Interkulturelle Demenzbegleiterinnen zertifiziert



Bocholt (PID). Am Samstag, 28. Mai 2016, nahmen im Europa-Haus 21 türkische Frauen im Europa-Haus ihre Zertifikate als interkulturellen Demenzbegleiterinnen im Empfang. Übergeben wurden die Zertifikate von Kornelia Folk vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und dem städtischen Integrationsbeauftragten Jochen Methling.
Seit März 2016 nahmen die Frauen unterschiedlichen Alters an einen 40 Stunden umfassenden Lehrgang teil, bei dem sie praxisnah viele Aspekte demenziellen Erkrankungen kennenlernten. Den Pflegealltag lernen die Teilnehmerinnen durch ein zwölfstündiges Praktikum in unterschiedlichen Bocholter Pflegeeinrichtungen kennen.
Projektträger dieser Weiterbildung waren das Seniorenbüro der Stadt Bocholt, der Verein Leben im Alter (L-i-A) und der Caritasverband für das Dekanat Bocholt.
Komplexität von Demenz deutlich gemacht
Zu Beginn der Veranstaltung wurden die Eindrücke und Erfahrungen aus den letzten drei Monaten von den Teilnehmerinnen zusammengetragen. Unterschiedliche Orte, die mit der Betreuung von Demenzpatienten zu tun haben, wurden für die Schulungsabende ausgewählt. So konnten die Referenten vor Ort aus ihren Arbeitsschwerpunkten die Komplexität dieser Erkrankung, aber auch die therapeutischen Möglichkeiten deutlich machen.
Die Teilnehmerinnen berichteten außerdem, dass die Erfahrungen aus dem Praktikum wertvoll für sie waren. So berichteten sie mit Bewunderung von der Geduld, die sie in den Pflegeeinrichtungen im Umfang mit den Patienten erlebt hatten.
„Vorbildliches Konzept“
Kornelia Folk, zuständige Mitarbeiterin im Refarat „Gesundheit im Alter“ und „Hilfen bei Demenz“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, zeigte sich beeindruckt von den Berichten der Teilnehmerinnen und Organisatoren. Als zuständige Mitarbeiterin für das Bundesprojekt „lokale Allianzen für Menschen mit Demenz“ sei sie immer neugierig, wie die theoretischen Rahmenbedingungen für ein solches Projekt vor Ort umgesetzt würden.
Das Konzept in Bocholt sei „vorbildlich“. Die Stadt habe nun in ihrer Erinnerung einen festen Platz, denn hier werde beispielhaft der Weg zu einem kultursensiblen Umgang mit Menschen mit Demenz gegangen. „Durch die heutigen Gespräche habe ich den Eindruck, dass die Stadt Bocholt Verantwortung für ihre Menschen übernimmt, egal ob gesund oder krank“, so Folk.
Spontan lud sie daher die Stadt Bocholt sowie eine der Kursteilnehmerinnen zu einer bundesweiten Veranstaltung am 8. September 2016 in Düsseldorf ein. Dort sollen sie das „Bocholter Modell“ als gelungenes Beispiel präsentieren. Aufgrund ihrer Erkenntnisse aus Bocholt wird Folk auf der Düsseldorfer Veranstaltung auch das Thema Migration mehr in den Vordergrund rücken.
Weiterer Kurs geplant
Ingrid Thuilot von der Stadt Bocholt, Inge Bihn vom Caritasverband für das Dekanat Bocholt und Agnes Wellkamp vom Verein Leben im Alter e.V. (L-i-A), beglückwünschten die Teilnehmerinnen zu ihrem Zertifikat. Die Begleitung der Frauen hätte ihnen sehr viel Freude bereitet. „Der sensible Umgang der Frauen mit dem Thema Demenz hat mich sehr beeindruckt“, so Wellkamp.
Mit dem Ende dieses Lehrgangs ist jedoch nicht Schluss. Im nächsten Jahr ist ein weiterer Kurs geplant. Die diesjährigen Teilnehmerinnen werden im Juni in einem Perspektivgespräch konzentriert darüber nachdenken, ob und wie sie ihre neuen Fähigkeiten einsetzen können, zum Beispiel in einer weitergehenden Ausbildung, in der eigenen Familie, im Ehrenamt oder auch in einer beruflichen Perspektive. Denn zwar hatten die meisten Frauen den Kurs mit der Motivation begonnen, mehr Kenntnisse für die eigene Familie zu erhalten. Im Laufe des Lehrgangs habe sich für einige Teilnehmerinnen der Blickwinkel darüber hinaus erweitert.
Gemeinsamer Abschluss
Zum Abschluss der Veranstaltung besuchten die Teilnehmerinnen gemeinsam das Gemeindefestes des Moscheevereins Ditib. Zu diesem hatte der Verein an diesen Wochenende eingeladen hatte.

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