Aa-Renaturierung zeigt Erfolge: Gewässerstruktur hat sich verbessert



An und in der Bocholter Aa wird seit Jahren daran gearbeitet, die Gewässerstruktur zu verbessern: Totholz als Strömungslenkter und neuer Lebensraum wird eingebracht, Uferbereiche werden abgeflacht oder Vertiefungen in der Gewässersohle als Rückzugsräume geschaffen. Dass diese Veränderungen erfolgreich sind, ist jetzt auch amtlich bestätigt: Das LANUV, das in regelmäßigen Abständen solche Renaturierungsmaßnahmen in den Blick nimmt und dabei die Gewässerstrukturgüte prüft, hat jetzt für mehrere Stellen im Kreis Borken bei der sogenannten Nachkartierung eine deutliche Verbesserung der Gewässerstruktur attestiert. Einen dieser Abschnitte, an der Bocholter Aa in Velen-Ramsdorf, nahm Landrat Dr. Kai Zwicker nun bei einem Ortstermin, gemeinsam mit den zuständigen Kollegen des Kreises Borken und Landwirt und Gewässeranlieger Wolbert Schulze Selting in Augenschein. „Es ist wirklich bemerkenswert, wie sich das Gewässer hier durch die Maßnahme verändert und entwickelt hat“, sagte Landrat Dr. Kai Zwicker. „Ich freue mich sehr, dass sich das nun auch nachgewiesenermaßen in der Gewässerstrukturgüte zeigt.“
Gewässerstrukturgüte ist ein Maß für die ökologische Qualität und für die Naturnähe von Gewässerstrukturen. Sie gilt als allgemein verbindliche Bewertungsgrundlage von Renaturierungsmaßnahmen. Die Gesamtbewertung besteht aus den Einzelbetrachtungen der Sohle, der Böschung und des Umfeldes. Die Skala umfasst sieben Stufen von sehr gut bis schlecht.
An der Bocholter Aa wurde nahe Ramsdort auf rund 600 Metern 2016 die Renaturierungsmaßnahme im Rahmen der Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) realisiert. Die Aa-Kolonne, die zum Kreisbetrieb gehört und sich um die Pflege und Unterhaltung des Gewässers kümmert, hat dort Totholz eingebracht und das Ufer zur Waldseite abgeflacht. Auch wurden alte Steinschüttungen am Böschungsfuss entfernt. Hierdurch erhält die Bocholter Aa mehr Raum und Potential für die natürliche Entwicklung. Diese Flächen sind in Kreisbesitz und gehören zum Naturschutzgebiet Bocholter Aa Velen-Borken. Auf der anderen Seite liegen die Flächen von Landwirt Wolbert Schulze Selting – durch den dort angelegten rund sechs Meter breiten Gewässerrandstreifen, der nur einmal im Jahr gemäht und sonst nicht bewirtschaftet wird, trägt er ebenfalls zur Gewässerverbesserung bei. „Uferstreifen sind wichtig als Pufferzone zu landwirtschaftlich genutzten Flächen, deswegen ist es toll, dass der Landwirt hier einen so breiten Streifen angelegt hat“, erläutert Judith Pelster, Projektverantwortliche aus dem Fachbereich Natur und Umwelt. Das Land hat die ökologische Strukturverbesserungsmaßnahme an der Aa zu 80% gefördert, den Rest finanzierte der Kreis.
Schon wenige Wochen nach der Umsetzung wurden erste Ergebnisse sichtbar: In der Gewässersohle bildeten sich Sandbänke und Kolke, es gibt Rückzugsräume für Fische und Makrozoobenthos (Kleinstlebewesen) siedelten sich an. Wasservögel nutzen das Totholz häufig als Ruhe- oder Brutstätte. Zuvor war oberhalb dieser Stelle durch die Aa-Kolonne bereits 2014 ein Altarm der Bocholter Aa wieder reaktiviert worden und ein Betonsohlabsturz entfernt worden, um das Gewässer durchgängig und naturnah zu gestalten. 2018 hat das LANUV die Nachkartierung vorgenommen und die Einschätzung des Kreises bestätigt: Die Gewässerstrukturgüte hat sich um bis zu drei Stufen in der Skala verbessert.
Auch zwei weitere strukturverbessernde Maßnahmen sind nun vom LANUV positiv bewertet worden: Am Meßlingbach zwischen Ramsdorf und Weseke, umgesetzt durch den dortigen Wasser- und Bodenverband, und an der Bocholter Aa bei „Versunken Bokelt“ westlich von Krechting. „Es gibt aber noch viele weitere Maßnahmen, die die Gewässerstruktur deutlich verbessert haben, aber nicht alle werden vom LANUV kartiert – dazu muss das Gewässer eine bestimmte Größe und die Maßnahme eine Mindestlänge haben“, erläutert Friedel Wielers, zuständiger Abteilungsleiter im Fachbereich Natur und Umwelt. Schließlich werden im Rahmen der WRRL alle größeren und kleineren Gewässer im Kreisgebiet in den Blick genommen.
Insgesamt hat die Aa-Kolonne um Rainer Albers und Erwin Thesing seit 2014 bereits 17 Maßnahmen an der Bocholter Aa realisiert. Daneben tragen im gesamten Kreisgebiet die Wasser- und Bodenverbände mit vielen kleineren Gewässerbaumaßnahmen und einer naturnahen Gewässerunterhaltung zur Strukturverbesserung bei. Viele Maßnahmen wurden bisher in Rhede am Rümpingbach und am Ketteler Bach umgesetzt. Auch im Norden des Kreisgebiets wurden beispielsweise am Flörbach, an der Ahauser Aa, der Dinkel, der Berkel und dem Emrichbach Gewässernaturierungen durchgeführt. Weitere Projekte sind in den kommenden Jahren geplant.
Zum Hintergrund: Europäische Wasserrahmenrichtlinie
Mit der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) wird das Ziel verfolgt, den Zustand der Gewässer zu verbessern. So sollen sie möglichst naturnah fließen und Fischen, Krebsen oder Fischnährtieren einen passenden Lebensraum bieten. Fische sollen zudem wieder ungehindert von der Mündung bis ins Quellgebiet gelangen können. Der Kreis Borken arbeitet gemeinsam mit Kommunen, Wasser- und Bodenverbänden, Landwirtschaft, Anglern und Naturschützern an dieser Aufgabenstellung.
Nähere Informationen zur Europäischen Wasserrahmenrichtlinie und zum Umsetzungsfahrplan für den Kreis Borken gibt es im Internet unter www.kreis-borken.de/wrrl.

  1. Erscheint mir etwas schleierhaft.
    Als wir Pfingstmontag an der Schnecke beim Aa-See waren, stand oberhalb des Wehres nicht nur ein riesen Algenteppich, auch das Wasser unterhalb des Wehres war giftgrün.
    Der Gestank war nicht auszuhalten.
    Solange unsere Gewässer nicht vor Überdüngung geschützt werden, bringen viele andere Maßnahmen wohl auch nichts.

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