Bocholts neue Trauerhalle und das Kreuz mit dem Kreuz



Von BERTHOLD BLESENKEMPER
Bocholt bekommt eine neue Trauerhalle. 1,85 Millionen Euro will der Entsorgungsbetrieb Bocholt darin investieren. Soviel steht fest. Nicht ganz sicher scheint hingegen, ob die große Stirnwand des Gebäudes auch ein stattliches Kreuz schmücken wird. Zumindest ist das nach einem BBV-Bericht über die Sitzung des Integrationsrates am vergangenen Donnerstag zu vermuten. „Kein Kreuz in der Trauerhalle“ lautete der Titel der Veröffentlichung. Zur Begründung soll ein Mitarbeiter des Fachbereichs Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün erklärt haben, man wolle ein Angebot für alle Menschen schaffen und deshalb auf das christliche Symbol verzichten.

Seitdem ist in Bocholt buchstäblich der Teufel los. Noch am Tag der Veröffentlichung klingelten besorgte Bocholter offenbar bei der CDU telefonisch Sturm. Die Partei mit dem C im Namen reagierte umgehend. Sehr wohl werde es ein Kreuz geben, erklärte Fraktionschef Burkhard Weber in einer eilends zusammengestellten Pressemitteilung. „Die Aufregung der Bocholter Bürgerinnen und Bürger kann ich sehr gut nachvollziehen. Selbstverständlich ist das Kreuz für christliche Beerdigungen unverzichtbar. Daher wird es auch in der neuen Trauerhalle des Zentralfriedhofs wieder ein Kreuz geben. Diese Zusage haben wir sowohl von der Verwaltung als auch von Herrn Jacobs, Leiter des ESB, der für den Neubau der Trauerhalle zuständig ist“, hieß es von Seiten der Union. Um es sich aber gleichzeitig nicht mit den Andersgläubigen oder gar noch mit dem Integrationsrat zu verscherzen, unterstützt die CDU nach eigenen Angaben parallel zu ihren Pro-Kreuz-Bemühungen die Planungen der Verwaltung, „nicht christliche Beerdigungen auch ohne ein Kreuz“ stattfinden zu lassen. Wie das mit dem Kreuz hin und Kreuz her genau funktionieren soll, ließ die Union derweil offen.

Da ist die Bocholter FDP offenbar schon deutlich weiter. Sie hat sich ebenfalls sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt und wartet heute mit einer einfachen technischen Lösung auf. „Da wir als Liberale für eine offene Gesellschaft werben und lösungsorientiertes Denken bevorzugen, bringen wir die Idee ein, in Zukunft das Kreuz per Projektor an die Wand zu projizieren – wenn die Trauerhalle durch Mitglieder anderer Religionen genutzt wird, wäre es ebenfalls möglich dort auch andere religiöse Symbole an die Wand zu projizieren“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Konsequent weitergedacht könnte mit diesem Schritt – wie in den USA mancherorts bereits üblich – auch gleich die Digitalisierung auf den Friedhof einziehen. Eine simple Liveübertragung der Trauerfeier im Internet beispielsweise würde auch weit entfernt wohnenden oder verhinderten Verwandten und Freunden die Möglichkeit geben, an der Beisetzung teilzunehmen. Außerdem könnten –etwa bei sehr großen Beerdigungen – die Bild- und Tonsignale unter Einblendung religiöse Symbole jedweder Art auf eine LED-Leinwand nach draußen übermittelt werden. Damit könnten auch diejenigen Gäste, die in dem standardmäßig mit nur 84 Stühlen ausgestatteten Gebäude keinen Platz finden und im Freien warten müssen, problemlos nachvollziehen, was drinnen geschieht. Und schon gäbe es auch das Kreuz mit dem Kreuz nicht mehr…

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