IHK-Pilotversuch bringt honduranische Talente zu Flender
Wie Berufe der Industrieelektronik und Industriemechanik in Deutschland ausgebildet werden, dies erlebten einen Vormittag lang hautnah drei Schülerinnen und fünf Schüler aus Honduras bei Flender in Bocholt. Sie sind für insgesamt vier Wochen in Nord-Westfalen, um hier Berufsschulen zu besuchen und Betriebspraktika zu absolvieren. Ermöglicht wird dies durch eine Kooperation zwischen der IHK Nord Westfalen und dem Centro Técnico Hondureño Alemán (CTHA), einer technischen Berufsschule in dem mittelamerikanischen Land. Ziel ist, Betrieben aus der Region die Suche nach guten Nachwuchskräften zu erleichtern.
Verständigungsprobleme und offene Fragen bei der Anerkennung ausländischer Abschlüsse: Das sind zwei Gründe, die Unternehmen häufig davon abhalten, Fach- und Arbeitskräfte aus Ländern außerhalb der EU anzuwerben. Damit heimische Betriebe künftig junge, gut ausgebildete Kräfte mit Deutschkenntnissen für sich gewinnen können, ohne in verschiedenen Ländern suchen zu müssen, haben IHK und CTHA eine Zusammenarbeit angestoßen. Dabei herauskommen soll eine „systematische und faire Fachkräfte-Anbahnung auf Augenhöhe“, erklärte Christopher Papendorf, Regionalbeauftragter Westmünsterland der IHK. „Angesicht des Fachkräftemangels ist es für unsere Region entscheidend, den Mut zu innovativen und zukunftsfähigen Wegen zu haben“, meinte er.
Mit acht jungen Honduranerinnen und Honduranern ist nun der Pilotversuch gestartet. Beim kurzen Tripp nach Bocholt lief die Kommunikation schon reibungslos. „Wir konnten uns gut verständigen“, berichtete Ausbildungsleiter Thorsten Fahrland. Er zeigte sich angetan von den Fähigkeiten und den vielen Fragen: „Die Besucherinnen und Besucher waren sehr neugierig, das ist alles andere als selbstverständlich“, erklärte Fahrland, der die Schülerinnen und Schüler durch den Betrieb führte. Anschließend ging es für die Honduranerinnen und Honduraner wieder zurück nach Münster und Senden, wo sie derzeit in dreiwöchigen Praktika bei BASF Coatings, Langguth und Beresa den deutschen Arbeitsalltag kennenlernen.
Die guten Deutschkenntnisse der mittelamerikanischen Nachwuchskräfte sind dabei kein Zufall: Das CTHA arbeitet mit dem Sprach- und Kulturinstitut Humboldt in San Pedro Sula zusammen, die jungen Gäste sprechen deutsch auf B1-Niveau. Und auch fachlich zeigte sich die Besuchergruppe fit: Mit dem vierwöchigen Aufenthalt in der Region schließen sie ihre dreijährige Ausbildung in den Berufen „Industriemechanik“ oder „Elektronik Betriebstechnik“ ab. Papendorf zeigte sich beeindruckt davon, mit welcher Begeisterung und Motivation die jungen Menschen während ihres Ausbildungspraktikums die neuen Erfahrungen aufnehmen. Was ihn besonders freute: „Ihre Faszination für die hohe Qualität der produzierenden Unternehmen unserer Region und das Qualitätsmerkmal ,Made in Germany‘.“
Das CTHA besuchen rund 1.300 Schülerinnen und Schüler. Sie belegen dort Kurse unter anderem in Industriemechanik, Elektrotechnik, Elektronik, Stahlbau, Kältetechnik und Fahrzeugbau. Gegründet wurde die technische Berufsschule 1965 durch ein Abkommen zwischen Honduras und der Bundesrepublik Deutschland.