IHK-Industriekongress diskutiert in Bocholt mit Minister Pinkwart über Employer Branding



Industrie Kongress 2018
Mitgliederversammlung
IHK bei Spaleck GmbH
Gastrede Herr Prof. Dr. Pinkwart

Bocholt. „Die Generation Y ist eine tolle Generation, aber sie will begeistert werden.“ Anschaulich beschrieb NRW-Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart beim Industriekongress 2018 der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen eine der großen Herausforderungen, vor der die mittelständische Wirtschaft steht: die Entwicklung einer Arbeitgebermarke, das Employer Branding. Wie können sich Industrieunternehmen in den Blick potenzieller Bewerber bringen, die mit hohen Ansprüchen, aber in zu geringer Zahl auf den Arbeitsmarkt kommen? Und wie bleiben Arbeitgeber attraktiv für qualifizierte Mitarbeiter? Um diese Fragen drehte sich der IHK-Industriekongress, der gestern (18. April) bei der Spaleck GmbH & Co. KG in Bocholt stattfand.
Die Halle, die das Unternehmen zur Verfügung gestellt hatte, war mit über 100 Teilnehmern gut gefüllt. In weiten Teilen leergefegt dagegen sei der Arbeitsmarkt in der Region, berichtete IHK-Präsident Dr. Benedikt Hüffer: „Es gibt einen Rekord mit 20.000 offenen Stellen über alle Branchen.“ Schon jetzt sei der Fachkräftemangel für Industrieunternehmen das größte Sorgenkind, doch werde das Jahr 2018 angesichts der kommenden Entwicklung noch als gute Zeit in Erinnerung bleiben. Mitarbeiterbindung werde immer wichtiger und die Entwicklung einer Arbeitgebermarke könne dabei helfen, so Hüffer.
© Sven BeIHK-Industriekongress mit Minister: (v.l.) IHK-Präsident Dr. Benedikt Hüffer, Spaleck-Geschäftsführer Carsten Sühling, NRW-Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Marlies Spaleck, Industrieunternehmer und IHK-Vizepräsident Lars Baumgürtel sowie der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Peter Schnepper.
Getreu dem Motto „Aus Fehlern anderer lernen“ hatte Dr. Christoph Brast, Professor für Betriebswirtschaftslehre und Organisation an der Westfälischen Hochschule in Bocholt, den Unternehmenslenkern und Personalverantwortlichen die „abschreckendste Stellenanzeige“ und das „furchtbarste Recruiting-Video“ mitgebracht – beide Publikationen waren mit einem Negativpreis für schlechte Personalkommunikation „ausgezeichnet“ worden. Danach die Wendung ins Positive: Brast führte Schritt für Schritt vor Augen, wie es gelingt, eine starke Arbeitgebermarke zu entwickeln. Seine Empfehlung: „Analysieren Sie Ihr Unternehmen, das Umfeld und die Zielgruppen, formulieren Sie die Arbeitgebermarke, kommunizieren Sie zielgruppenspezifisch über die Recruiting-Kanäle, verbessern Sie nach und nach Arbeitsbedingungen und Personalinstrumente.“
Ohne den theoretischen Vorlauf, aber mit viel Erfolg ist die KTR Systems GmbH vorgegangen. Das international tätige Familienunternehmen mit Hauptsitz in Rheine entwickelt und fertigt Antriebstechnik. „Wir haben einfach losgelegt, mehr als 30 Maßnahmen realisiert und erst danach die Arbeitgebermarke formuliert“, berichtete Personalleiter Holger Klinge. Als Renner im Personalmarketing-Portfolio und somit als wichtiger Teil des Employer Branding habe sich das Angebot an Auszubildende erwiesen, eine gewisse Zeit in einem Betrieb im Ausland zu verbringen. Klinge verwies darauf, dass die IHK ein solches Engagement unterstütze. Inzwischen kommuniziere KTR seine Arbeitgebermarke auf vielen Kanälen. Dringend riet der Personalchef davon ab, „eine Marke zu spielen, die das Unternehmen in Wirklichkeit nicht ist.“ Genauso sieht es der NRW-Wirtschaftsminister. „Versprechungen, die Mitarbeitern oder Kunden gegeben worden sind, müssen eingehalten werden, so haben wir das auch nach der Wahl mit den Entfesselungspaketen zur Belebung der Wirtschaft gemacht“, sagte Pinkwart.
Die Diskussionsrunde mit Christoph Brast, Holger Klinge, IHK-Vizepräsident Lars Baumgu?rtel (Voigt & Schweitzer GmbH & Co. KG, Gelsenkirchen), Digitalisierungsberater Daniel Terwersche (ballo.digital) und Minister Pinkwart verbreitete zum Abschluss Zuversicht. Dazu hatte auch ein Film von Jeanette Kuhn beigetragen. Die Journalistin und Moderation des Industriekongresses hatte Schüler gefragt, ob sie sich vorstellen können, in der Produktion zu arbeiten. Ergebnis: Das Image der Industrie ist überraschend positiv. „Genau darum geht es in der Akzeptanzoffensive der nord-westfälischen Industrie“, betonte Baumgürtel und fügte hinzu: „Wenn es uns gelingt, eine ‚Marke Industrie‘ zu entwickeln, wird es auch für jedes einzelne Unternehmen einfacher, Fachkräfte zu finden.“ Ziel dieser Initiative, die von mehr als 350 Unternehmen getragen wird, ist, der Öffentlichkeit die Industrie näherzubringen und für Produkte und Leistungen zu begeistern. Der IHK-Industriekongress ist ein Baustein der Akzeptanzoffensive.

Foto: Betz

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