MILLA – aus dem Leben einer Untoten



Eine Posse eines ZEUGEN, DER VON EINEM COUSIN EINES VERSCHWÄGERTEN NACHBARNS VERLÄSSLICH INFORMIERT WURDE

Milla ist tot! Wie ein Lauffeuer verbreitete sich diese Meldung zuletzt in einschlägigen Bocholter Klatschkreisen. Die Pächterin des Cityhotels und der nach ihr benannten Gaststätte an der Ecke von Ravardi- und Rebenstraße habe sich aus Gram über ihr bitteres Scheitern in der seit Monaten geschlossenen Gastronomie an einem bis dato unbekannten Ort erhängt, hieß es aus „ganz sicherer Quelle“. Andere indes wussten dank ihres vermeintlich guten Drahtes zur heimischen Feuerwehr von einer Rettung in allerletzter Sekunde zu berichten. Nein, nein, Milla weile eindeutig NICHT mehr unter den Lebenden, erklärten Dritte mit dem Brustton der Überzeugung. Die Wirtin sei mit dubiosen Geldgeschäften an die Falschen geraten und aus einem fahrenden Auto heraus erschossen worden, so deren Version. „Hallo, ich lebe noch – und mir geht es gut“, meldet sich derweil Ludmilla Lohscheller, so der bürgerliche Name der unmittelbar Betroffenen, genervt aus dem Reich der Untoten zurück.

Die Bocholterin will mit einem Schritt in die Öffentlichkeit den zusätzlichen Gerüchten vorbeugen, sie habe einen Millionär kennengelernt und es wohl nicht mehr nötig zu arbeiten oder sie habe völlig pleite zu Hause ausziehen müssen, um nun auswärts auf Kosten ihres Freundes zu leben, der sie allerdings in einer Nebenvariante dieses Handlungsstranges bösartig verlassen haben soll, weshalb sie in der geschlossenen Abteilung der Psychatrie in Rhede gelandet ist.

Made in Bocholt hat knallhart recherchiert und zuerst mit der „Verstorbenen“ gesprochen. Demnach hat die Corona-Krise der Gastronomin (Achtung Wortspiel) das Genick gebrochen. „So etwas wie eine Pandemie war in meinem Businessplan nicht vorgesehen“, berichtete sie. Deshalb machte Milla nach dem Lockdown erst gar nicht wieder auf. „Aber von Insolvenz oder was sonst so erzählt wird keine Spur“, meint die Bocholterin. Vielmehr habe sie sich mit ihrem Verpächter auf eine Auflösung des Vertragsverhältnisses geeinigt und sei nun frei.

Seitdem begegnet Milla täglich Menschen, die beim Anblick der vermeintlich auferstandenen Leiche augenblicklich die Gesichtsfarbe einer solchen annehmen oder in Tränen ausbrechen. Andere wechseln schnell die Straßenseite, um dem „Zombie“ in Frauengestalt aus dem Weg zu gehen. Ein Trost bleibt Milla: Totgesagte leben bekanntlich länger – zumindest so lange, wie sie nicht von osteuropäisch anmutenden Geldeintreibern mit nordkoreanischem Akzent zum Zwecke der Anwendung todbringender Foltermethoden in ostsiamesische Verliese verschleppt werden. Und dabei soll es sich diesmal garantiert um eine wahre Geschichte handeln. Ehrenwort!

  1. A. Baier-Stondzik says:

    Unglaublich!!!
    Der richtige Weg in die Öffentlichkeit zu gehen! Der Umkehr-“Spiegel“ trifft hoffentlich die Richtigen!!

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