Experten diskutieren über Sicherstellung der öffentlichen Wasserversorgung im Westmünsterland



Kreis Borken. Trinkwasser als lebensnotwendige Ressource soll in der öffentlichen Wahrnehmung wieder höhere Wertschätzung bekommen – so lautete der Tenor einer Tagung von Fachleuten aus hiesigen Behörden und Wasserversorgungsbetrieben, die jetzt im Borkener Kreishaus stattgefunden hat. Anlass für diese Veranstaltung war die Fragestellung, wie die Versorgung sichergestellt werden kann, wenn es künftig ähnlich wie 2018 und bislang in diesem Jahr wenig regnen sollte. Dabei trafen die Beteiligten zwei zentrale Aussagen: 1. Die Trinkwasserversorgung hat stets Vorrang vor anderen Nutzungen. 2. Bereits bei sich abzeichnender Trockenheit, also wenn im Winter nicht die notwendigen Niederschläge fallen, verständigen sich die heimischen Wasserversorger und Kommunen sowie der Kreis auf ein gemeinsames Vorgehen und stimmen sich in ihrer Öffentlichkeitsarbeit zur Information der Bevölkerung eng ab.
Gerade dies sei außerordentlich wichtig, betonte Kreisbaudezernent Hubert Grothues bei der Begrüßung der Tagungsteilnehmer, darunter insbesondere Vertreter der Wasserversorgungsbetriebe im Kreisgebiet sowie Bürgermeister und Mitarbeiter der Ortsbehörden. Aus der Kreisverwaltung nahmen Experten der unteren Wasserbehörde, des Gesundheitsamtes (Trinkwasserüberwachung) sowie des Feuerwehrwesens (Löschwasserbereitstellung) teil. Es gelte, in der Region künftig „eine klare Linie zu fahren“, so Grothues. Die trockenen Sommer 2018 und 2019 hätten einen deutlich erhöhten Wasserbedarf verursacht: in Privathaushalten zur Bewässerung des eigenen Gartens oder zum Befüllen von Pools und bei vielen Landwirten für die Beregnung ihrer Felder. Da könne es dann beispielsweise nicht angehen, an einem Ort dazu aufzurufen, den privaten Wasserverbrauch einzuschränken, und andernorts Anlieger zu bitten, bei der Bewässerung öffentlicher Grünanlagen mitzuhelfen. Das führe in der Bevölkerung zu Irritationen und womöglich sogar zu der Befürchtung, dass das Trinkwasser knapp werden könnte. Diese Gefahr habe im Kreis Borken seinerzeit jedoch überhaupt nicht bestanden, unterstrich der Kreisbaudezernent. Es zeige sich aber, dass die Bedeutung des Themas „Wasser“ im Allgemeinen und „Trinkwasser als Lebensmittel“ im Besonderen stärker in das Bewusstsein der Menschen rücken müsse. Der Wert des Wassers lasse sich schließlich nicht allein durch den vom Versorger in Rechnung gestellten m³-Preis bemessen.
In der von Dr. Tobias Kemper, Fachmann für Klimafolgenanpassung bei der EnergieAgentur NRW, moderierten Veranstaltung informierte zunächst Cordula Thume vom Fachbereich Natur und Umwelt der Kreisverwaltung grundlegend über die Wassersituation im Kreis Borken. Danach stellte Dr. Ingo Wolff (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW-LANUV) mögliche Auswirkungen des Klimawandels in der Region anhand verschiedener Zukunftsszenarien dar. Ausgangspunkt dafür war seine Feststellung, dass es 2018 deshalb außergewöhnlich trocken gewesen sei, weil zum einen die Niederschläge im gesamten Jahr gering waren. Zum anderen sinke tendenziell die Menge der Sommerniederschläge, während gleichzeitig die Sommertemperaturen steigen. Das wirke sich zwangsläufig negativ auf den Stand und die Neubildung des Grundwassers aus. Dr. Christel Wies von der Bezirksregierung Münster erläuterte überdies, wie die öffentliche Wasserversorgung im Regierungsbezirk Münster – auch mit Blick auf die aktuellen Wasserversorgungskonzepte der Kommunen – gesichert werde.
In der abschließenden Diskussion machten die Tagungsteilnehmer übereinstimmend deutlich, dass die Sicherstellung der Trinkwasserversorgung stets Vorrang habe vor allen anderen Nutzungen. Außerdem vereinbarten sie eine engere Kommunikation untereinander und eine intensivere Abstimmung in Sachen Bevölkerungsinformation.

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