Frauen, Juden, Untergetauchte: Ausstellung zeigt Geschichte der niederländischen Bürgerarmee

Aus Anlass der Erinnerung an 80 Jahre Freiheit nach dem Zweiten Weltkrieg wurde jetzt im National Onderduikmuseum Aalten eine Ausstellung zur Thematik des Niederländischen Nationalbataillons eröffnet. Im neuen Gebäude Am Markt 18 in Aalten begrüßte die Direktorin für Innovation und Erneuerung des Museums, Drs. Gerda Brethouwer, rund 200 Gäste. Das allein war ein überwältigender Beweis für das Interesse der Besucher am Thema und der hohen Qualität der Ausstellungen des Museums
Das niederländische Nationalbattaillon ( DNB ) bestand aus mehr als 400 Untergetauchten und Widerstandskämpfern aus allen Gebieten der Niederlande – auch aus dem Achterhoek. Es waren Pilotenhelfer, Frauen, Juden, Studenten, Soldaten, deutsche Deserteure und Arbeitseinsatzverweigerer sowie viele Bauernsöhne, die die Kanadische Armee begleiteten, um das durch die Deutschen noch besetzte Gebiet der Niederlande zu befreien.
Der Eröffnungsrede von Femke Klein von der Stiftung „Nationaal Comite 4 en 5 mei“ schlossen sich Vorträge und Interviews mit Söhnen, Töchtern, Nichten und Enkelkinder von ehemaligen Mitgliedern der Freiwilligenarmee an. Diese merkten an, dass ihre Mütter, Väter, Tanten, Onkels sowie Großeltern sich sehr selten über das erlebte Grauen dieser Zeit geäußert hätten. Eine Enkelin berichtete, dass ihr Opa in seinen späteren Lebensjahren fast immer an seinem Geburtstag – Anfang Mai – krank im Bett gelegen habe. Die Erinnerung an die schlimmste Zeit seines Lebens sei hierfür die Ursache gewesen.
Denny van Maanenberg war mit seiner Frau aus Australien angereist, um in der alten Heimat auf den Spuren seiner Eltern zu wandeln. Er berichtete unter anderem auch von einem wortlosen Vater, der in der Bürgerarmee gewesen sei. Seine Mutter habe ihm nach und nach gesagt, was sein Vater alles habe erleiden müssen.
Im Hinterhof des neuen Museumstraktes wurde im weiteren Verlauf der Ausstellungseröffnung durch David Hogenkamp, dem Direktor des Versorgungswerkes der Niederländischen Veteraneninstituts, eine DNB-Gedächtnisbank enthüllt. Sinnbildlich soll diese unter anderem für Gespräche von Museumsbesuchern zum Thema der Ausstellung genutzt werden.
In einer inhaltlich sehr bemerkenswerten Rede betonte Hogenkamp, dass um die Freiheit immer gekämpft werden müsse. Er verwies auf den heldenhaften Kampf der Ukraine für Freiheit und Demokratie. Gerade in der heutigen Zeit der vielfältigen Gefahren für die Demokratie sei es wichtig, aus der Vergangenheit für die Gegenwart zu lernen. Konkret benannte er ein Beispiel, in welchem er sagte, dass vor dem Krieg der amerikanische Autohersteller Henry Ford intensive Kontakte mit dem Naziregime gehabt habe. Und im Vorfeld der jetzt stattgefundenen deutschen Bundestagswahlen habe ein anderer großer amerikanischer Automobilproduzent ( Elon Musk ) Wahlempfehlungen für eine in Teilen rechtsradikale Partei Deutschlands ( AfD ) ausgesprochen und Gespräche mit der Parteiführung ( Alice Weidel ) geführt. Hierzu äußerte er seine große Besorgnis.
Das Dudelsackspiel der „Seafort Highlanders of Holland“ begeisterte die Besucher zur Ausstellungseröffnung. Gute Getränke und informative Gespräche rundeten den Nachmittag ab.
Die sehr empfehlenswerte Austellung zum Niederländischen Nationalbataillon im Onderduikmusem ist von dienstags bis samstags von 10:00 Uhr – 17:00 Uhr und am Sonntag von 13:00 Uhr – 17:00 Uhr geöffnet. Die Leitung des Museums freut sich auf Besucher aus dem deutschen Grenzland. Auch könnte die Durchführung des Geschichtsunterrichts deutscher Schulen in Aalten eine Möglichkeit sein, um der jungen Generation zu zeigen, dass der Kampf der Niederländer gegen die deutsche Besatzung für Freiheit und Demokratie im Zweiten Weltkrieg, beispielhaft für den heutigen Widerstand der Ukrainer gegen den Aggressor Russland ist.
BERNHARD KERKHOFF