GLOSSE: Ein Friedhof ist kein Spielplatz – „leider, leider, leider“

Von BERTHOLD BLESENKEMPER
Früher rasten Autofahrer manchmal mit 100 Sachen über den Hahnenpatt am evangelischen Friedhof in Suderwick vorbei. Das war bei Beerdigungen wegen der schmalen Breite des Wirtschaftsweges nahe der Grenze zu den Niederlanden nicht nur gefährlich, sondern störte außerdem die Totenruhe. Also erklärte die Stadt die Begräbnisstätte kurzerhand offiziell zur Wohnbebauung. Dieser Trick erlaubte es ihr, auf dem platten Land ein Ortsschild aufzustellen und somit die Höchstgeschwindigkeit auf Tempo 50 zu senken. Aber, wie von der SPD jetzt gewollt, dort nachträglich gar eine 30er-Zone einzuführen, gehe „leider, leider, leider“ nicht, wie die Verwaltung gestern im Ausschuss für Planung, Bau und Verkehr betonte. Selbst ein von der Stadtpartei vorgeschlagenes, erneutes Täuschungsmanöver zu nutzen und dort – ähnlich wie auf der sechsspurigen A3 bei Köln – einfach imaginäre Straßen- oder gar Brückenschäden selbst ohne Vorhandensein eine Brücke ausweisen, um die Höchstgeschwindigkeit zu senken, verfing nicht. Leider, leider, leider.
Erstens sei der Wirtschaftsweg kein polizeilich bestätigter „Unfallhäufungsschwerpunkt“, hieß es, Die Verkehrsteilnehmer dort sind zudem in der Regeln ortskundig und fahren nicht so schnell. Dann finden Beerdigungen auf dem evangelischen Friedhof im überwiegend katholischen Suderwick nur ein paar Mal im Monat statt. Und schließlich sei am Hahnenpatt kein Spielplatz oder Pflegeheim, hieß es. Nur vor solchen nämlich ist die nachträgliche Einrichtung einer 30er-Zone erlaubt. Leider, leider, leider.
Aber trauernde Menschen, so warf SPD-Fraktionschef Martin Schmidt ein, seien doch hinsichtlich des Aufmerksamkeitsdefizites nach einer Beerdigung irgendwie mit spielenden Kindern vergleichbar, oder? Und genau das wäre die Lösung gewesen. Hätte seine Partei dort die Aufstellung einer Rutsche oder Wippe bei gleichzeitiger ordnungsbehördlicher Ausweisung eines Mini-Spielplatzes beantragt, wäre das Problem womöglich gelöst gewesen. Aber auf die Idee ist leider, leider, leider keiner gekommen.