GLOSSE: Freibier for future…



Eine Glosse von BERTHOLD BLESENKEMPER

Alle Jahre wieder vor Weihnachten kommt sie mit den Haushaltsberatungen in den Rat: die Diskussion über ein Jugendparlament in Bocholt. Und genauso regelmäßig wird solch ein Antrag von der CDU voller Innbrunst abgeschmettert. Man brauche keine Parallelstrukturen. Schließlich könnten sich junge Menschen in den Jugendorganisationen vorhandener Parteien engagieren, meinte Lukas Behrendt, Chef der Jungen Union in Bocholt. Stellt sich die Frage, warum Bocholt dann einen Seniorenbeirat und einen Integrationsrat hat? Alte und Ausländer könnten sich doch eigentlich genauso gut in die vorhandenen Strukturen eingliedern. Warum bekommen sie eigene Gremien und die Jugend nicht? Außerdem: Paragraph 21 des Grundgesetzes sagt: „Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit“. Aus einer reinen Mitwirkung lässt sich allerdings beileibe kein Alleinvertretungsanspruch oder gar eine Zwangsmitgliedschaft ableiten.

Einen wesentlich glaubwürdigeren Grund für den Widerstand der Bocholter Politik gegen ein Jugendparlament lieferte da schon FDP-Fraktionssprecher Burkhard Henneken. Mit einem Jugendparlament bestehe die „Gefahr“, dass irgendwelche „Begehrlichkeiten geweckt“ würden, die man als Stadt nicht erfüllen könne, erklärte das einstige JU-Mitglied. Ja, Klimaschutz zum Beispiel. Man stelle sich vor, man würde diesen Aktivisten von „Fridays for future“ völlig unkontrolliert auch noch eine politische Bühne bieten…

Folglich bleibt der Generation U21 wohl nicht anderes übrig als die etablierten Parteien zu kapern. Die Anhänger von Greta Thunberg könnten zum Beispiel einfach die Bocholter Junge Union überrollen, die ihre Akquise zu einem Teil ganz offen das Prinzip Freibier stützt. Freibier for future! Das würde zu Bocholt passen. Und so schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe.

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