPER

Von Borken lernen heißt in Zeiten der Corona-Epidemie Krisenkommunikation lernen. Die Bürgermeisterin der Kreisstadt, Mechtild Schulze Hessing, meldet sich seit einer Woche beinahe täglich per Videoblog über Internet bei den Menschen und erklärt ihnen persönlich, was gerade in der Nachbarschaft geschieht. Sie macht den Bürgerinnen und Bürgerinnen Mut, geht auf ihre Ängste ein und sagt Hilfe zu. Zurzeit baut die Borkener Verwaltung nach eigenen Angaben ein System für eine unkomplizierte Nachbarschaftshilfe auf, um alten Menschen und an Corona-Erkrankte oder Personen in Zwangsquarantäne unbürokratisch zu unterstützen. Zudem hat sie ausschließlich für nichtmedizinische Fragen eine Servicehotline eingerichtet, die selbst samstags und sonntags von 9 bis 13 Uhr erreichbar ist.

Und was macht die Verwaltungsspitze in Bocholt? Sie schaltet auf Notbetrieb um. Der sieht so aus, dass die Bürgerinnen und Bürger möglichst ferngehalten, Schichtbetrieb sowie Homeoffice eingeführt werden und das Personal runtergefahren wird. Das ist einerseits gut und auch vollkommen richtig zum Schutz der Verwaltungsmitarbeiterinnen und –mitarbeiter. Zudem minimiert es auch das Ansteckungsrisiko für uns alle. Aber leider klingt es – so ganz unkommentiert und verwaltungsnüchtern vorgetragen – für diejenigen extrem bitter, die sich nicht einfach so abschotten können: medizinisches Personal, VerkäuferInnen und viele mehr. Notbetrieb heißt für diese Heldinnen und Helden der Krise nicht selten doppelt so viel Arbeit ganz nah am Menschen mit vollem Risiko. Und dabei müssen viele von ihnen auch noch um den Job fürchten. Ein paar persönliche Worte des Dankes des dagegen abgesicherten und inzwischen nur noch teilöffentlichen Dienstes täten ihnen gut.

Aber wo ist Bürgermeister Peter Nebelo? Er scheint in der Versenkung verschwunden zu sein. Auf Fotos von Sitzungen sieht man nur seinen Stellvertreter Thomas Waschki. Mut machende Worte, Bürgernähe oder gar Empathie für Betroffene Fehlanzeige. Nebelo überlässt die Krisenkommunikation Landrat Dr. Kai Zwicker. Es reicht ihm offenbar, wenn dieser sich regelmäßig per Videobotschaft an die Menschen wendet. Und genau deshalb muss in Bocholt ein System für unkomplizierte Nachbarschaftshilfe auch von Facebookgruppen und von der Soziale Liste organisiert werden, selbst wenn wir die nicht gewählt haben oder finanzieren.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert