Zahl neuer Azubis deutlich gesunken



Die IHK Nord Westfalen verzeichnete im vergangenen Jahr bei den neuen Ausbildungsverträgen „einen spürbaren Rückgang, aber keinen dramatischen Einbruch“, wie IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel betont. Im Vergleich zum Vorjahr ging die Zahl neuer Ausbildungsverhältnisse in IHK-Berufen um 11,6 Prozent zurück. Im Landesdurchschnitt ist der Rückgang zwei Prozent stärker. Insgesamt registrierte die IHK Nord Westfalen bis Ende des Jahres 8.491 neue Ausbildungsverträge. 2019 waren es 9.609.

„Die Corona-Pandemie und der erste Lockdown im Frühjahr haben den Ausbildungsmarkt in der heißen Bewerbungsphase abrupt ausgebremst und zeitweise fast vollständig zum Erliegen gebracht“, erläutert Jaeckel. Dabei sei eine Lücke von anfangs über 20 Prozent entstanden, die bis zum Jahresende zwar deutlich verkleinert, aber nicht vollständig geschlossen werden konnte.

Grund für den Rückgang sind nach IHK-Einschätzung nur zum Teil die für manche Branchen drastischen Beschränkungen. So sei die Veranstaltungsbranche zum Beispiel seit fast einem Jahr vollständig lahmgelegt. Über alle Branchen hinweg deutlich stärkere Auswirkungen hätten allerdings die fehlenden direkten Kontaktmöglichkeiten zwischen Betrieben und Schulabgängern. Ausbildungsmessen konnten nicht stattfinden, Praktika in den Betrieben nicht absolviert werden, „weshalb am Ende sogar mehr Ausbildungsplätze unbesetzt blieben als in der Vergangenheit“, so Jaeckel.

„Die Ausbildungsbereitschaft in der Wirtschaft ist hoch“, unterstreicht deshalb der IHK-Hauptgeschäftsführer trotz und gerade wegen des Rückgangs. Denn wie schon in den vergangenen Jahren gab es im Münsterland auch 2020 mehr Ausbildungsplätze als Bewerber. Über alle Bereiche hinweg standen den 11.953 Ausbildungsplätzen nach Angaben der Agentur für Arbeit 9.796 Bewerberinnen und Bewerber gegenüber. Das sei in der Emscher-Lippe-Region aufgrund des geringeren Unternehmensbesatzes zwar deutlich anders, doch auch hier sank die Zahl der Bewerber weitaus stärker als die Zahl der Ausbildungsangebote.

Insgesamt hat sich der Ausbildungsmarkt im IHK-Bezirk Nord Westfalen im vergangenen Jahr recht unterschiedlich entwickelt. Während die Betriebe in der Stadt Bottrop sogar etwas mehr Verträge schließen konnten (plus ein Prozent), haben die Unternehmen im Kreis Steinfurt deutlich weniger Auszubildende eingestellt. Hier verbuchte die IHK ein Minus von fast 17 Prozent (siehe Einzelergebnisse unten).

Die IHK Nord Westfalen erwartet, dass die Probleme am Ausbildungsmarkt auch in diesem Jahr anhalten. „Fehlende Berufsorientierungsangebote, Praktika und Ausbildungsmessen erschweren es, dass zueinander passende Bewerber und Angebote zusammenfinden“, sagt Jaeckel. Dieses sogenannte „Matching“ zwischen Bewerbern und Ausbildungsplätzen sei schon vor der Corona-Pandemie die größte Herausforderung auf dem Ausbildungsmarkt gewesen. „Die Pandemie hat auch hier als Verstärker gewirkt.“

Wie für die wirtschaftliche Entwicklung insgesamt, so sei es auch für den Ausbildungsmarkt nun entscheidend, wann der Lockdown beendet werden könne und wie die Massenimpfung verlaufe. Jaeckel betont: „Mit dem Aufholprozess der Wirtschaft, der ab dem späten Frühjahr erwartet wird, müssen wir alles dafür tun, die Zahl der neuen Auszubildenden wieder auf das Niveau vor Ausbruch der Corona-Pandemie zu steigern.“ Schon bald werde ansonsten der Fachkräftemangel wieder das größte Hindernis für eine positive wirtschaftliche Entwicklung sein.

Deshalb weitet die IHK Nord Westfalen ihre Online-Angebote aus. Zusammen mit der Handwerkskammer Münster veranstaltet die IHK zum Beispiel vom 8. bis 19. März die Aktion „Ausbildung sucht dich!“ Dabei können die Bewerberinnen und Bewerber kurze Gesprächstermine mit sehr vielen Ausbildungsbetrieben buchen (www.ausbildungsuchtdich.de <www.ausbildungsuchtdich.de/>).

Münsterland
Die Entwicklung im Münsterland sieht so aus (Durchschnitt: minus 11,4 Prozent auf 5.986 Ausbildungsplätze): Am schwächsten war der Rückgang an neuen Ausbildungsverträgen in der Stadt Münster (minus sieben Prozent auf 1.556 Ausbildungsverträge), am stärksten im Kreis Steinfurt (- 16,8 Prozent auf 1.421). Unter dem Durchschnitt des Münsterlandes liegen die Kreise Coesfeld (- 9,6 Prozent auf 622) und Warendorf (- 9,9 Prozent auf 877), leicht über dem Durchschnitt liegt der Kreis Borken (- 12,1 Prozent auf 1.510).

Emscher-Lippe-Region
In der Emscher-Lippe-Region registrierte die IHK im vergangenen Jahr 12,1 Prozent weniger Neuverträge (2.505). Dem leichten Zuwachs in der Stadt Bottrop (+ 1 Prozent auf 299) stehen Rückgänge in der Stadt Gelsenkirchen (- 9,5 Prozent auf 728) und im Kreis Recklinghausen gegenüber (-15,5 Prozent auf 1.478).

Foto/Bildzeile: Dr. Fritz Jaeckel, Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen.

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