Geschichten aus der Geschichte: Gelungener Dialekt-Abend in Dinxperlo

In der „Hervormde Kerk“ im Zentrum von Dinxperlo veranstaltete die Stiftung  Historisch Dinxperlo jetzt einen zweiten Dialekt-Abend. Der erste Vorsitzende Henk-Jan Bussink begrüßte das Publikum und stellte das Programm vor. Er zeigte sich erfreut, dass die Premiere ein so großer Erfolg gewesen sei und großes Interesse an der mundartlichen Sprache im Achterhoek bestehe. Alle Kirchenbänke und zusätzlichen Sitzmöglichkeiten waren restlos besetzt.

Der aus Breedenbroek stammende Joop Lammers – Vorsitzender des Dialectkrings Achterhoek/Liemers – trug zunächst zwei  Kurzgeschichten in der Mundart des Achterhoeks vor. Seine Sprache, Gestik und Ausstrahlung begeisterte das Publikum. In einer Geschichte berichtete er von einem niederländischen Bewohner des Grenzgebietes, der im Jahre 1920 sein Geld in Deutschland anlegte und in Folge der Inflation zum „Millionär“ wurde. Das sei die Zeit gewesen, so Lammers, in welcher die Mitarbeiter von Flender in Bocholt ihren Tageslohn bereits zur Mittagszeit bekommen hätten, da der Lohn am Abend noch weniger Wert gehabt habe. Joop Lammers kann mit Fug und Recht als ein  Original im Achterhoek bezeichnet werden. Ihm zuzuhören, war ein Genuss der besonderen Art.

Im Fortgang der Veranstaltung überzeugt die Fotografin und Naturliebhaberin Wilma Rensink mit einer Kombination aus Vortrag und Bilderschau. Auf sechs großen Bildschirmen im Kirchenraum wurden Bilder gezeigt, welchen es an Sinnhaftigkeit und Schönheit nicht mangelte. In sehr persönlichen Worten beschrieb Wilma Rensink, dass es ihr nach dem plötzlichen Tod ihrer Eltern gesundheitlich nicht gut gegangen sei. Sie habe ihre Kraft wiedergefunden, indem sie mit ihrer Kamera den Achterhoek – ihre Heimat – aufgesucht habe. In der Natur habe sie gelernt, eine neue Sicht auf ihr Leben zu erlangen. So sagte sie  unter anderem:  „Wenn du denkst, dass alles verloren ist, so höre einen Vogel zwitschern und du fängst wieder an zu leben.“ Sie fuhr fort: „Die Welt hängt davon ab, was du in deinem Herzen bewegst“.

Der de Heurns’e Mannenchor (Foto), der schon 100 Jahre besteht,hatte extra für den Dialekt-Abend sechs Lieder im Dinxperloer Dialekt einstudiert. Begonnen wurde mit einem Gelderlander Volkslied, einem Morgenlied, dem de-Heurner-Lied, einem musikalischen Text über das historische Dinxperlo, bei welchem das Publikum im Refrain mitsingen konnte. Ein besonderer Moment war das vom stimmlich sehr gut besetzten Chor vorgetragene Lied der „ Irischen Segenswünsche“ in der Mundart des Achterhoeks. Hier war zu spüren, dass der Dialekt auch im Jahre 2025 seine volle Berechtigung hat. Vielleicht ist das Gefühl der Heimat in der heutigen, zerrissenen und unruhigen Welt mehr denn je notwendig.

Das Publikum applaudierte den Vortragenden von Text, Bild und Gesang minutenlang. Ein Abend, dem sicherlich ein dritten Dialekt-Abend in Dinxperlo folgen wird. Einziger Wermutstropfen der großartigen Veranstaltung war es, dass die Besucher zu 99 Prozent aus Dinxperlo und Umgebung kamen. Bewohner des Dinxperwicker Ortsteiles Suderwick waren nicht bezihunsgweise kaum gekommen. Schade, zumal die Sprache der Mundart des Achterhoeks dem des Plattdeutschen des Grenzraumes sehr ähnlich ist und von daher relativ leicht zu verstehen ist.

Text und Foto: Bernhard Kerkhoff

Related Posts

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert