Dr. Elisabeth Bröker – die Hüterin des Stadtarchivs



Mit der beiliegenden Fotografie wird an die Archivarin und ehemalige Leiterin des Stadtarchivs Bocholt, Frau Dr. Elisabeth Bröker, erinnert. Sie wurde vor 110 Jahren, am 24. Januar 1911, in Münster geboren und legte 1930 an der dortigen Annette-von-Droste-Hülshoff-Schule ihr Abitur ab. Anschließend studierte sie in ihrer Heimatstadt Geschichte, Latein und Französisch. Nach dem im April 1935 bestandenen Staatsexamen für das Lehramt an höheren Schulen folgte am 14. Juli 1937 die Promotion.

Durch ihre Disseration über den münsterischen Domdechanten Bernhard von Mallinckrodt wurde ihre Aufmerksamkeit auf die Archivarbeit gelenkt, und sie trat zum 1. Oktober 1935 in den Dienst der Archivberatungsstelle der Provinz Westfalen in Münster ein. Von dort aus wurde sie zunächst im Stadtarchiv Münster eingesetzt und arbeitete schließlich – zunächst vorübergehend – von Januar 1937 bis April 1938 im Stadtarchiv Bocholt.
Am 17. August 1939 übernahm Frau Dr. Bröker dauerhaft die Leitung des Bocholter Archivs. Zu Beginn ihrer Tätigkeit sichtete und ordnete sie die städtischen Archivalien vor allem aus der Zeit des Mittelalters. Im Laufe der kommenden Jahre sammelte sie Material für die Fortschreibung der Stadtchronik, bemühte sich um den Aufbau einer Sammlung von Dokumenten über den aus Bocholt stammenden Fürstbischof von Breslau, Melchior Kardinal von Diepenbrock (1798-1852), und trug eine umfangreiche Grafik-Sammlung und -Dokumentation über den 1503 in Bocholt verstorbenen Kupferstecher Israhel van Meckenem zusammen. Auf ihre Initiative hin wurden die Bestände des Stadtarchivs im Oktober 1943 nach Schloss Calenberg bei Warburg verbracht, um sie vor möglichen Kriegseinwirkungen zu schützen. Im Jahre 1955 übernahm Frau Dr. Bröker zusätzlich die Schriftleitung der Zeitschrift UNSER BOCHOLT des Vereins für Heimatpflege Bocholt e. V., die sie bis 1976 innehatte. Im Zusammenhang mit der 750-Jahr-Feier der Stadt Bocholt erschien außerdem der erste von ihr bearbeitete Band der Reihe „Bocholter Quellen und Beiträge“.

Nach rund 37-jähriger Tätigkeit wurde sie am 26. April 1976 in den Ruhestand verabschiedet. Auch nach ihrer Pensionierung betrieb sie Studien zur Bocholter Stadtgeschichte. Insbesondere lag ihr die Herausgabe des Bocholter Urkundenbuches am Herzen, das freilich erst nach ihrem Tode veröffentlicht werden konnte. Frau Dr. Bröker starb am 4. Juli 1986 im Alter von 75 Jahren in Bocholt. Ihr Nachlass gelangte kurz darauf in das Bocholter Stadtarchiv. Er umfasst neben Materialsammlungen und Manuskripten zur Bocholter Kirchengeschichte ebenso Unterlagen über örtliche Persönlichkeiten und Familien sowie Vorarbeiten zu hiesigen Firmengeschichten, zusammengetragene Dokumente zur Stadtbefestigung und zu den Anfängen der Lateinschule in Bocholt.
Foto: Stadtarchiv Bocholt, Text: Wolfgang Tembrink

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