“Gerlinde und Josef machen das toll”
Ehrenamtliches Engagement spielt in Bocholt eine bedeutende Rolle. Um dies sichtbar zu machen, verfasst die Redaktion der Freiwilligen-Agentur Bocholt regelmäßig Porträts und Storys über dieses Engagement, welche wir auch hier auf Made in Bocholt veröffentlichen
Jeden vierten Dienstag im Monat treffen sich gut 20 Senioren und Seniorinnen zum gemütlichen Beisammensein. Sie loben die ehrenamtlichen Organisatoren, die das möglich machen.
Die Gruppe „Wir über 50“ gehört zur Kolpingfamilie Ewaldi. Sie wurde als Ergebnis einer Mitgliederbefragung im Jahr 1993 gegründet. Viele ältere Mitglieder fühlten sich nicht mehr zugehörig zu Gruppierungen, in denen sich z.B. Familien mit ihren Kindern treffen. Ihre Idee war es, ein Brückenglied zwischen noch Erwerbstätigen und angehenden Ruheständlern zu sein. An den Treffen können interessierte ältere Gemeindemitglieder teilnehmen, aber auch jeder andere – unabhängig von Kolpingmitgliedschaft oder Konfession.
Viele Jahre war Heribert Overbeck der Organisator, der versuchte, die Wünsche der Gruppenmitglieder umzusetzen. So blieb es nicht bei gemütlichen nachmittäglichen Treffen. Es folgten Tagesfahrten, Radtouren – auch mehrtägige -, später sogar Urlaubsreisen. Unterstützt wurde Heribert Overbeck durch ein Team von Mitgliedern, insbesondere durch Franziska Tenbrock und Willi Schlüter, sie als Teamsprecherin, er als Leiter der Gruppennachmittage.
Endlich wieder Gemeinschaft
Vor gut 15 Jahren haben Gerlinde Leve und Josef Groß-Holtwick die Organisation und Leitung übernommen, mit großem Engagement. Ihre langjährige ehrenamtliche Tätigkeit weckte meine Neugierde, und während eines Telefonats mit Josef Groß-Holtwick lud mich dieser ein, am nächsten Kaffeetrinken teilzunehmen. Schon beim Eindecken der Tische habe ich die Gelegenheit, erste kleine Gespräche zu führen.
Gerlinde Leve und Josef Groß-Holtwick sind sehr froh, dass „nach der langen Auszeit durch die Pandemie-Einschränkungen endlich wieder etwas laufen kann“. Nach und nach treffen die Teilnehmer der Kaffeerunde ein, begrüßen sich mit großem Hallo und verteilen sich an den Tischen. Mit Interesse werde ich beäugt, ein gänzlich neues Gesicht in der Runde. Die Gruppe ist schließlich seit dreißig Jahren zusammen, viele kennen sich gar schon wesentlich länger. Ich stelle mich kurz vor und erkläre den Grund meiner Anwesenheit. „Das finde ich schön, dass Sie über uns schreiben“, sagt eine Dame. Sie vertraut mir an, dass sie 92 Jahre alt ist und fährt fort: „Es tut gut, endlich wieder in einer Gemeinschaft zu sein, zu quatschen, sich auszutauschen. Und Gerlinde und Josef machen das so toll. Was die alles auf die Beine stellen! Und übrigens Wir über 50 sind die Aktivsten!“ Dabei lächelt sie verschmitzt.
Für den heutigen Nachmittag ist neben Kaffee und Kuchen sowie Plaudern ein weiterer Programmpunkt vorgesehen. Frau Tacke von der ESB ist dazugestoßen und wird über Mülltrennung informieren. An konkreten Beispielen führt sie vor, welcher Abfall in welche Tonne gehört oder gar gesondert entsorgt werden muss. Die älteren Herrschaften lauschen ihr gebannt. Ab und an ist zu hören: „Das hätte ich nicht gewusst.“
Als ich mich verabschiede, werde ich aufgefordert, beim nächsten Grillfest vorbeizuschauen. „Kommen Sie einfach dazu, dann erleben Sie, wie sehr wir das Beisammensein genießen.“ Und das ist unübersehbar: Eine lange Tafel ist auf der Terrasse der Familie Groß-Holtwick in Hemden aufgebaut. Liebevoll haben Josef und seine Frau Elisabeth, unterstützt von Gerlinde Leve, den Tisch gedeckt. Eine große Markise schützt vor der Sonne und übermäßiger Hitze. Angeregt unterhalten sich die in Fahrgemeinschaften angereisten Seniorinnen und Senioren. „Vor Corona waren wir meist mehr als gut 20 Personen“, erzählt Gerlinde Leve. „Nun muss sich alles erst wieder einspielen. Die Angst vor möglicher Ansteckungsgefahr sitzt halt noch sehr in den Köpfen.
Abwechslungsreiche Unternehmungen
Schnell fühle ich mich in die Gruppe integriert, dank der freundlichen Aufnahme durch alle Teilnehmer. Nach und nach erfahre ich, was im Laufe eines Kalenderjahres durch Gerlinde Leve und Josef Groß-Holtwick organisiert wird. Vor mir liegt die geplante Terminübersicht des Jahres 2021, die leider wegen Corona nicht umgesetzt werden konnte. „Aber einiges davon machen wir dann in diesem Jahr“, erklärt Gerlinde Leve. Vorgesehen waren z.B. eine Fahrt zum Burgers Zoo in Arnheim, eine Fahrt zum Haselnußmuseum in Breedenbroek, eine Besichtigung des Handwerksmuseums, ein Besinnungsnachmittag im Klausenhof, Grillen bei Elisabeth und Josef Groß-Holtwick in Hemden, eine Adventsfeier.
Unter dem Motto „Kolping on Tour“ galt und gilt es, Freizeitgestaltung über die monatlichen Treffen hinaus anzubieten. „Früher haben wir Ganztags-, dann Halbtagstouren unternommen. Heute ist das den meisten Teilnehmern unserer Gruppe zu anstrengend. Von daher beschränken wir unsere Aktivitäten auf Tagesunternehmungen“, erzählen die beiden Organisatoren. „Allerdings werden immer noch die Wandertouren nach Österreich geplant und durchgeführt, aber mit einem anderen Teil der Kolpingsfamilie. Dazu gehören auch Tageswanderungen und Radtouren in der heimischen Umgebung.“
Freude geben und haben
Auf die Frage, warum sie so viel Zeit in die Organisation und Durchführung der regelmäßigen Treffen stecken, kommt von Gerlinde und Josef – alle nennen sich nur beim Vornamen – eine knappe, aber eindeutige Aussage: „Es macht uns einfach Spaß.“ Beide sind schon von Kindheit an Mitglied der Kolpingfamilie, haben die angebotenen Aktivitäten stets als Bereicherung empfunden. Gerlinde Leve wohnte zwischendurch 15 Jahre lang familiär und beruflich bedingt nicht in Bocholt. Nach ihrer Rückkehr war es für sie selbstverständlich, wieder der Kolpingfamilie beizutreten und mitzuarbeiten. – ah –
Quelle: Wir für Bocholt – Den Originalbeitrag finden Sie hier