Ist die Bocholter City „visionslos“?



Von BERTHOLD BLESENKEMPER

Ist Bocholt visionslos? Der gefragte Handelsexperte Marcus Diekmann zumindest vermisst in einem am Samstag veröffentlichen BBV-Interview <www.bbv-net.de/Lokales/Bocholt/Handelsexperte-Bocholt-muss-viel-mehr-tun-342025.html> eine motivierende Ziele festlegende Zukunftsvorstellung für die Innenstadt. Der ehemalige Geschäftsführer von Rose Bikes geht mit der Politik hart ins Gericht. Und tatsächlich lassen moderne Konzepte oder gar Strategien – mit Ausnahme der Aufteilung in Alt- und Neustadt – auf sich warten. Bürgermeister Thomas Kerkhoff, der im Wahlkampf noch angekündigt hatte, bis zur 800-Jahr-Feier„eine neue Idee von Bocholt“ im Rahmen eines Bürgerbeteiligungsprozess entwickeln lassen zu wollen, scheint bislang so Recht auch noch keinen Plan zu haben.

Vieles war und ist Stückwerk. Beispiel: Besucherleitsystem. Acht digitale und 15 analoge Stelen sowie 58 Pfeilwegweiser wurden neu montiert. Mehr als 300.000 Euro hat das gekostet. Für ein einziges „Hartelijk welkom“ allerdings hat es dabei nicht gereicht. Nirgends ein freundlicher Hinweis in englischer oder gar niederländischer Sprache – und das obwohl neue Geschäfte wie Butlers ausdrücklich wegen der vielen Besucher aus dem angrenzenden Nachbarland nach Bocholt gekommen sind.

Eine Ausnahme gibt es. Mit einem „Touch me!“ in weißer Schrift auf rotem Button werden Besucher aufgefordert, die sensitiven Monitore der digitalen Stelen zu nutzen, um mehr Infos zu erlangen. Wenn sie dieser Aufforderung folgen, war es das allerdings mit den Fremdsprachen. Was in der Folge zu sehen ist, sind hauptsächlich Inhalte der schon ziemlich in die Jahre gekommenen Homepage der Stadt. Eine neue Webseite ist in Arbeit. Die aber wird wohl erst (und dann auch nur schrittweise) im kommenden Sommer gelauncht. Bis dahin empfiehlt sich ein „Touch me“ an den digitalen Stelen nur bedingt.

Auf den analogen Stelen wiederum funktioniert die digitale Verknüpfung nicht. Wer beispielsweise am Benölkenplatz (oder an jedem anderen Ort) in der Hoffnung auf zusätzliche Hinweise den aufgedruckten QR-Code mit dem Smartphone einscannt, wird statt zu einer thematischen, im Idealfall mehrsprachigen Zielseite einfach zur überalterten Homepage der Stadt weitergeleitet. Von dort aus muss er sich mühsam durchwühlen, um zum Ziel zu kommen. Und daran wird sich auch nach dem Relaunch der bocholt.de <bocholt.de/> nichts ändern.

Wie es anders geht, zeigt die niederländische Nachbarstadt Winterswijk. Sie hat mit 100percentwinterswijk.com <100percentwinterswijk.com/> eine eigene Marketingplattform aufgebaut, die mit 100prozentwinterswijk.de <100prozentwinterswijk.de/> einen professionellen deutschen Ableger hat.

Auch die Digitalisierung der Bocholter Innenstadt lässt weiter auf sich warten. Vor mehr als einem halben Jahr wurde eine Arbeitsgemeinschaft einberufen. Über Ergebnisse ist offiziell noch nichts bekannt.

Ebenfalls scheint die bauliche Erneuerung der City keinem zielgerichteten Vision zu folgen. Heute um 17 Uhr nun werden die Ideen für eine neue Ravardistraße vorgestellt.

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