IHK Nord Westfalen: „Zehntes Jahr mit Wachstum“ endet



Allen Unken- und Rezessionsrufen zum Trotz: Die regionale Wirtschaft ist 2019 erneut gewachsen. Das steht für die Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen fest, auch wenn die Zahlen für das vierte Quartal noch fehlen. „Das Wachstum fällt schwächer aus als anfangs gedacht, aber stärker als zwischenzeitig befürchtet“, resümiert IHK-Präsident Dr. Benedikt Hüffer zum Jahreswechsel. Es war dann das zehnte Jahr in Folge mit steigenden Umsatzzahlen, „ein bemerkenswertes Jubiläum, das keineswegs normal ist“. Dennoch bleibt die IHK auch bei den Aussichten für das neue Jahr verhalten optimistisch: „Große Sprünge sind derzeit zwar nicht zu erwarten, aber auch noch keine tiefe Krise“, fasst der IHK-Präsident und Unternehmer aus Münster die Perspektiven zusammen.

Nach der langen Aufschwungsphase muss die nord-westfälische Wirtschaft weiterhin mit einer ungewohnt schwachen Konjunktur zurechtkommen. Als eine zentrale Ursache dafür gilt allgemein die nachlassende Nachfrage aus dem Ausland. In der Statistik für den IHK-Bezirk Nord Westfalen spiegelt sich diese Entwicklung zumindest in der Gesamtrechnung der ersten drei Quartale für 2019 jedoch noch nicht wider. Im Gegenteil. Bis Ende September legte der Auslandsumsatz sogar nochmals um 3,6 Prozent zu, bei einer regional allerdings sehr unterschiedlichen Entwicklung.

Unter dem Strich stieg der Gesamtumsatz der Industrie im IHK-Bezirk durch den Exporterfolg im Vorjahrsvergleich bis Oktober noch einmal um 1,2 Prozent. Doch: „Verantwortlich dafür sind letzte Ausläufer der industriellen Hochkonjunktur in einzelnen Branchen und Kreisen des Münsterlandes“, erläutert Hüffer. Er weiß: „Unser erfolgreiches Geschäftsmodell, das auf einer exportstarken Industrie basiert, ist unter Druck.“ Handelsstreitigkeiten vor allem zwischen den USA und China, aber auch die Hängepartie um den Austritt Großbritanniens aus der EU stören die Geschäftsbeziehungen. Darauf deuten als Vorboten auch die Zahlen auf Landesebene hin. Im nordrhein-westfälischen Durchschnitt waren sowohl der Inlands- als auch der Auslandsumsatz bereits zum Oktober im Minus, der Gesamtumsatz letztlich um zwei Prozent unter dem Vorjahreswert.

Entsprechend stützt sich die Hoffnung des IHK-Präsidenten auf ein leichtes Wachstum in 2020 vor allem auf den Dienstleistungsbereich. „Die tragenden Säulen der Binnenkonjunktur sind weitgehend noch stabil“, sagt Hüffer. Ein nach wie vor hohes Beschäftigungsniveau und Lohnsteigerungen stützen die Handelsumsätze. Vor allem aber die Bauwirtschaft ist größtenteils „bis zum Anschlag ausgelastet“.

„Der Fachkräftemangel ist hier besonders zu spüren“, ergänzt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel. Der Mangel ziehe sich aber durch alle Branchen. Trotz bereits schwächerer Konjunktur konnte im Herbst 2019 jedes zweite Unternehmen offene Stellen nicht besetzen. Laut IHK-Umfrage hatte nur ein Viertel der Unternehmen überhaupt keinen Personalbedarf. Im ersten Quartal war die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Nord-Westfalen auf insgesamt 932.000 gestiegen.

Vergeblich suchen viele Betriebe auch weiterhin nach qualifizierten Bewerbern für ihre Ausbildungsplätze. Nach einem kräftigen Anstieg von drei Prozent auf 9.900 neue Ausbildungsverträge im vergangenen Jahr verzeichnet die IHK in diesem Jahr einen Rückgang. Jaeckel rechnet trotz stark sinkender Schulabgänger- und Bewerberzahlen aber immer noch mit über 9.600 neuen Ausbildungsverträgen.

Auch 2020 setzt die IHK ihre Projekte, mit denen sie die Betriebe bei der Suche nach Auszubildenden unterstützt fort. Fast 540 Partnerschaften zwischen Schulen und Betrieben hat die IHK inzwischen initiiert, mehr als 1.100 Mal waren IHK-Ausbildungsbotschafter 2019 im Einsatz, um in Schulen über die Vorzüge einer betrieblichen Ausbildung zu berichten.

Fotos/Bildzeilen: Dr. Benedikt Hüffer, Präsident der IHK Nord Westfalen

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