Kitas und Eltern hoffen auf Überarbeitung des neuen Bundesteilhabegesetzes



Die Nachfrage steigt – freie Plätze in der Integrativen Kindertagesstätte des Kreises in Borken gibt es nur selten. Das zeigt deutlich, wie viel Bedarf bei der inklusiven Kindertagesbetreuung herrscht. Dies weiß auch Roswitha Kölker-Krüchting nur zu gut, denn sie leitet die Integrative Kita des Kreises Borken. „Wir sind eine inklusive Kindertagesstätte und betreuen hier gemeinsam Kinder mit und ohne Einschränkungen.“ Wie wichtig derartige Konzepte sind, zeigt nicht nur die hohe Nachfrage nach Plätzen: „Wir geben hier jedem Kind die Zeit, die es benötigt, um sich weiterzuentwickeln“, erklärt die Kita-Leiterin. Das gehe nur, weil das Kita-Personal individueller auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen kann. Die Gruppen bestehen zumeist aus zehn sogenannten „Regel-Kindern“ – das sind Kinder ohne Einschränkungen – und vier Kindern mit unterschiedlichen Förderbedarfen. Dafür stehen drei Fachkräfte zur Verfügung, die noch von Praktikanten unterstützt werden.

Wie richtig das gelebte Motto „Eine Kita für alle“ ist, zeigt sich auch am Beispiel von Familie Weiß aus Borken. Ihre Zwillinge Luca und Mona sind drei Jahre alt. Luca hat das Down-Syndrom. Auf der Suche nach einem passenden Kita-Platz war für die Mutter Julia Weiß sofort klar, dass beide Kinder gemeinsam in die Kita gehen sollen. „Wir wollten bewusst eine Einrichtung, bei der Luca gefördert wird und trotzdem nicht in der Masse der Kinder untergeht“, betont sie. Fündig geworden ist sie in der Integrativen Kindertagesstätte des Kreises Borken: Luca und Mona besuchen seit August 2021 gemeinsam die Kita. „Es ist wichtig, dass Kinder mit und ohne Einschränkungen gemeinsam aufwachsen – einfach, weil es ganz normal ist“, ergänzt Roswitha Kölker-Krüchting.

Für Julia Weiß bietet die Entscheidung für die Integrative Kindertagesstätte im Alltag viel Zeitersparnis. Zum einen kann sie ihre beiden Kinder morgens zu einem Kindergarten bringen und nachmittags wieder abholen. Zum anderen – und das ist ein noch größerer Pluspunkt – bekommt Luca hier die Förderung, die er für seine Weiterentwicklung benötigt. „Wir nutzen hier neben der Betreuung auch direkt vor Ort das Angebot der Physiotherapie, Motopädie und Logopädie“, freut sich die Mutter der Zwillinge. So kann Luca ganz normal in der Kita spielen und bekommt zwischendurch dennoch seine wichtigen zusätzlichen Förderungen im Bereich Motorik und Sprache. Dies unterstreicht auch Roswitha Kölker-Krüchting, und verweist darauf, dass sehr viele Familien die zusätzlichen Angebote in Anspruch nehmen. Unklar sei aber, wie es durch die Umsetzung des neuen Bundesteilhabegesetzes (BTHG) nun mit derartigen Zusatzangeboten weitergeht: Wo gibt es demnächst Hilfeleistung? Denn das Gesetz sieht vor, dass die Leistungen nicht mehr verpflichtend vor Ort angeboten werden müssen. Eine derartige Veränderung bedeutet nicht nur für Familie Weiß erheblichen Mehraufwand, sondern für viele andere Eltern auch. Künftig müsste Julia Weiß so alle Termine mit Luca außerhalb der Kita wahrnehmen und ihn tagsüber auch während der eigentlichen Betreuungszeit immer mal wieder für ein paar Stunden herausnehmen. Weder für Luca, der sehr gerne mit seinen Freunden in Kita spielt, noch für die heilpädagogischen Erziehungskräfte wäre das eine zufriedenstellende Lösung. Deswegen hoffen viele, dass das neue BTHG dahingehend noch mal angepasst wird und der Landschaftsverband Westfalen-Lippe auch weiterhin die Kosten für die Leistungen vor Ort über die Behindertenhilfe abdeckt.

Für alle Interessenten, die sich über die Integrative Kindertagesstätte des Kreises Borken informieren möchte, steht Roswitha Kölker-Krüchting gerne telefonisch unter 02861 / 943245 zur Verfügung. Weitere Informationen zum konzeptionellen Aufbau und Betreuungsangebot der Kita gibt es außerdem im Internet unter https://kita.kreis-borken.de.

Foto (Kreis Borken): v. li.: Roswitha Kölker-Krüchting, Kita-Leiterin, gemeinsam mit Familie Weiß in der Integrativen Kindertagesstätte des Kreises Borken

Quelle: Kreis Borken

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