Fokuswoche Langzeitarbeitslosigkeit im Kreis Borken

Langzeitarbeitslose brauchen oftmals intensive und individuelle Hilfe, um wieder in Arbeit vermittelt werden zu können. Das für diesen Personenkreis zuständige „Jobcenter im Kreis Borken“ hält daher ein breites Spektrum an Hilfen und Angeboten vor, um den vielfältigen Lebens- und Bedarfslagen gerecht zu werden. Ein wichtiges und sinnvolles Förderinstrument für Menschen, die viele Jahre nicht mehr erwerbstätig waren, sind Arbeitsgelegenheiten (AGH): Die Beschäftigung im Rahmen einer AGH soll Menschen helfen, sich auf die Eingliederung in den Arbeitsmarkt vorzubereiten und sich langsam wieder an einen strukturierten Arbeitsalltag zu gewöhnen. Für die Tätigkeit wird ein sogenannter Mehraufwand in Höhe von 1 Euro pro Stunde gezahlt – daher sind die Arbeitsgelegenheiten auch unter dem Begriff „1-Euro-Jobs“ bekannt.
Im Kreis Borken stehen für diesen Bereich aktuell 212 Einsatzplätze in 45 verschiedenen Arbeitsfeldern zur Verfügung. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Hilfstätigkeiten in der Hauswirtschaft, in Pflegeheimen, Kindertagesstätten, Jugendhäusern, Verwaltung und Handwerk. Die in einer AGH zu verrichtenden Arbeiten müssen zusätzlich und wettbewerbsneutral sein und im öffentlichen Interesse liegen.
Seit Beginn der Corona-Pandemie war die Beschäftigung im Rahmen einer AGH auch im Kreis Borken problematisch. Dies lag einerseits an den besonderen Arbeitsschutzstandards, die coronabedingt seit Mai 2020 einzuhalten waren. Den Anbietern war es oft nicht möglich, die Arbeitsplätze unter Berücksichtigung dieser Rahmenbedingungen anzubieten. Andererseits waren die Beratungskontakte in den örtlichen Jobcentern stark eingeschränkt, sodass es vielfach nicht gelungen ist, passgenaue Einsatzmöglichkeiten zu finden und gemeinsam abzustimmen. Sowohl die Angebote als auch die Inanspruchnahme der AGH sind somit „eingebrochen“ und haben sich seitdem noch nicht wieder erholt – durchschnittlich waren in 2021 lediglich 20 Prozent der Plätze belegt.
Im Rahmen der Fokuswoche „Langzeitarbeitslosigkeit“, die das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW sowie die Regionaldirektion NRW der Bundesagentur vom 4. bis zum 8. April 2022 durchführt, stellt das „Jobcenter im Kreis Borken“ daher nun die Arbeit der drei zum 1. April 2022 eingerichteten „AGH-Koordnierungsstellen“ vor. Um die Arbeitsgelegenheiten im Kreis Borken „wiederzubeleben“, wurden diese Koordinierungsstellen in Ahaus, Bocholt und Borken – auch für die jeweils umliegenden Kommunen – geschaffen. Sie haben die Aufgabe, die Einsatzstellen zu unterstützen, Akteure zu vernetzen, Akquise neuer Arbeitsfelder zu betreiben und dann möglichst passgenau die Arbeitsfelder zu besetzen. Dadurch soll das Angebot an Arbeitsplätzen vielfältiger werden und so zu optimierten Fördermöglichkeiten für die Beschäftigten führen. Die Koordinierungsstellen werden bei Bildungsträgern installiert, die selbst seit vielen Jahren AGH anbieten und somit über große Erfahrung in diesem Bereich verfügen.
Cornelia Welters von der Entwicklung- und Betriebsgesellschaft der Stadt Bocholt (EWIBO) kümmert sich in der Region Bocholt um diese Koordinierungsaufgaben. „Im ersten Schritt liegt unser Schwerpunkt auf der Akquise neuer und zusätzlicher Einsatzfelder, um den Teilnehmenden ein passendes Angebot unterbreiten zu können. Hierzu greifen wir auf unsere Netzwerkkontakte vor Ort zurück. Je größer die Bandbreite der Arbeitsfelder ist, desto leichter kann den Kundinnen und Kunden eine Nähe zum ersten Arbeitsmarkt vermittelt und die Beschäftigungsfähigkeit wiedererlangt werden. Idealerweise kann beispielsweise jemandem, der seine berufliche Zukunft in sozialen Bereich sieht, eine Arbeitsgelegenheit in einem Seniorenheim oder einem Kindergarten ermöglicht werden“.
Sonja Schaten, verantwortlich für die Koordinierungsstelle der Berufsbildungsstätte Westmünsterland (BBS) in den Regionen Ahaus und Gronau erläutert: „Wir freuen uns, dass uns nun wieder ein Instrument zur Verfügung steht, um Hilfebedarfe bei den Beschäftigten einer Arbeitsgelegenheit frühzeitig zu erkennen und und erforderlichenfalls zielgerichtet zu intervenieren. Dies stellt gleichzeitig eine Entlastung für die Einsatzstellen dar. Beim Coaching ist uns auch wichtig, dass wir den Zeitpunkt nicht verpassen, ab dem eine Rückkehr in den ersten Arbeitsmarkt möglich erscheint und die entsprechenden Schritte einleiten können.“
Für die Koordinierung in der Region Borken sind Judith Bremer und Sabina Pohla beim DRK – Sozialer Service und Bildung zuständig: „Ganz nach den Grundsätzen des Roten Kreuzes, die unter anderem Einheit, Menschlichkeit und Universalität implizieren, ermöglichen die Arbeitsgelegenheiten den Personen, für sich eine neue Perspektive einzunehmen, sich zu beweisen, eigene Stärken hervorzubringen und somit ein Teil der Gesellschaft zu sein. Durch die AGH-Koordinierungsstellen können zudem neue Netzwerkpartner gewonnen und weitere Arbeitsfelder geschaffen werden“.
Webinar für Unternehmen
Mit einem Webinar für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber möchten die Jobcenter im Münsterland am Mittwoch, 6. April 2022, ab 15 Uhr über weitere Förderinstrumente und über ihre Arbeit vor Ort informieren. Dabei richten sie den Blick gezielt auf langzeitarbeitslose Menschen. Inhalte sind unter anderem verschiedene Förderleistungen an Arbeitgeber sowie Landesprogramme, von denen auch Unternehmen ebenfalls profitieren können.
Anmeldungen für das Webinar werden per E-Mail an Pietschmann@Stadt-Muenster.de entgegengenommen. Weitere Informationen zu den Koordinierungsstellen und dem Webinar für Arbeitgeber gibt es auf der Internetseite des Jobcenters im Kreis Borken unter www.jobcenter-kreis-borken.de.
Quelle: Kreis Borken