HWK-Präsident Hans Hund: Handwerk im Stimmungshoch



„Das Handwerk im Kammerbezirk Münster schwingt sich von Superlativ zu Superlativ: Seit Beginn der Konjunkturaufzeichnung der Handwerkskammer vor 40 Jahren ging es noch nie so vielen Betrieben ‚gut‘ wie jetzt“, freute sich HWK-Präsident Hans Hund bei der Vorstellung der Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage am Freitag (24. November). Daran haben sich 328 Handwerksbetriebe im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region beteiligt. 55 Prozent der Befragten berichten von einer „guten Geschäftslage“. Der bisherige Höhepunkt aller Herbstumfragen lag bei 50 Prozent „gut“ im Jahr 1990.
Der Geschäftslagesaldo aus Betrieben mit guter und schlechter Geschäftslage ist gegenüber dem Vorjahr stark nach oben geschnellt, von plus 38 auf 49 Prozentpunkte. Damit befindet sich das Handwerk im Kammerbezirk seit dem Herbst 2009 in einer stabilen Wachstumsphase – und die Stimmung bleibt weiter zuversichtlich.

Die Kapazitäten der Betriebe sind zu 86 Prozent ausgelastet. Die Aufträge reichen im Durchschnitt 6,8 Wochen weit. Der Umsatzsaldo aus Betrieben mit gestiegenen und gesunkenen Umsätzen verdoppelte sich gegenüber dem Vorjahr auf 15 Prozentpunkte.

Die Investitionstätigkeit im Handwerk ist trotz abflauender Tendenz nach wie vor rege. Der Saldo aus Handwerksbetrieben, die mehr beziehungsweise weniger investiert haben, liegt bei 9 Prozentpunkten, ließ aber im Vergleich zum Vorjahr um 6 Punkte nach. Hans Hund: „Die Betriebe nehmen sich bei vollen Auftragsbüchern nicht die Zeit, in ihre Maschinen und Anlagen zu investieren. Sie erfüllen stattdessen lieber Kundenwünsche.“

Die Beschäftigungssituation hat sich weiter verbessert: Jeder vierte Betrieb stockte sein Personal in den vergangenen sechs Monaten auf. Nur jeder achte musste seine Mitarbeiterzahl reduzieren. Der Saldo liegt bei 13 Prozentpunkten. Das ist gegenüber dem Vorjahr ein Plus um 5 Punkte.

Der Zenit des Wachstums ist offenbar noch nicht erreicht; die Betriebe geben die Prognose ab, dass die Konjunktur weiter wachsen wird. Der Aufschwung gibt auch dem handwerklichen Arbeitsmarkt neue Impulse. Die Betriebe erwarten weiteres Beschäftigungswachstum bis zum Frühjahr.

Die Entwicklung ist in beiden Teilen des Kammerbezirks ähnlich positiv, aber auf unterschiedlichem Niveau, und die Zukunftserwartungen driften auseinander. Der Geschäftsklimaindex aus aktueller Lage und Prognose liegt bei 93 Prozentpunkten im Münsterland (unverändert gegenüber Herbst 2016) und 88 Prozentpunkten in der Emscher-Lippe-Region (minus 2 Prozentpunkte). Der Grund: Im Münsterland sind die Betriebe zukunftsoptimistischer als im nördlichen Ruhrgebiet.

Unter den Handwerksbranchen geht es wiederum dem Ausbau- und dem Bauhauptgewerbe (Geschäftslagesaldos: 66 und 53 Prozentpunkte) am besten. Die Baubetriebe verzeichnen steigende Umsätze und Beschäftigung. Allerdings nimmt die Auftragslage nicht mehr ganz so stark zu wie noch vor einem Jahr.

Das Gesundheitsgewerbe (Geschäftslagesaldo: 50 Prozentpunkte) hat – wie schon im Frühjahr – das größte Plus bei der Beschäftigung, und das trotz Umsatzstagnation. Bei wieder zunehmender Auftragslage wird mehr investiert.

Auch die Anbieter für den gewerblichen Bedarf haben Aufwind (Geschäftslagesaldo: 43 Prozentpunkte). Die Branche hat per Saldo im letzten halben Jahr einen höheren Umsatz erzielt, Auftragszuwächse verzeichnet, Personal aufgestockt und investiert.

Das Nahrungsmittelgewerbe (Geschäftslagesaldo: 41 Prozentpunkte) verzeichnet die beste Umsatzentwicklung und Auftragslage und hat am stärksten Investitionen getätigt. Die Betriebe stellen wieder Personal ein.

Das Kraftfahrzeuggewerbe (Geschäftslagesaldo: 29 Prozent) hat ebenfalls kräftig investiert, verzeichnet wieder eine wachsende Auftragslage und hat Personal eingestellt.

Die persönlichen Dienstleister schwächeln weiterhin (Geschäftslagesaldo: 23 Prozentpunkte). Sie haben bei sinkenden Umsätzen und schlechterer Auftragslage Beschäftigung abgebaut. Die Investitionen wurden stark zurückgeschraubt.

„Das Handwerk im Kammerbezirk Münster ist konjunkturell, aber auch strukturell stark“, skizzierte HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Banasiewicz. Aktuell gibt es 28.446 Handwerksbetriebe im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region. Sie erwirtschaften einen Jahresumsatz in Höhe von 24,4 Milliarden Euro und beschäftigen rund 195.000 Mitarbeiter, darunter 15.150 Auszubildende.

15 Prozent aller Erwerbstätigen im Kammerbezirk sind im Handwerk tätig. Das ist überdurchschnittlich. NRW-weit sind es weniger, nämlich 12 Prozent der Erwerbstätigen. Hier erlernen 31 Prozent aller Auszubildenden einen Handwerksberuf, in ganz NRW sind es 26 Prozent.

„Das heißt, unsere Betriebe sind überproportional in der Ausbildung aktiv“, so Banasiewicz. Die Zahlen zeigten auch, dass relativ viele Junghandwerker nach ihrer Ausbildung in andere Branchen abwanderten. Das Handwerk bilde traditionell über den eigenen Bedarf hinaus aus. Aber in Zeiten knapper werdender Arbeitsnachfrage würden gut ausgebildete Fachkräfte zunehmend abgeworben, was wiederum den Bedarf des Handwerks erhöhe.

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