Familie aus den USA in Bocholt auf den Spuren ihrer jüdischen Vorfahren



Bocholt (EUBOH). „Mein Vater hat nur gute Erinnerungen an seine Kindheit in Bocholt“, berichtet Rosemary Warschawski, Tochter des ehemaligen Bocholter Mitbürgers jüdischen Glaubens, Prof. Dr. Kurt Nußbaum. Gemeinsam mit ihrem Mann, Dr. Peter Warschawski, ihren drei Kindern und deren Partnern sowie sieben Enkelkindern ist sie vom 3. – 6. Juli 2017 in Bocholt zu Gast. Mit diesem Besuch erfüllte sich die Familie einen Wunschtraum, Bocholt als Geburtsort ihres Vaters, Groß- und Urgroßvaters kennen zu lernen.
Bürgermeister Peter Nebelo empfing die Gäste aus den USA am 4. Juli 2017 offiziell im Rathaus. War es für die jüngeren Amerikaner der erste Aufenthalt in Bocholt, besuchten Rosemary und ihr Mann Dr. Peter Warschawski bereits einige Male die Stadt Bocholt. So fand im Jahr 1995 ein Besuch anlässlich der Eröffnung der Leo-Nußbaum-Straße, dem Großvater von Rosemary, in Bocholt statt. Persönliche Kontakte von Rosemary Warschawski zum Ehepaar Werner und Helga Sundermann sowie Josef Niebur gaben ebenfalls Anlass, nun anlässlich des 70. Geburtstages von Dr. Peter Warschawski die Reise mit der gesamten Familie zu unternehmen.
Auf den Spuren der Vorfahren
Gemeinsam erarbeiteten Helga Sundermann, Josef Niebur, Hermann Oechtering, Georg Ketteler vom Stadtmuseum und Petra Taubach vom Fachbereich Kultur und Bildung – Europabüro Bocholt – das Programm für den jetzigen Besuch. Ein Stadtrundgang am 4. Juli 2017 mit Besuch des Standortes der ehemaligen Synagoge, wo Leo Nußbaum gewirkt hat, den Stolpersteinen in der Innenstadt sowie der Abteilung im Stadtmuseum „Die Zeit des Nationalsozialismus“ bildete den Auftakt zu einer Reise in die Vergangenheit. Fortgesetzt wird diese Reise durch den Besuch des St. Georg-Gymnasiums. Dort ging Kurt Nußbaum zur Schule. Danach folgt eine Stadtrundfahrt u.a. zum Stadtwald, zum jüdischen Friedhof und zur Leo-Nußbaum-Straße.
Bocholt gestern und heute
Bürgermeister Peter Nebelo freute sich beim städtischen Empfang über den Besuch der Familie und stellte ihnen das heutige Bocholt vor. Innovativ und unternehmensstark präsentiere sich die größte Stadt im Kreis Borken, so Nebelo, „als lebens- und liebenswerte Stadt an der deutsch-niederländischen Grenze“. Bei diesem Empfang überreichte die Familie der Stadt Bocholt zwei Fotos aus dem Leben von Leo und Kurt Nußbaum sowie den Familienstammbaum. Auch eine Geburtsurkunde, das Abiturzeugnis sowie ein Zeugnis für eine Arbeitsvertretung in der Praxis von Dr. med. Artur Hochheimer durch Dr. med. Kurt Nußbaum übergab die Familie. Diese Dokumente werden an das Bocholter Stadtmuseum weitergegeben.
Fahrt in die Niederlande
Auf einer Fahrt zur Wasserburg Anholt besuchte die Familie den Bocholter Ortsteil Suderwick mit der niederländischen Nachbargemeinde Dinxperlo. Die Grenze befindet sich hier genau zwischen Bürgersteig und Straße. Besonders die Kinder hatten ihre Freude, mit einem Bein in Deutschland und mit dem anderen Bein in den Niederlanden zu stehen. Eine Führung im Aaltener Untertauch-Museum und der dortigen Synagoge stehen ebenfalls auf dem Programm. Auch ein Besuch im Inselbad „BAHIA“ kam nach der langen Anreise aus den USA gut an. Daneben boten die am 4. Juli 2017 beginnenden „Bocholter Kulturtage“ mit abendlichem Programm auf dem Marktplatz einen attraktiven Anziehungspunkt. Am 6. Juli 2017 reist die Familie weiter in die Schweiz, jenem Land, aus dem der Mann von Rosemary Warschawski stammt.
Einladung an ehemalige Mitbürger jüdischen Glaubens
In jedem Jahr verschickt Bürgermeister Peter Nebelo zum Jahresende Briefe an die ehemaligen Bocholter Mitbürger jüdischen Glaubens. Er lädt sie und ihre Angehörigen ein, die Stadt Bocholt zu besuchen. Mit dem jetzigen Besuch konnte Nebelo nach dem Besuch von Eric und Lauren Meier-Hines im Jahr 2013 mit der Familie Warschawski wieder Nachfahren in Bocholt empfangen.

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