EWIBO-Skandal: Staatsanwalt will Ermittlungen noch dieses Jahr abschließen

Die Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität in Bielefeld will ihr Ermittlungsverfahren gegen 20 Beschuldigte im Bocholter EWIBO-Fall nach mehr als fünf Jahren wohl noch in 2025 abschließen. Das berichtet das BBV. Unklar ist nach wie vor jedoch, ob es zu einer Anklage kommt. Das muss jetzt nach Vorlage alle Fakten im Rahmen eine rechtlichen Bewertung entschieden werden.

Die Anschuldigungen sind gravierend: Es wird von Untreue zum Nachteil der Kommunalkasse gesprochen, ebenso wie von Bestechungen und der Annahme von Bestechungsgeldern. Dies steht insbesondere im Zusammenhang mit der Flüchtlingshilfe und einem Sponsoring für den 1. FC Bocholt. Die Ermittlungen richten sich gegen zahlreiche Mitglieder des ehemaligen Verwaltungsvorstands, wobei der Fokus auf dem ehemaligen Kämmerer und aktuellen Präsidenten des FC Bocholt, Ludger Triphaus, sowie dem früheren Ersten Beigeordneten Thomas Waschki liegt. Auch ehemalige Mitglieder des Aufsichtsrats der EWIBO sind laut Informationen unserer Redaktion in die Untersuchungen involviert.

Im März 2021 erregte der Fall erhebliche öffentliche Aufmerksamkeit, nachdem die Polizei zusammen mit der Staatsanwaltschaft die Büros von EWIBO sowie mehrere Privatwohnungen durchsucht hatte, wobei sie umfangreiche Beweismaterialien sicherten. Ein Jahr später kam es zu einer großangelegten Razzia, bei der insgesamt zwölf Durchsuchungen stattfanden, hauptsächlich in Bocholt.

Danach hatte das Landgericht Bielefeld einen Vermögensarrest in Höhe von 7,1 Millionen gegen die EWIBO verhängt. Der diente unter anderem der Sicherung der Vollstreckung einer Geldstrafe. Die Stadt musste daraufhin eine Bürgschaft über diese Summe übernehmen, um eine Insolvenz ihrer 100prozentigen Tocjter zu verhindern. Die richterliche Anordnung wurde später allerdings wieder aufgehoben.

Mitarbeiter des städtischen Rechnungsprüfungsamts unterstützen die Staatsanwaltschaft lange Zeit bei den Ermittlungen. Die Anklagevertretung hatte dazu am Westend über Jahre Büroräume angemietet. Nach Einschätzungen von Experten soll auch das gesamte Ermittlungsverfahren Millionen verschlungen haben.

Die EWIBO hat sich während der Krise entscheidend verändert, und die Mitarbeiterzahl hat erheblich abgenommen. Seit Frühjahr 2025 führt Lilian Spogahn als neue Geschäftsführerin das Unternehmen. Sie hat die Leitung von Azra Zürn übernommen, die jetzt als Sozial-Dezernentin in Bonn tätig ist. Die Belegschaft wurde um mehr als die Hälfte reduziert, und der operative Schwerpunkt wurde klarer definiert.

Auch der Name EWIBO soll schon lange in „Isko – Innovative Sozialkompetenz“ geändert werden. Nicht gelungen ist bisher auch die von Bürgermeister Thomas Kerkhoff angekündigte Ausgliederung des umfangreichen Immobilienbesitzes Tochtergesellschaft.

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