Hausärzte werden in Bocholt knapp



Von LAURIN BÜDDING und BERTHOLD BLESENKEMPER

Katja P. (Name von der Redaktion geändert) war verzweifelt. Sie fand keinen Hausarzt für einen chronisch kranken Schwerbehinderten. Erst ein 100fach kommentierter Post in einer Facebook-Gruppe brachte Erfolg. „Ja, einen Hausarzt zu bekommen, ist im Moment schwierig“, meint Dr. Michael Adam vom Ärztenetzwerk BOHRIS. Der Versorgungsgrad im Raum Bocholt liegt nur noch bei gerade mal 84,4 Prozent. Damit nicht genug: Die Hausärzte werden immer älter. Gleichzeitig wird es immer schwerer, Fachpersonal für die Praxen zu bekommen.

Dr. Adam berichtet aus eigener Erfahrung. Obwohl er bereits in Rente ist, übernahm er heute eine Notfallsprechstunde und hatte jede Menge zu tun. Genau das ist das Problem. Denn Allgemeinmediziner sind oft der erste Ansprechpartner für Kranke. Das macht die Wartezimmer voll und sorgt zudem für ein breites Spektrum an Diagnosen. Fachärzte hingegen arbeiten deutlich öfter nach Terminen und können so besser planen. Das macht den Job gerade für junge Mediziner offenbar attraktiver.

„Wir müssen etwas tun“, meint Dr. Michael Adam. Eine Lösung könnte ein Medizinisches Versorgungszentrum mit angestellten Ärzten sein. Das würde es ermöglichen, Mediziner auch in Teilzeit oder über kurze Zeiträume zu beschäftigen. Für die zurzeit praktizierenden Hausärzte in Bocholt aber wäre das wohl nichts. Eine BOHRIS-Umfrage bei den Kolleginnen und Kollegen hat ergeben, dass 90 Prozent lieber in der eigenen Praxis bleiben würden statt sich in einem größeren Verbund zusammenzuschließen.

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