KOMMENTAR: Gebt der Bahn eine Chance!



Von BERTHOLD BLESENKEMPER

Auf den ersten Blick erweckt die Westmünsterland GmbH den Anschein, lediglich ein in die Wirtschaft verlängerter Arm einer politischen Allianz zu sein. Zu den sieben Gesellschaftern gehören schließlich zum Teil führende Vertreter von Stadtpartei, SPD und den Linken. Doch bei genauerer Betrachtung könnte die Sache durchaus funktionieren. Denn für das Geschäftsmodell sprechen gleich mehrere Dinge. Zunächst einmal ist die Reaktivierung von Bahnstrecken grundsätzlich ein absolutes politisches Trendthema. Überall in Deutschland – außer in einem kleinen Zipfel im Westen – bemüht man sich durchaus erfolgreich darum. Zweitens würde die Wirtschaft von einer Schienen-Verbindung von West nach Ost erheblich profitieren. Die Wege wären kürzer, die Logistik-Kosten niedriger, man bräuchte weniger der ohnehin immer seltener zu findenden Lkw-Fahrer und weniger teuren Sprit.

Auch der ökologische Nutzen mit Blick auf die CO2-Bilanz, die deutlich geringere Flächenversiegelung sowie die ohnehin dringend notwendige Verkehrswende wäre deutlich höher als der eines Radschnellweges. Und schließlich würde eine durchgehende Bahn-Verbindung das Image der Stadt erheblich verbessern. Dann könnte Komödiantin Hazel Brugger in Ihrer Endzeitvision wenigstens nicht mehr über die „Bahnhofsregion Bocholt“ als „ganz, ganz schlimmen Ort“ lästern.

Fazit: Die Wirtschaftlichkeit der Strecke und die Umsetzbarkeit der Pläne vorausgesetzt, sprechen deutlich mehr Argumente für die Bahn als für noch einen Radweg. Von denen haben wir nun wirklich ausreichend.

  1. Pierre Ofzareck says:

    Dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen, außer, dass jeder Tag, an dem hier in der Region noch weiter herumgeeiert wird, anstatt endlich Nägel mit Köpfen zu machen, dies die Region bares Geld kostet. Zum Einen wird es nicht billiger und zum Anderen ist der heutige Zustand für die ganze Region eine Belastung, auch wenn diese überwiegend individualisiert wird. Doch das Geld, das die Pendler jeden Monat in den Tank stecken, geben sie halt nicht mehr für etwas anderes aus und an der Tankstelle blutet derzeit das Portemonnaie recht ordentlich. Doch das ÖPNV-Angebot ist in der Region einfach zu schlecht, denn es fehlt die in den 90er Jahren endgültig gekappte Schiene, für eine echte Alternative zum Auto. Es ist eigentlich egal was die Umsetzung kostet, denn die Idee des Wiederaufbaus und der Reaktivierung der Verbindung Bocholt – Borken – Coesfeld (- Münster) ist so gut, das die Kosten für ihre Verwirklichung im Grunde völlig belanglos sind. Man hätte die Bahn damals eben überhaupt nicht stilllegen dürfen. Doch die Verkehrswende funktioniert eben nur mit der Schiene. Dazu gibt es keinerlei sinnvolle Alternative, sondern immer nur behelfsmäßige Krücken, denen es erheblich an Akzeptanz fehlt.

    • Marcel Planz says:

      Wollte mich mal wieder über den aktuellen Stand informieren und bin über diesen etwas angestaubten Artikel gestolpert.
      Über den Mehrwert einer Bahn brauchen wir wirklich nicht zu reden. Die Schiene ist und bleibt traditionell eine gute Idee und die Abschaffung vieler Bahnstrecken war mehr als ungeschickt.

      Aber einfach „Nägel mit Köpfen“ machen ist hier gar nicht so leicht. Viele Faktoren spielen mit rein.
      Der aktuelle Fahrradweg ist mist und müsste auch Saniert und verbreitert werden. Dieser hat eine extrem hohe Frequenz und ist mit den 1,2m einfach zu schmal für den Radverkehr in beiden RIchtungen. Hier die alte Bahnstrecke in Erwägung zu ziehen war doch erst mal gar nicht so unsinnig.

      Dann sind viele Grundstücke von der Bahn verkauft worden. Ich bin ebenfalls Besitzer eines solchen Grundstücks auf der Strecke Borken-Rhede. Wir wohnen hier nun viele Jahre mit Famielen und Nachbarn. Wie soll man das Problem den so schnell lösen? Wo sollen wir hin? Eine Bahn durch den Garten legen? Es gehört denen nun mal nicht mehr. Alternativ außenrum abroden und neu bauen will hier auch niemand.
      Die Neubaugebiete Hoxfeld und sind ein Problem. Aber die 100 Häuser der letzten 20 Jahre sieht niemand von den Kollegen der Westmünsterland GmbH. Gespräche werden auch bis Heute nicht geführt. Man darf sich über Zeitungsartikel informieren ob das eigene Grundstück bald wertlos wird und der Zug am Esszimmer vorbei fährt.

      Jeden Tag fährt hier ein leerer S75 und R51 vorbei, welche uns auch daran zweifeln lassen ob überhaupt Bedarf am Personenverkehr besteht. Ist ein Bus in 24 Minuten von Bocholt bis Borken so schlecht das niemand mitfährt und wird das bei der Bahn alles besser? Die Frequenz von 30min. im Busfahrplan ist für eine ländliche Region wie hier im Vergleich zu anderen nicht schlecht.

      Wir bleiben alle gespannt. Neue Infos stand Juni/Juli 2022 scheint es nicht zu geben.

  2. Werner Messing says:

    Wer sich die Studie zur Bahn Bocholt – Coesfeld anschaut, wird sofort feststellen, das so etwas
    a) zu teuer (mehr als eine halbe Milliarde Euro) kostet
    b) innerhalb der nächsten 30 – 35 Jahren nicht realisiert werden kann
    c) Städte und Gemeinden durch Lärmschutzwände in zwei Teile geteilt werden
    d) die Reisezeit nicht gesenkt wird (ganz im Gegenteil)
    e) das die Streckenanwohner einen erheblichen Teil ihres Hauswertes verlieren werden
    f) Fahrräder für Behinderte nicht befördert werden können (auf dem RS2 ja)
    g) das die Strecke nicht besser ist im Umweltschutz wie der RS 2 (dauernde Nutzung Glyphosat)
    h) der Radschnellweg dagegen Sicherheit und und Gesundheit bringt
    i) nach neustem Stand fast kein Unternehmen mit der Bahn seine Güter versenden will
    j) der Traum von den angeblichen Kosten von 25 Millionen bereits beim ersten Bahnübergang ausgeträumt ist
    k) das laut Kosten / Nutzen Rechnung die Bahn bei MINUS 0,86 liegt
    l) das laut Kosten / Nutzenrechnung der RS 2 bei PLUS 4,0 liegt

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert