Innovationen auf der Spur: Projekt bringt Studierende und Unternehmen entlang der Grenze zusammen

Millionen von Ohrmarken produziert das Bocholter Unternehmen Caisley jährlich. Mit ihnen werden Kühe, Schweine und Schafe in aller Welt gekennzeichnet. Doch wenn das Nutzvieh geschlachtet wird, landet der biegsame Kunststoff auf dem Sondermüll. „Schade um ein Produkt, für das doch qualitativ hochwertige Materialien verarbeitet werden“, meint Geschäftsführerin Cornelia Nehls und denkt an Wiederverwertung. Nur wie? Bei der Beantwortung dieser Frage sollen ihr vier deutsche und vier niederländische Studenten acht Wochen lang helfen.
Das Team ist Teil des grenzüberschreitenden Projektes „Smart Solution Lab“, das Firmen mit innovativen Ideen bei der Lösung von Problemen hilft. Ganz nebenbei werden die Betriebe dazu animiert, künftig bei der Suche nach Personal oder Beratung auch mal über den Tellerrand, sprich über die Grenze zu schauen. „Eine Win-Win-Situation“, meint die deutsche Projektkoordinatorin Renate Warmers von der Innovationsberatung der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WfG) für den Kreis Borken.
Mehr als 100 Studierende der Saxion-Hochschule in Enschede sowie der FH Münster und der Westfälische Hochschule in Bocholt machen mit. Deren Fachrichtungen sind so verschieden wie die Anforderungen der Unternehmen. „Mal geht es um die Entwicklung neuer Produkte, mal um eine Markterweiterung, mal um Marketingfragen oder um Nachhaltigkeitsthemen“, berichtet Warmers.
Bei hyCLEANER in Gronau beispielsweise setzten sich die durch einen angehenden Bioniker aus Bocholt verstärkten Studierenden daran, die Wasserversorgung von Robotern zu optimieren, die gewerblich genutzte PV-Modulen reinigen (Foto). Später war das gleiche Team dann bei der Firma Nijdeken in Hengelo aktiv, um bei der Identifizierung neue Produktfelder zu helfen.
Das Arbeiten auf beiden Seiten der Grenze ist gewollt, ja sogar für alle Teams ein Muss. So lernen die angehenden Experten und Manager unmittelbar den Arbeitsmarkt des jeweils anderen Landes kennen. „Natürlich werden in so kurzer Zeit keine komplette Lösungen entwickelt. Aber innovative Konzepte oder sogar Prototypen sind durchaus möglich“, erklärt die Projektmanagerin.
Ihre Pendant auf niederländischer Seite, Justin Schoot, ist zufrieden mit den ersten Resultaten. „Man sieht, dass die Studierenden viel lernen. Das ist auch normal, denn das ist ein sehr intensiver Prozess“, erklärt er. Und was kommt nach dem Ende des auf drei Jahre begrenzten, durch das INTERREG-Programm geförderten Projektes? WfG-Geschäftsführer Dr. Daniel Schultewolter ist zuversichtlich, dass „Smart Solution Lab“ kein Strohfeuer wird. „In Enschede wird so etwas schon als Semester angeboten. Jetzt arbeiten wir daran, dass die Idee auch in den Lehrveranstaltungsplänen der FH in Münster und der Westfälischen Hochschule Bocholt verankert wird“, meint er.