Interkulturelles Netzwerk Westmünsterland setzt auf innovative Lösungen



Die Pandemie hat sämtliche gesellschaftliche Bereiche erfasst und fest im Griff, sie beeinflusst auch die Integrationsarbeit in unserer Region. Damit geht leider wertvolle Zeit für die Integration von Zugewanderten verloren und es ist nicht absehbar, wann „normales Leben“ und eine weitreichende Förderung der Menschen bei ihrer Integration wieder möglich sein werden, so der Netzwerk-Sprecher Marijan Renić von der Integrationsagentur der Caritas Borken. Wie also weiter? Darüber berät aktuell der Arbeitskreis „Öffentlichkeitsarbeit“ des Netzwerks.
Viele zugewanderte Menschen benötigen weiterhin dringend Unterstützung, aber Integrations- und Sprachkurse sind geschlossen, Beratungsstellen kämpfen mit den Auswirkungen von Kontaktbeschränkungen, wichtige Veranstaltungen fallen aus, reale Treffen in Gremien können nicht stattfinden, Maßnahmen können nicht bzw. nur eingeschränkt durchgeführt werden, Ehrenamtliche müssen Abstand halten und können nicht wie gewohnt tätig sein und wissen oft nicht weiter.
Alle Mitgliedsorganisationen des Interkulturellen Netzwerks Westmünsterland im Kreis Borken, bestehend aus freien Trägern der Wohlfahrtspflege, von Bildungseinrichtungen und öffentlichen Trägern, haben die zum Teil drastischen Veränderungen der Kontaktbeschränkungen bereits hautnah selbst erlebt und viele suchen in ihrer Arbeit weiter nach innovativen und alternativen Formen oder wenden sie bereits an, um für ihre Zielgruppen arbeitsfähig zu bleiben.
Die zentrale Frage lautet: Wie kann Integrationsarbeit in Zeiten des „social distancing“, das heißt mit den aktuellen Einschränkungen, wirksam geleistet werden?
Die Sprachkurs- und Bildungsträger stellen sich um, berichten Iris Schlautmann, Co-Sprecherin des Netzwerks und verantwortlich für die Integrationsagentur des DRK, Reinhold Sandkamp von der Akademie Klausenhof, Christian Kania von der Geba Münster, wie auch Elisabeth Schmeinck von der VHS Bocholt. Sie erproben neue webbasierte Methoden, um bedarfsorientierte Angebote zu entwickeln. Hierbei gilt es, die Entwöhnung von der deutschen Sprache auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Mit den online basierten Lernplattformen erreicht man aber nur die „Starken“, so schränkt Christian Kania ein, die überwiegende Mehrheit kann man so leider nicht erreichen. Iris Schlautmann weist weiter darauf hin, dass auch die technische Ausstattung und das technische Knowhow der Sprachkursschüler sehr unterschiedlich und manchmal nicht ausreichend sind, was den Einsatz online basierter Lernplattformen erheblich erschwert, im schlimmsten Fall unmöglich macht.
Einschränkungen, so ergänzt Elisabeth Schmeinck, gelten auch bei manchen Ehrenamtlichen, vor allem bei den Älteren, die sich für ihr Engagement keinen Einsatz von Technik vorstellen können. Julia Hoffmann vom Sportbildungswerk im Kreissportbund Borken bietet unter anderem verschiedene onlinebasierte Weiterbildungsangebote für die Sportvereine und für alle Interessierte im Kreis Borken an.
Um sich gegenseitig zu unterstützen, so ergänzt Torsten Henseler vom Kommunalen Integrationszentrum des Kreises Borken, ist ein Austausch und ein Wissenstransfer innerhalb und außerhalb des Netzwerks wichtig. Er fragt, was funktioniert bereits gut, und was können die Netzwerkpartner von anderen lernen und übernehmen?
Ahmet Sezer, der Integrationsbeauftragte der Stadt Gronau berichtet ebenfalls von erfolgreich durchgeführten Videokonferenzen, mit Zielgruppen, vor allem mit Migrantenselbstorganisationen, ebenso wie Jan Meller von der dortigen DRK Integrationsagentur, der unter anderem mit Ehrenamtlichen arbeitet, die sich auch virtuell einbringen wollen.
Es bleibt insgesamt festzuhalten, dass für die Bedarfe der Zielgruppen des Netzwerks nicht alle
Formen und Formate gleich zielführend sind, dazu sind sie zu heterogen, die Angebote müssen wirksam angepasst werden, so Marijan Renić.
Hierbei wird Anno Kluss von context-beratung aus Köln das Netzwerk beim ersten virtuellen Treffen in großer Runde in einer Videokonferenz als Coach unterstützen, um einen professionellen Ablauf und die Wirksamkeit der künftigen Aktivitäten abzustimmen und sicherzustellen.
Abschließend ist anzumerken, so Marijan Renić, dass virtuelle Formate aktuell als höchst notwendig eingestuft werden müssen, dennoch hoffentlich nach der Pandemie vielleicht als ein zusätzliches Format, aber niemals als voller Ersatz für reale Treffen und Schulungen dienen sollten, dazu sind reale Begegnungen zu wichtig, der Mensch ist schließlich ein soziales Wesen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert