Ehemaliger Bocholter Pfarrer sorgt in Münster für Kirchen-Eklat



Der ehemalige Bocholter Pfarrer Ulrich Zurkuhlen, der von 1978 bis 1985 die damals selbstständige Gemeinde Herz-Jesu (heute Liebfrauen) leitete, hat für einen Kircheneklat gesorgt. Der 79-Jährige hatte in einer Predigt am 30. Juni in der Heilig-Geist-Kirche Münster Vergebung für Missbrauchstäter unter den Seelsorgern eingefordert. Daraufhin hatten zahlreiche Gottesdienstbesucher unter lautstarkem Protest die Kirche verlassen. Der Fall hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Schließlich bat der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, den emeritierten Pfarrer, nicht mehr zu predigen.

„Wie kann ich in der Kirche, die mir doch ein Stück weit Zuhause ist, bleiben, wenn so etwas geschehen kann?“ Das war eine der zentralen Fragen, die sich laut einem Bericht des Pressedientes des Bistums während einer Gemeindeversammlung stellten. 120 Gäste kamen. Zurkuhlen selbst nahm auf eigenen Wunsch nicht teil.

Geschockt, fassungslos, ratlos, erschüttert, hilflos – so schilderten die Teilnehmer ihre Emotionen während der Predigt des emeritierten Pfarrers. „Er hat nicht gefragt, was los ist, es fehlte an Sensibilität“, so ein Wortbeitrag. Richtig sei es gewesen, der Predigt zu widersprechen. „Gut, dass wir mittlerweile die Sprache und die Offenheit in der Kirche haben, und sie nutzen“, wurde aus dem Publikum angemerkt.

Besonders beschäftigte die Teilnehmer auch nach einer Woche die Tatsache, dass Zurkuhlen zum einen im Nachklang von einem „schreienden Mob“ gesprochen habe, gegen den er „nicht angekommen“ sei. „Wir haben die Kirche ruhig verlassen und uns auf dem Vorplatz versammelt“, machte eine Frau deutlich. Tumulte habe es nicht gegeben.

Zum anderen war immer wieder die fehlende Opferperspektive, der mangelnde Respekt Zurkuhlens vor den Betroffenen Thema in den zahlreichen Wortbeiträgen, die von Beate Meintrup, Präventionsbeauftragte des Bistums Münster, und Michael Sandkamp, Koordinator der Präventionsschulungen an Bischöflichen Schulen, moderiert wurden. „Frauen, die statt über ihre Ex-Männer zu lästern, denen doch besser vergeben sollten, gleichzusetzen mit einem Anspruch des Vergebens von Missbrauchstätern den Opfern gegenüber, ist ungeheuerlich“, hieß es.

„Es geht hier nicht primär um die Rettung der Kirche, sondern um Gerechtigkeit für die Betroffenen sexuellen Missbrauchs“, sagte Stefan Rau, und widersprach damit deutlich Ulrich Zurkuhlen, der – auch dem Empfinden der Gottesdienstteilnehmer nach – „nicht anerkannt hat, was gerade als Reaktion auf seine Predigt passierte, und die Opferperspektive völlig vermissen ließ.“

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