Kleinster Herzschrittmacher der Welt im St.-Agnes-Hospital

Bocholt. Er ist kaum größer als eine Vitaminkapsel und hat es dennoch in sich: der kleinste Schrittmacher der Welt kann Menschen mit einem zu langsamen Herzschlag (Bradykardie) das Leben retten. Die Klinik für Kardiologie und Elektrophysiologie hat vor einigen Monaten damit begonnen, ausgewählten Patientinnen und Patienten, die einen Herzschrittmacher benötigen, diese spezielle Form der Stimulation anzubieten. Das neue Verfahren wird vor allem bei Patientinnen und Patienten angewendet, bei denen die bisher übliche Implantation eines Herzschrittmachers nicht möglich ist.
„Im Gegensatz zu einer klassischen Schrittmacherstimulation, bei der unterhalb des Schlüsselbeins der Herzschrittmacher in eine kleine Hauttasche eingebettet und mittels einer Elektrode durch die Vene mit dem Herzen verbunden wird, können wir mit dem neuen System erstmalig einen Schrittmacher direkt ins Herz platzieren“, erklärt Prof. Dr. Marcus Wieczorek, Chefarzt der Klinik für Kardiologie und Elektrophysiologie im St. Agnes-Hospital Bocholt, einen der Vorteile des neuen Herzschrittmachers namens „Micra“. Er führt weiter aus: „Im Herzkatheterlabor führen wir die kleine Kapsel mithilfe eines Katheters unter örtlicher Betäubung durch die Vene von der Leiste bis zum Herzen vor. Dort wird die Kardiokapsel mit kleinen Häkchen an der Herzwand verankert und der Katheter wieder zurückgezogen. Das winzige Implantat ist dadurch Schrittmacher und Elektrode zugleich.“
Vor allem Patienten, bei denen der venöse Zugang aufgrund einer Dialyse durch einen Shunt belegt ist, profitieren von dem neuen Verfahren. Aber auch bei Patienten, bei denen die venösen Zugänge krankheitsbedingt verengt sind oder bei denjenigen, die bereits mehrere Herzschrittmacher-Eingriffe hinter sich haben und es zu Problemen kommt, weil die Herzklappe nicht mehr komplett schließt, bietet das innovative Schrittmachersystem erstmals eine zuverlässige Alternative.
Vorteile des neuen Verfahrens bestehen zum einen darin, dass eine Verbindung zwischen Schrittmacher und Herzkammer mittels einer Elektrode nicht mehr erforderlich ist und zum anderen, dass das minimal-invasive Implantationsverfahren des „Micra“ äußerlich keine Veränderungen hinterlässt, die auf ein medizinisches Gerät hinweisen.
„Die Klinik für Kardiologie und Elektrophysiologie arbeitet über den „Micra“ hinaus natürlich mit weiteren unterschiedlichen Verfahren wie beispielsweise der His-Bündel-Stimulation oder der CCM-Versorgung bei Patienten mit einer fortgeschrittenen Herzschwäche. Letztlich besteht unser Ziel immer darin, die Lebensqualität unserer Patienten zu verbessern. Daher entscheiden wir nach ausführlicher Diagnostik in jedem Einzelfall, welche Therapie die besten Ergebnisse liefert“, so Prof. Dr. Wieczorek abschließend.
Quelle: Klinikum Westmünsterland