IHK-Konjunkturumfrage: Lage hat sich stabilisiert



Die konjunkturelle Talfahrt ist beendet. Das zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage der IHK Nord Westfalen, deren Ergebnisse IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel heute (7. Februar) in Münster präsentierte. „Die regionale Wirtschaft hat wieder festen Boden unter den Füßen“, sagte Jaeckel. Insgesamt habe sich die Lage nach dem Abschwung im vergangenen Jahr stabilisiert. So rechnen die Unternehmen im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region in nächster Zeit mehrheitlich zwar nicht mit einer spürbaren Belebung der Konjunktur. „Allerdings erwarten sie auch keine dramatische Verschlechterung“, so Jaeckel.
Der IHK-Konjunkturklimaindikator, der die aktuelle Geschäftslage und die Zukunftsaussichten der Unternehmen in einem Wert zum Ausdruck bringt, ist um zwei Punkte leicht gestiegen. Er bleibt mit 111 Punkten aber weiterhin deutlich unter dem langjährigen Mittelwert von 119. Seinen Höchststand hatte der IHK-Konjunkturklimaindikator Anfang 2018 mit 135 Punkten.

Die Zahl der Unternehmen, die ihre derzeitige Geschäftslage mit gut bewertet haben, ist weiter gesunken. Insgesamt berichten zum Jahreswechsel 87 Prozent der Unternehmen von guten (41 Prozent) oder zumindest befriedigenden Geschäften (46 Prozent). Allerdings finden sich hier deutliche Unterschiede zwischen den Wirtschaftsbereichen und Branchen.

„Es bleibt zunächst bei einer zweigeteilten Konjunktur“, erläuterte der IHK-Hauptgeschäftsführer. Die Binnenkonjunktur stützt sich auf einen nach wie vor kräftigen Konsum und eine anhaltende Bautätigkeit. „Die Perspektiven für eine Fortsetzung stehen gut“, prognostizierte Jaeckel. Auf der anderen Seite werde der Industrie- und Exportsektor nach wie vor empfindlich vom schwachen Welthandel getroffen. „Die politischen Unsicherheiten dürften auch in diesem Jahr die wirtschaftliche Entwicklung in diesem Bereich stark beeinflussen“, so Jaeckel.

In bester Verfassung zeigt sich entsprechend die Bauwirtschaft. Der Lagesaldo (Differenz aus positiven und negativen Meldungen) erreicht mit 62 Prozentpunkten einen Spitzenwert. Auch der Handel, der laut IHK von einer guten Beschäftigungssituation und realen Lohnzuwächsen profitieren konnte, beurteilt die aktuelle Situation günstiger als im Durchschnitt der Gesamtwirtschaft.

Große Sorgen hingegen bereitet dem IHK-Hauptgeschäftsführer weiterhin die Industrie. Nur noch 28 Prozent der Industrieunternehmen beurteilen die Lage mit gut. Im Sommer 2019 waren es noch 33 Prozent. Der Anteil der negativen Einschätzungen stieg dagegen von 18 auf ebenfalls 28 Prozent. Nennenswerte Impulse aus dem Außenhandel erwartet die IHK Nord Westfalen nicht. Noch immer rechnen deutlich mehr Betriebe mit sinkenden als mit steigenden Auslandsumsätzen, „auch wenn die Unternehmen auf sehr tiefem Niveau wieder etwas zuversichtlicher geworden sind“, unterstrich der Hauptgeschäftsführer.

Als Zeichen für „die anhaltende Verunsicherung der Unternehmen“ wertet Jaeckel die schwache Investitionsbereitschaft. Zwar ist der Anteil derjenigen, die investieren wollen, um mehr als drei Prozentpunkte gestiegen. Allerdings möchte immer noch jeder fünfte Betrieb seine Investitionsausgaben zurückfahren, „obwohl Herausforderungen wie die Digitalisierung zu bewältigen sind“.

Nach Einschätzung der IHK wird die gesamtwirtschaftliche Schwäche die Arbeitslosenzahlen leicht steigen lassen. Die konjunkturbedingte Kurzarbeit hat ebenfalls leicht zugelegt: Schon im September 2019 waren im IHK-Bezirk rund 1.100 Beschäftigte in 69 Betrieben in Kurzarbeit. Als weiteres Indiz führt Jaeckel die Zeitarbeit an. Bereits zur Jahresmitte 2019 gab es hier ein Minus von 1.500 Beschäftigten. Zum anderen sinkt der Personalbestand in der Industrie: Im November 2019 verzeichneten die Betriebe mit mindestens 50 Beschäftigten einen Rückgang von 1,6 Prozent (minus 2.300) auf 144.100.

Foto/Bildtext: Dr. Fritz Jaeckel, Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen

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