Flüchtlingen eine Chance im Arbeitsmarkt geben



Das Münsterland hat wenige Arbeitslose und ist eine prosperierende Region. Diese gute Lage hat aber eine Kehrseite für Arbeitgeber: Ihnen gehen die Arbeits- und Fachkräfte aus. Ob hier die zu uns geflüchteten Menschen eine Chance bieten, diese Lücke zu schließen, wird vielerorts diskutiert. Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Coesfeld warb beim Bocholter Unternehmerfrühstück, zu dem Unternehmerverband und Wirtschaftsförderung am Mittwoch rund 60 Geschäftsleute begrüßten: „Ich sage bewusst, dass wir Unternehmen benötigen, die nicht nur die geflüchteten Menschen beschäftigen, sondern sich insgesamt mit dem Thema auseinandersetzen und bereit sind, zu unterstützen und zu begleiten. Wenn es auch Probleme gibt und Sie Wagnisse eingehen müssen: Geben Sie geflüchteten Menschen eine Chance!“

Obwohl derzeit die Flüchtlingszahlen stark zurückgehen, bleibt das Thema von großer Bedeutung, findet Jürgen Paschold vom Unternehmerverband: „Es geht um viele hunderttausende Menschen, die bereits in Deutschland sind und sich eine Perspektive aufbauen wollen – und im Interesse des sozialen Friedens auch aufbauen müssen. Deshalb ist das Engagement als Unternehmer auch eine wichtige soziale Verantwortung.“ Er wisse nicht nur von ersten positiven Beispielen, bei denen die Integration im Betrieb gelingt, sondern höre aus vielen Bereichen, dass Flüchtlinge bis in die Haarspitzen motiviert sind, „Motivation ist eine gute Basis, die Sprache zu lernen und berufliche Ziele zu erreichen“, so Paschold.

750 Gespräche hat die Arbeitsagentur im Kreis Borken schon mit geflüchteten Menschen geführt, die gute Bleibeperspektiven haben. „Wir stellen die sprachlichen und beruflichen Fähigkeiten fest, entwickeln parallel passende Maßnahmen und vermitteln sie“, berichtete Meiners. Derzeit seien 139 Flüchtlinge im Kreis Borken in Maßnahmen, davon 41 in Betrieben. „Insgesamt 18 Menschen haben wir fest in Arbeit gebracht.“ Zwar ein Erfolg des neu gebildeten „Integration Point“, aber nur der Anfang, so Meiners. „Wir suchen im Kreis Borken beispielsweise Berufskraftfahrer, die wir auch unter unseren inländischen Arbeitslosen nicht finden. Nun sind einige Flüchtlinge in ihrer Heimat LKW gefahren – sie haben aber keinen Führerschein.“ Dieses sei nur eines von vielen Herausforderungen, auf die die Agentur-Mitarbeiter bei der Betreuung der Flüchtlinge stoßen. Als weitere Beispiele nannte Meiners die Anerkennung beruflicher Abschlüsse oder auch zu berücksichtigende Sicherheitsfragen. „Wenn Flüchtlinge Sicherheitsanweisungen im Betrieb nicht verstehen und dann Unfälle passieren, ist schnell auch die Berufsgenossenschaft im Spiel.“ Johann Meiners appellierte dennoch und eindringlich an die Unternehmer, den Kontakt zum Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur zu suchen, für den im Kreis Borken vier neue Mitarbeiter eingestellt wurden: „Es gibt viele Möglichkeiten – vom Praktikum bis hin zur assistierten Ausbildung.“

Das Bocholter Unternehmerfrühstück, das der Unternehmerverband gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung der Stadt Bocholt ausrichtet, dient dem Informationsaustausch, der Kontaktpflege und der Intensivierung von Geschäftsbeziehungen. Das nächste Unternehmerfrühstück findet Ende August statt; bei diesem Termin wird es sich um ein Logistik-Thema drehen. Weitere Informationen unter www.unternehmerverband.org.

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