Sonderausstellung „Im Westen was Neues!“



Kreis Borken / Vreden. Jazzmusik, Leuchtreklamen, Inflation und Straßenkämpfe – unser Bild über die Zeit der Weimarer Republik ist von den Großstädten geprägt. Filme und Serien, von „The Great Gatsby“ bis „Babylon Berlin“ lassen die „Goldenen Zwanziger“ immer wieder aufleben. Aber wie erlebte das Westmünsterland diese Zeit? Gab es auch hier einen „Aufbruch in die Moderne“? Dieser Frage geht die neue Sonderausstellung im kult Westmünsterland in Vreden nach. Unter dem Titel „Im Westen was Neues. Fußball – Charleston – Bubikopf“ taucht die Schau ein in die Region vor 100 Jahren. Nach der Eröffnung am Donnerstagabend (21. November) ist die Ausstellung nun ab Freitag, 22. November, für alle Interessierten geöffnet.
Die Weimarer Zeit war eine Zeit des Umbruchs und des Neuanfangs, nicht nur politisch, sondern auch sozial und kulturell. Lebenswelt und Lebensgefühl der Menschen in der ganzen westlichen Welt veränderten sich massiv – auch im Westmünsterland. „Vieles von dem, was in Weimar begann oder aufblühte, ist inzwischen längst aus unserem Alltag nicht mehr weg zu denken: Parteienstaat, parlamentarische Demokratie, Gleichberechtigung von Frauen, Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, Radio oder flächendeckende Elektrizität. Die Moderne hat sich in den Großstädten entwickelt, der Zeitgeist, die gesellschaftlichen und die technischen Innovationen haben aber das ganze Land erreicht und verändert. Auch bei uns“, formuliert Kreisdirektor Dr. Ansgar Hörster die Idee hinter der Ausstellung. „Wir möchten unseren Besucherinnen und Besuchern einen Eindruck von einer Zeit vermitteln, die nicht nur auffällig viele Parallelen zur gegenwärtigen weltpolitischen Lage hat, sondern in vielen Themen den Grundstein dafür gelegt hat, was uns heute umgibt“, erläutert kult-Leiterin Corinna Endlich.
Die Sonderausstellung im kult nimmt ihre Besucherinnen und Besucher mit auf die Reise in eine Zeit, in der Fußball zum „Trendsport“ wurde, mit dem Radio eine Medienrevolution einsetzte, der Charleston-Tanz das Nachtleben umkrempelte und die Mode zum ersten Mal einen Generationenkonflikt auslöste. In sechs spannenden Schlaglichtern beleuchtet die Ausstellung unterschiedliche Aspekte der Veränderungen von Lebenswelt und Lebensgefühl der Menschen in der Region. Neben zahlreichen und Original-Exponaten bieten abwechslungsreiche Medienstationen die Möglichkeit, sich auch atmosphärisch in diese Zeit hineinzuversetzen. “ Es ging uns darum, das Lebensgefühl der Zeit, die Verunsicherung, aber auch die Aufbruchsstimmung und die Lebensfreude in der Ausstellung erlebbar zu machen“, erklärt Flemming N. Feß, der als Kurator die Ausstellung federführend entwickelt hat. „Mit der Auswahl der Objekte und mit dem Einsatz von Medien laden wir dazu ein, mit dieser Zeit unserer Groß-, Urgroß- oder Ururgroßeltern in Kontakt zu treten.“
In der inhaltlichen Vorbereitung der Sonderausstellung waren alle Fachbereiche des kult beteiligt – so wurden originale Quellen und Archivalien recherchiert, die Vereinsgeschichten in den Blick genommen und die Bibliothek für den wissenschaftlichen Hintergrund hinzugezogen. „Diese Ausstellung ist wirklich ein ‚Produkt des kult‘“, sagt Corinna Endlich. „Hier sieht man, wie gut es ist, alle Institutionen unter einem Dach zu haben.“
Neben einem abwechslungsreichen Begleitprogramm, in das Vereine, Gruppen und Einrichtungen aus der Region eingebunden sind, werden auch Führungen durch die Sonderausstellung angeboten. Für Schulklassen sind zudem passende Workshops buchbar. Die Ausstellung „Im Westen was Neues“ ist bis März 2020 zu den Öffnungszeiten des kult Westmünsterland, dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr, zu sehen.
Begleitend zur Ausstellung ist in der Schriftenreihe des kult, Band 2, die Begleitpublikation „Im Westen was Neues. Fußball – Charleston – Bubikopf. Lebenswelt im Westmünsterland der Weimarer Zeit“ erschienen. Darin finden sich Artikel von Flemming N. Feß, Dr. Alfred Hagemann, Dr. Annette Menke, Dr. Volker Tschuschke und Renate Volks-Kuhlmann, die die Schwerpunktthemen der Ausstellung noch einmal vertiefen. Das 220-seitige Buch ist ab sofort im kult und im Buchhandel erhältlich (ISBN-13 978-3-937432-60-1).
Nähere Informationen gibt es unter www.kult-westmuensterland.de.
Das Begleitprogramm
Den „Geist“ der Zeit können die Besucherinnen und Besucher auch in den Aktionen des Begleitprogramms miterleben. So ist beispielsweise zu zwei Filmabenden eingeladen: Am 5. Dezember 2019 mit dem Tonfilm „Der Blaue Engel“, in dem Marlene Dietrich Emil Jannings den Kopf verdreht, und am 9. Januar mit „Das Cabinet des Dr. Caligari“, musikalisch live begleitet vom Münsteraner Duo „this honourable fish“, die dem Stummfilm mit ihren Klängen einen ganz neuen Charme geben. In seinem Vortrag „Von Menschen am Sonntag zu Babylon Berlin“ spannt Prof. Dr. Tobias Hochscherf am 6. Februar 2020 den Bogen von Billy Wilders halbdokumentarischem Vorbild hin zur spannenden Serie „Babylon Berlin“.
Auch an Events mangelt es nicht: Gemeinsam mit Radio WMW feiert das kult am 13. Februar 2020 den „Welttag des Radios“ und bietet allen Besucherinnen und Besuchern am folgenden Wochenende die einzigartige Chance, eine Live-Radiosendung aus dem kult mitzuverfolgen. Wem der Sinn mehr nach sportlichen Höchstleistungen steht, kann eine Mannschaft zusammentrommeln und sich zum kult-Tischkickerturnier am 6. März anmelden. Die Feierlaune der Menschen in der Weimarer Republik wird in einem Tanzworkshop mit anschließendem Tanztee zum Leben erweckt. Hier besteht die Möglichkeit, sich an ersten Charleston-Tanzschritten zu versuchen und den Tag mit der Anwendung des Neuerlernten und einem Stück Kuchen und Kaffee ausklingen zu lassen.
Zum Hintergrund: Zahlen und Fakten
Die Sonderausstellung „Im Westen was Neues!“ zeigt auf 230 Quadratmetern insgesamt 104 Objekte. Sie stammen von elf Leihgebern und aus dem eigenen Bestand des kult. In der Austtellung gibt es vier Medienstationen, unter anderem interaktive Spiele. Wie gewohnt ist die Erläuterung zur Ausstellung zweisprachig (Niederländisch/Deutsch) gehalten. Die sechs Themen-Schlaglichter sind:
– Neues Wohnen und neue Lebensumstände,
– Freizeitgestaltung und Sportbegeisterung,
– Musik und Tanz,
– Neue Mode,
– Heimatschutz und Heimatbewegung,
– Hörfunk.

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