José Abrantes Luís: Alle sind Bocholter und sollen sich auch so fühlen



José Abrantes Luís ist Mitglied im Integrationsrat der Stadt Bocholt. Bruno Wansing, Integrationsbeauftragter der Stadt Bocholt, hat mit ihm gesprochen und stellt den portugiesischen Staatsbürger hier vor.


José Abrantes Luís ist 1973 in Portugal in Manualde geboren und lebt seit 1975 in Bocholt. Er ist mit Nicole Brendel Luis verheiratet und hat drei Kinder, Justine (22), Catherine (19) und Joline (14). Opa ist er auch schon, seine fünfjährige Enkelin heißt Josie.

Sein Vater Armando Bernardo Luís kam schon 1971 nach Bocholt und arbeitete und lebte in Suderwick. 1975 holte er die Kinder nach und so kam auch Jose nach Suderwick und lernte fortan nicht nur die deutsche, sondern auch gleich die niederländische Sprache. „Ich glaube, wenn ich niederländisch spreche, verstehen die mich auch heute noch“, ist sich Abrantes Luís sicher.

Alles was hier passiert, geht mich auch was an

Abrantes Luís fühlt sich als echter Bocholter. „Ich lebe hier seit meiner Kindheit und alles was hier passiert, geht mich als Bürger dieser Stadt auch was an“, betont er. Zuhause wurde nur portugiesisch gesprochen, „und wo lernst Du dann deutsch? auf der Straße, im Kindergarten in der Schule“, sagt Abrantes Luis, man müsse das aber auch wollen und dürfe sich nicht einigeln, wie es bei manchen Kulturkreisen passiere.

Integration fängt mit Sprache an

„Wir haben einmal in der Woche nach der Schule noch heimatsprachlichen Unterricht gehabt und am Ende sogar noch einen Abschluss machen müssen“, berichtet Abrantes Luís, „darüber bin ich im Nachhinein noch dankbar, dass wir dieses Angebot bekommen haben und ich mehrsprachig aufwachsen konnte“. Sein Vater habe im Sägewerk gearbeitet, nur mit portugiesischen Landsleuten. „Da kam es dann, dass er eher schlecht deutsch spricht. Meine Mutter – María da Gloria Abrantes –  dagegen hat viel mit Deutschen gearbeitet und die deutsche Sprache schneller und besser gelernt“, so Abrantes Luis.

 „Für mich fängt Integration mit Sprache an, alles andere, Bildung, Arbeit, Sozialkompetenz, Engagement, stehen hinten an, auch wenn diese Punkte sehr wichtig sind.

Dritte Periode im Integrationsrat

Abrantes Luís ist im Jahr 2020 zum dritten Mal in den Integrationsrat gewählt worden. „Mein Bruder Antonio Abrantes Luís war mal im damaligen Ausländerbeirat. Als der nicht mehr wollte hat mich Emanuele Mascolo gefragt, ob ich mir das nicht vorstellen könne“, berichtet Abrantes Luís über seine ersten Schritte zum Integrationsrat. „Ich habe mir dann gedacht, da könnest Du doch mitwirken und Dich für ältere Menschen und Menschen mit Benachteiligungen einsetzen“, erzählt Abrantes Luís.

Kultursensible Pflege, Sprach- und Jugendförderung 

Sein aktuelles Thema, um das er sich auch in einem Arbeitskreis des Integrationsrates kümmert, ist das der kultursensiblen Pflege. „Gerade für die älteren Menschen, die die deutsche Sprache nicht besonders gut oder vielleicht auch gar nicht sprechen, ist es wichtig, dass sowohl in der stationären als auch in der mobilen Pflege Menschen da sind, die sich mit ihnen verständigen können“, betont Abrantes Luís. Im Rahmen der Sprachförderung will er mit dem Integrationsrat erreichen, dass Barrieren abgebaut, Missverständnisse ausgeräumt und vor allem der heimatsprachliche Unterricht in den Schulen wieder gefördert wird. Bei den Jugendlichen wünscht er sich wieder mehr Respekt gegenüber älteren Menschen, gegenüber den Rettungsdiensten, einfach gegenüber Menschen, die sich in den Dienst der Allgemeinheit stellen.

„Vieles ist schon entschieden…

… bevor wir im Integrationsrat die Infos dazu bekommen“, wünscht sich Abrantes Luís, dass Entscheidungen, die im Rat getroffen werden, und bei denen der Integrationsrat im Vorfeld durchaus helfen könnte, in dem er die Sichtweisen der Menschen mit internationaler Familiengeschichte mit in die Diskussion einbringt, vorab schon im Integrationsrat diskutiert werden können. 

„Wir sind nicht so bekannt“

Die Akzeptanz des Integrationsrates sei sowohl in der Bevölkerung als auch in Rat und Verwaltung schon da, „wir sind aber nicht so bekannt, und da müssen wir als Mitglieder des Integrationsrates selber auch sicherlich einiges noch tun“. Was den Rat anbelange, da habe der eine oder andere im Integrationsrat schon mal das Gefühl, nicht so ernst genommen zu werden. „Wir sind sicherlich akzeptiert, aber mehr auch nicht. Bei einigen Mitgliedern des Rates hat man das Gefühl, dass die denken, den müssen wir haben.“

Alle sind Bocholter und sollen sich auch so fühlen

Für sich selbst hat er einige Ziele gesetzt, die er in der laufenden Legislaturperiode noch angehen und erreichen möchte. „Wir müssen beim Herkunft sprachlichen Unterricht die Anschreiben, die an die Eltern gerichtet sind, persönlicher formulieren, mehr die Angebote und den Nutzen dieses HSU herausstellen. Kinder die muttersprachlich gefördert werden, lernen auch die deutsche Sprache schneller, das ist erwiesen“, weiß Abrantes Luís.  Er möchte weiterhin Hemmschwellen auf beiden Seiten abbauen, „multikulti“ verstärken und noch mehr Akzeptanz auf beiden Seiten. „Wir sind doch alle Bocholter und es sollten sich auch alle so fühlen“, so Abrantes Luís abschließend.  

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