GLOSSE: Macks Lichtstele – ist das Kunst oder kann das weg?



Eine Glosse von BERTHOLD BLESENKEMPER

Bocholt und moderne Kunst – zwei Welten begegnen sich. Ein Beispiel dafür ist der Umgang mit markanten Skulpturen in der Stadt. Der Eisenkopf von Hede Bühl, der jahrelang am Gleis 3 des Bahnhofes stand, wurde im Zuge der Bauarbeiten zur Strecken-Elektrifizierung weggeräumt. Er fristet nach Informationen von Made in Bocholt jetzt ein einsames und bitteres Dasein auf einem Abstellhof des (nomen es omen) auch für Beerdigungen zuständigen Entsorgungsbetriebes ESB.Das gleiche Schicksal droht nun auch der „Lichtstele“ des bekannten deutschen Bildhauers und Malers Heinz Mack. Der mehrfache documenta-Teilnehmer, der Deutschland 1970 auf der Biennale in Venedig vertrat, hatte die Installation 1984 für die Ravardistraße geschaffen. Doch das Werk scheint heute nicht mehr zeitgemäß. Damit nicht genug: Es steht der Verschönerung von Bocholts gesellschaftsprägenden Kneipenmeile im Weg.

Stadtbaurat Daniel Zöhler hat deshalb die spätestens seit der Zerstörung einer als Kunstinstallation konzipierten Badewanne von Joseph Beuys zitierfähige Frage „Ist das Kunst oder kann das weg?“ für sich mit einem klaren „WEG“ beantwortet. Die Hinterlassenschaft seines Vor-Vor-Gängers Klaus Fehlemann soll einem großen Baum an der längsten Theke der Stadt weichen. Ein neuer Platz für die Stele ist noch nicht gefunden. Notfalls wird die 17 Meter hohe Installation eben eingepackt, weggekarrt und bis zum St.-Nimmerleinstag bei der ESB zwischengelagert.

Kulturfreunde sind entsetzt. „Die Bocholter wissen überhaupt nicht, welchen Schatz sie dort haben“, meint Peter Koenen von der Galerie ART NETWORK. Kopfschütteln auch bei Hermann Altenbeck. „Die Stele hat einen mindestens sechs-, wenn nicht sogar siebenstelligen Wert“, schätzt der Architekt in Ruhestand. Dieser Wert müsste im Falle einer Versetzung wohl komplett aus der Bilanz der Stadt ausgebucht werden.

Laut Altenbeck ist ohnehin fraglich, ob der Professor seine Lichtstele in Bocholt überhaupt noch als eigenes Werk anerkennt. Die Stadt ist nämlich in den vergangenen Jahren nicht gerade pfleglich damit umgegangen. Aufkleber verschandeln die Alluminiumverkleidung des Sockels. Die reflektierenden Edelstahlplatten sind vedreckt. Zwischen ihnen wächst das Moss. Macks Werk hat schlichtweg Macken. Damit nicht genug: Direkt neben der Lichtstele wurde zuletzt ausgerechnet die von einem lokalen Künstler mit dem Pseudonym „Ludger Dieckhues“ in Auftrag gegebene, deutlich heller strahlende und interaktive Videoinstallation „Besser nach Bocholt“ platziert.

Doch Mack ist selbst Schuld. Hätte der Mitbegründer der international einflussreichen ZERO-Gruppe als Kontrast zu seiner für den Großteil der Bocholter offenbar nur schwer verständlichen kinetischen Kunst einfach eine bronzene Eierfrau samt Hahn, Huhn und Gans gruppiert, hätte man im Rathaus wesentlich mehr darauf geachtet. Für so etwas Handfestes ist im Kulturhaushalt immer Budget vorhanden!

  1. Ich habe schon vor Wochen und Monaten mit dem gleichen Zitat versucht über Leserbreife an das BBV Aufmerksamkeit dafür zu erzeugen. Ebenfalls habe ich mich in dem Portal der Stadt für Vorschläge angemeldet und dort in aller Deutlichkeit Stellung bezogen auch warum ein großer Baum an der Stelle von den Gastonomen und Anwohnern gar nicht gerne gesehen wird. Aber es würde mich nicht wundern wenn die Intention der Stadt dahin zielt ein „Online Portal für Vorschläge von Bürgern“ geschaffen zu haben eben nur aus dem Grund, dass ja jeder Vorschläge machen kann aber die Entscheidung der Stadt stand bereits fest und wurde und wird auch nicht geändert. So kann man wenigstens sagen, dass der Bürger Mitspracherecht hat. Wie Bocholt mit der Kunst umgeht ist einfach nur unverständlich, Hahnebüchen und schlicht weg frech. Hat Bocholt nicht ein Kulturdezernat? Davon höre ich nichts in dieser Debatte. Man muss sich nur mal vor Augen führen, das die Lichtstele eine von vielen einer ganzen Serie von Lichtstelen ist. Später wird man zu Herrn Mack bei Wikipedia lesen: Die Lichtstelen befinden sich in den Städten ……. und eine ist verschwunden. Traurig Bocholt, sehr traurig.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert