Entwarnung im PCB-Verdachtsfall bei Kabelhersteller in Rhede



Kreis Borken / Rhede. Nachdem es in Ennepetal im Umfeld eines Industriebetriebs zu PCB-Funden gekommen ist, hat das Landesumweltministerium (MULNV) landesweit geprüft, wo es Unternehmen gibt, die mit vergleichbaren Einsatzstoffen und in ähnlichen Produktionsprozessen arbeiten. Nach bisherigem Stand gibt es sieben weitere Silikonkautschuk verarbeitende Betriebe, die vom Landesamt für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz (LANUV) bzw. von externen Speziallabors untersucht worden sind. Einer dieser Betriebe befindet sich im Kreis Borken – die Firma Kromberg und Schubert GmbH Cable & Wire in Rhede. Die Ergebnisse aus Rhede liegen nun vor: Das LANUV gibt „Entwarnung“ und stuft die PCB-Gehalte in der Umgebung als sehr gering ein. Darüber hinaus wurden mit dem Betrieb weitere Maßnahmen abgestimmt.
Das LANUV und zwei Fachlabore nahmen, wie berichtet, im März Proben in den Produktionsanlagen und Kaminen, aus der Abluft der Schornsteine und im Umfeld der Firma. Da die Analysen sehr speziell und aufwendig sind, hatten die Auswertungen nun länger als üblich gedauert. Auch die Corona-Einschränkungen haben die Analysezeit verlängert, da in den Laboren durch Quarantäne und Erhöhung der Sicherheitsvorkehrungen Verzögerungen auftraten.
Für PCB-Emissionen im Abgas wurden bisher weder in Deutschland noch in der EU Grenzwerte definiert, mit denen die Messwerte verglichen werden können. Das LANUV arbeitet derzeit an einer Einstufung. Die PCB-Gehalte in Rhede liegen jedoch um ein Vielfaches unter den Emissionswerten, die bei dem Silikonkautschukhersteller in Ennepetal festgestellt wurden, bei dem weiße PCB-haltige Flocken ausgetreten und in der Nachbarschaft niedergegangen waren. Dass Flocken aus der Anlage in Rhede ausgetreten sind, ist bisher nicht beobachtet worden. Im Umfeld und auf dem Hallendach gab es hierauf keine Hinweise. Um das Umfeld der Firma zu untersuchen, wurden Löwenzahnpflanzen untersucht, an denen PCB über Wochen anhaftet und die in der Umgebung an zahlreichen Stellen vorhanden sind. Die ermittelten PCB-Gehalte der drei Rheder Proben lagen alle innerhalb der Größenordnung der Hintergrundbelastung in NRW. Das LANUV stuft die PCB-Gehalte als sehr gering ein.
Zwar konnte bisher kein Austrag von Flocken aus den Schornsteinen beobachtet werden und die Messergebnisse deuten nicht darauf hin, jedoch haben sich die Fachleute der Kreisverwaltung und der Firma Kromberg und Schubert GmbH Cable & Wire darauf verständigt, zusätzlich spezielle Filteranlagen auf beiden Abulftkaminen anzubringen. Der Auftrag ist bereits erteilt, die Filter sollen kurzfristig montiert werden.
Der Kreis Borken betont ausdrücklich, dass der Firma kein Vorwurf gemacht werden kann. Der Betrieb ist genehmigt und der Einsatz der verwendeten Stoffe ist legal. Das im Rahmen der Untersuchungen in Ennepetal erkannte Problem ist neu und dadurch ergeben sich auch ständig neue Erkenntnisse. Der Kreis steht im steten Austausch mit der Firma, die sich sehr kooperativ zeigt.
Die Rechtslage dazu ist so: Die Herstellung, das Inverkehrbringen und die Verwendung von PCB sind nach EU-Recht verboten. PCB (Polychlorierte Biphenyle) ist als krebserregend eingestuft, schwer abbaubar und reichert sich im Fettgewebe an. Wenn PCB jedoch – wie hier – nicht zielgerichtet hergestellt wird, sondern unbeabsichtigt im Produktionsprozess entsteht, ist die Rechtslage komplex und die Hürde für ein behördliches Einschreiten sehr hoch. Auf Initiative des Landes NRW will der Bund diese Regelungslücke jetzt aber durch Änderungen im Bundes-Immissionsschutzrecht schließen. Ziel ist, dass die Umweltbehörden zukünftig Eingriffsmöglichkeiten schon aus Vorsorgegesichtspunkten erhalten. Bis dahin können die Behörden aber nur dann in genehmigte Betriebssituationen eingreifen, wenn sie eine konkrete Gefahr nachweisen können. Derzeit befassen sich weiterhin eine neu eingerichtete Landesarbeitsgruppe mit Kreisbeteiligung und auch der Bundesrat mit dem Thema.

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